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Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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Als ich es um mein Handgelenk legte, nahm ich endgültig eine feste Gestalt an und war ungeheuer erleichtert. »Ich brauche nur noch eine Sekunde, um mich weniger geisterhaft zu fühlen. Falls das irgendeinen Sinn ergibt.«
    »Wenn es hilft«, sagte Patrice freundlich. »Aber Lucas hat heute Nachmittag eine Prüfung, weißt du nicht mehr? Er wird bestimmt besser abschneiden, wenn er weiß, dass du da bist und dass alles in Ordnung ist.«
    »Ach ja.« Auch wenn ich es hasste, das Armband so rasch wieder abzulegen, beschloss ich, dass es besser so wäre. »Okay. Gut. Kommst du mit?«
    »Klar. Ich muss eh nach unten zum Unterricht.«
    Ich folgte ihr als Nebelschweif den ganzen Weg die Treppe hinab. »Könntest du dich bitte von meinen Haaren fernhalten?«, murmelte sie. »Du bist manchmal schrecklich klamm, das macht meine Haare immer so kraus.«
    »Das ist gar nicht so leicht, verstehst du?«
    »Mein Haar vernünftig hinzukriegen auch nicht.«
    Ich wollte lachen, aber in diesem Augenblick, als wir in den Trakt mit den Klassenräumen einbogen, hörten wir den Tumult. Leute schrien durcheinander. Schuhe quietschten auf dem Boden, man hörte den dumpfen Aufprall eines Körpers, der gegen eine Wand geschleudert worden war …
    »Ein Kampf«, sagte Patrice.
    »Lucas.« Ich wusste es, ohne dass es mir jemand hätte sagen müssen.
    Patrice rannte los, ich folgte ihr, über ihrem Kopf schwebend, bis wir den Tumult erreicht hatten. Und wie befürchtet, lagen Lucas und Samuel ineinander verkeilt auf dem Fußboden und rangelten miteinander, die Nasen bereits blutig geschlagen.
    »Ich sagte«, fauchte Lucas, »du sollst sie in Ruhe lassen.«
    »Du willst sie für dich selber haben, was? Das ist es doch, was du willst!« Samuels verschlagenes Grinsen machte deutlich, dass er nicht über einen harmlosen Flirt sprach. Welchen Menschen Samuel auch immer ausgewählt hatte – und wer immer es war, den Lucas nun verteidigte –, war offenkundig als Imbiss am Abend gemeint. Mir drängte sich der Gedanke auf, dass es sich nur um Skye handeln konnte, die mitten in der Menge stand und mit einem Buch nach Samuel warf, dem er aber mühelos auswich. »Wenn du mich noch ein bisschen härter triffst, dann gehört sie dir, Mann. Hol dir, was du haben willst.«
    Lucas verpasste dem Typen einen Stoß mit dem Kopf, der so unvermutet und heftig kam, dass Samuel benommen rückwärtstaumelte. Ebenfalls beeinträchtigt, die Hand gegen die Stirn gepresst, knurrte Lucas: »Eigentlich will ich nur, dass du endlich die Klappe hältst.«
    Dann wurde die johlende Menge mit einem Schlag still und teilte sich, damit Mrs. Bethany in die Mitte treten konnte. In meinen Augen sah sie so verändert aus, nun, wo ich sie jünger und menschlich, verliebt und voller Leben kennengelernt hatte. Und doch war sie noch immer Mrs. Bethany mit ihrer Kleidung aus gestärkter Spitze, im langen Rock und mit unterkühlter Autorität. Nachdem sie sich einen Überblick über den Schauplatz des Kampfes verschafft hatte, war ihre einzige Reaktion eine hochgezogene Augenbraue. »Mr. Ross, Mr. Younger. Ich gehe davon aus, dass Sie die Angelegenheit unter sich geregelt haben?«
    »Ja, wir haben alles geklärt.« Lucas stand etwas unsicher auf und betupfte sich mit einem seiner Ärmel die Nase. Samuel starrte ihn weiterhin an, als würde er ihn jeden Moment aufs Neue angreifen, ob die Schulleiterin nun dabei zusah oder nicht.
    »Mr. Younger?«, wiederholte Mrs. Bethany. »Ich hoffe, ich werde keine … Disziplinarmaßnahmen ergreifen müssen. Ich gehe davon aus, dass Ihnen diese wenig gefallen würden.«
    »Vermutlich«, sagte Samuel, was genau genommen keine richtige Antwort war, doch er erhob sich ebenfalls und stapfte ohne ein weiteres Wort davon.
    Alle anderen wandten sich wieder ihren eigenen Belangen zu und huschten Mrs. Bethany aus den Augen wie Blätter in einem starken Sturm. Ich wollte mit Lucas sprechen, aber Skye war ein bisschen schneller und tauchte an seiner Seite auf, ehe ich die Chance hatte, auch nur ein einziges Wort zu sagen. »Danke, dass du mich verteidigt hast.«
    »Schon in Ordnung.«
    Sie hatte ein etwas schräges Lächeln, das ihre Schönheit aber irgendwie nur noch greifbarer machte. Wie kam es bloß, dass mein eigenes komisches Grinsen mich einfach nur komisch aussehen ließ? »Du bist ja fast eine Art Ein-Mann-Sondereinsatzkommando. Wer hätte vermutet, dass man in einer Highschool so oft gerettet werden muss?«
    Skye hatte nur einen Scherz machen wollen, aber

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