Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
Vom Netzwerk:
todbringend war, doch zu ihrem eigenen Unglück schenkten die Vampire ihr meist keinen Glauben. Manchmal waren die letzten Worte, wenn der Pflock in sie eindrang: ›Sie ist es.‹«
    Der Wald war in undurchdringliche Dunkelheit getaucht, aber nun begannen sich von Neuem Umrisse abzuzeichnen. Ich sah ein kleines, einfaches Haus mit einem einzigen, großen Raum, der zugleich Küche und Wohnzimmer zu sein schien. Der Kamin war riesig, tief genug, um sich darin zu verbergen, und mannshoch, und er erstreckte sich über die gesamte Länge des Hauses. Ein Teekessel hing knapp über den Flammen, und Mrs. Bethany war damit beschäftigt, Kuchen aufzuschneiden. Am Tisch saß Christopher mit einigen Männern, die genauso wie er gekleidet waren; sie trugen lange Mäntel und hatten weiße Tücher um den Hals gebunden. Vor ihnen standen große Zinnbecher, die mit etwas gefüllt waren, das wie Bier aussah. Die Männer lachten laut.
    War es die Klarheit des Ortes, die mir zeigte, dass die anderen nicht so fröhlich waren, wie sie zu sein vorgaben? Dass ihre Augen Christopher eindringlich beobachteten, als er sich noch einmal nachschenkte?
    »Das waren Geschäftsfreunde.« Christophers Gesicht wurde vom Feuer angeleuchtet. Wir schienen ganz am Ende des Raumes in tiefem Schatten zu stehen. »Freunde. Dafür jedenfalls hielt ich sie. Wir haben in ein Schifffahrtsunternehmen investiert. Handel mit Luxusgütern zwischen Europa und Amerika, damals ein wachsender Industriezweig und deshalb eine sicher geglaubte Möglichkeit, das Vermögen meiner Familie zu vergrößern. Aber ich war nur die Gesellschaft der Jäger vom Schwarzen Kreuz gewöhnt. Man kann über das Schwarze Kreuz sagen, was man will, aber sie hätten sich nie an einem solchen Verrat beteiligt. Ich war im Glauben aufgewachsen, dass alles Übel der Welt bei den Vampiren zu finden ist. Bei Männern, die sich selbst als meine Freunde bezeichneten, habe ich nicht damit gerechnet.«
    »Was haben sie getan?«, hauchte ich, obwohl ich inzwischen wusste, dass die Gestalten uns nicht hören konnten.
    »Sie hatten gar nicht vor, eine Handelsgesellschaft aufzubauen. Sie wollten einfach nur das Geld meiner Familie stehlen, das ich ihnen als Investition überlassen hatte.« Noch immer klang er beinahe erstaunt, als könnte er auch nach einigen Hundert Jahren noch nicht begreifen, Opfer eines derartigen Verrats geworden zu sein. »Nach ein paar Monaten begann ich, darauf zu drängen, etwas im Gegenzug für mein Geld zu erhalten. Ich wollte Profit sehen. Einblick in die Bücher bekommen. Sie hatten endlose Entschuldigungen, warum sie sie mir gerade nicht zeigen konnten. Eines Nachts schwor ich, sie vor Gericht zu bringen. Als ich zu später Stunde nach Hause lief, griffen sie mich an. Ich war unbewaffnet und gerade dabei, mich von einer Wintergrippe zu erholen. Auch meine Ausbildung beim Schwarzen Kreuz nützte mir nichts. Sie ließen mich sterbend im Straßengraben zurück. Das Letzte, was ich von ihnen hörte, war ihr Lachen, als sie davongingen.«
    »Das tut mir leid.« Vor unseren Augen blieb die Szene, in der alle freundschaftlich miteinander umgingen. Vielleicht erinnerte Christopher sich lieber an diese Stunden als an seinen Tod. Ich konnte es ihm nicht verübeln. Auch ich dachte nicht gerne an meinen Tod, dabei hatte ich immerhin im Bett gelegen und Lucas an meiner Seite gehabt. »Das ist schrecklich.«
    Christopher starrte seine Mörder an, die in ebendiesem Moment über einen seiner Scherze lachten. Mrs. Bethany stellte einige Stücke Kuchen vor ihnen auf den Tisch; sie schien keineswegs in ebenso guter Stimmung wie die anderen zu sein, sondern hatte einen wachsamen Blick. Im Gegensatz zu ihrem Ehemann hatte sie längst bemerkt, dass etwas nicht stimmte.
    Dann veränderte sich der Raum noch einmal, Mrs. Bethany blieb reglos in der Mitte, ihr Kleid wechselte nahtlos von einer Farbe zur anderen, und ihr Gesichtsausdruck verriet nicht mehr länger Unbehagen, sondern Wut.
    »Was soll das heißen, Euch sind die Hände gebunden?«
    Die Szene vor uns spielte sich nun in einem Versammlungshaus oder Lagerraum ab. Das Schwarze Kreuz , dachte ich mir, als ich an den Wänden Waffen aufgestapelt sah. Ein Mann, der seine Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte, saß auf einem kleinen Podest und führte offenbar den Vorsitz. Er schüttelte den Kopf.
    »Mrs. Bethany, so bedauernswert der Tod Eures Gatten auch sein mag, er geht nicht auf das Konto einer übernatürlichen Macht. Deshalb

Weitere Kostenlose Bücher