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Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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meine Aufmerksamkeit mehr als alles andere auf sich. Es war, als würde das, was Mrs. Bethany tat, ihn persönlich zutiefst verletzen. Lagen ihm all die anderen Geister so sehr am Herzen? Nein, da war etwas, das ihn selbst bewegte, und zwar nicht als Anführer in einer Geisterwelt – oder was auch immer er geworden war –, sondern als Mann, der er einst gewesen war.
    Eine lachhaft sonderbare Idee kam mir, und doch konnte ich sie nicht mehr abschütteln. Christopher beobachtete mich eindringlich und konnte sehen, dass ich einen Gedanken hin- und herbewegte. Selbst sein Lächeln war traurig.
    »Du weißt jetzt Bescheid«, sagte er. »Vertraue auf deine Wahrnehmung der Dinge. Du wirst hier vieles zu sehen bekommen, was dir anderswo verborgen bleiben würde.«
    Die Klarheit dieser Welt hier hatte erneut ihre magische Wirkung auf mich. Aber sollte das tatsächlich stimmen? Noch immer konnte ich es nicht recht glauben. Ich stellte meine nächste Frage etwas weniger direkt für den Fall, dass ich falschlag.
    »Christopher … Welchen Anker hast du eigentlich in der Welt der Lebenden? Oder besser: … Wer ist dein Anker?«
    »Meine geliebte Frau, auch wenn ich sie seit annähernd zweihundert Jahren nicht mehr gesprochen habe.«
    Meinte er tatsächlich das, was ich zwischen den Worten herausgehört zu haben glaubte? »Dann bist du …«
    »Christopher Bethany«, entgegnete er. »Natürlich kennst du meine Frau bereits.«

16

    »Mrs. Bethany ist also deine Ehefrau«, wiederholte ich. Auch wenn ich von selbst darauf gekommen war, konnte ich diese Wendung kaum fassen. Der Anführer der Geister war mit einer der mächtigsten, unbarmherzigsten Vampirinnen aller Zeiten verheiratet? »Aber warum hasst sie denn die Geister so sehr?« Wenn sie mit einem Geist vermählt war, dann müsste sie sie doch wenigstens ein bisschen mögen, oder? Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht hatten sie sich getrennt oder so etwas. Eine Scheidung nach zweihundert Jahren Ehe war vermutlich besonders unschön.
    Aber Christopher schüttelte den Kopf. »Ich habe mit ihr seit meinem Tod nicht mehr gesprochen.«
    »Warum denn nicht? Liegt es daran, dass sie eine Vampirin geworden ist? War sie … War sie diejenige, die dich getötet hat?« Ich berichtigte mich selbst: »Nein, natürlich nicht. Du hast ja gesagt, sie sei die Einzige gewesen, die treu zu dir gehalten hat.«
    »Das ist meine Geschichte, ganz allein meine«, entgegnete Christopher mit einer Schärfe in der Stimme, die ich seit seinem ersten angsteinflößenden Erscheinen in Evernight nicht mehr gehört hatte. Als er meine Anspannung spürte, beruhigte er sich jedoch wieder. »Und doch betrifft sie nun dich und diejenigen, die dir am nächsten stehen. Es ist also nicht falsch, dass du fragst.«
    Maxie starrte ihn an, und ihr vorheriger Zorn war angesichts meiner Sonderbehandlung vergessen. »Erzählst du uns jetzt, woher du kommst?« Ich gewann immer mehr den Eindruck, dass dies ein wohlgehütetes Geheimnis war.
    Christopher starrte sie an. »Ich werde es Bianca erzählen, da es mit ihrer Existenz zu tun hat«, sagte er. »Dich jedoch betrifft es nicht.«
    Mit einem eingeschnappten Schnaufen stapfte Maxie davon, und ihre glänzenden Absätze klapperten laut auf dem Gehweg. Sie verschwand in einer Menge, deren Mitglieder mit Federn geschmückt und angemalt waren. Ich wandte mich wieder zu Christopher um. »Wenn du nicht darüber sprechen willst«, sagte ich, »dann ist das ehrlich in Ordnung. Es ist deine Sache.« Ich wollte Antworten, aber ich wollte Christopher nicht bedrängen.
    »Du wirst schon bald sehen, an welcher Stelle sich unsere Pfade gekreuzt haben. Diese Ereignisse sind auch ein Teil deiner Geschichte.«
    Er beschrieb mit der Hand einen Bogen über den Himmel, der auf der Stelle schwarz wurde, als ob wir uns, anstatt draußen zu sein, in einem Planetarium befänden. Wir waren nicht länger im belebten, chaotischen Land der verlorenen Dinge , sondern ganz allein in einer Art Leere. Ohne dass Christopher es mir hätte erklären müssen, begriff ich, dass dies die Fähigkeiten der meisten Menschen überstieg, meine eigenen eingeschlossen. Seine unheimliche Macht hatte Christopher in den langen Jahrhunderten, die er nun schon zwischen den Welten festsaß, ausgebildet.
    »Hey, Mann«, sagte ich. »Was ist das?«
    »Wir reisen, um uns die Vergangenheit anzuschauen.«
    »Wir reisen in der Zeit zurück?« Nach all dem anderen, was bereits geschehen war, kam es mir eher komisch vor, dass

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