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Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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wie angestochen aus der Schule stürmen würde.
    Stattdessen fing sie schallend an zu lachen.
    Als Lucas einen Schritt zurück machte, stieß sie keuchend hervor: »Mann, beinahe hätte ich es dir abgenommen.«
    »Skye …«
    »Es ist schon in Ordnung. Ich hab’s durchschaut.« Sie musste so kichern, dass sie kaum mehr zu verstehen war. »Wir waren bei viel zu ernsten Themen für Schüler, die sich eigentlich auf Mathe konzentrieren sollten. Danke, dass du mich zum Lachen gebracht hast. Das habe ich gebraucht.«
    Lucas rang um Worte und lenkte dann ein. »Jederzeit wieder.«
    »Komm schon, lass uns zum Unterricht gehen.« Skye steuerte auf die Tür zu. Lucas warf einen Blick zurück, und ich schimmerte leicht im Licht, damit er wusste, dass ich in der Nähe war. Sein schüchternes Lächeln war der beste Willkommen-daheim-Gruß aller Zeiten.
    Natürlich wollte ich Lucas alles erzählen, was ich über Mrs. Bethany erfahren hatte, aber das konnte warten. Lucas konzentrierte sich in diesem Schuljahr vor allem deshalb so aufs Lernen, damit ihn das vom Schmerz ablenkte. Trotzdem respektierte ich diese Bestrebungen. Ich schätzte, es würde nicht schaden, noch eine Dreiviertelstunde zu warten.
    Jedoch konnte es nicht jeder abwarten, bis der richtige Zeitpunkt gekommen war, um miteinander zu sprechen. Als ich allein in den Aktenraum oben im Turm zurückkehrte und mich darauf freute, mal wieder eine Zeit lang mein Armband zu tragen, entschied sich jemand anderes, mir einen Besuch abzustatten.
    »Na, wenn das nicht die Ballkönigin der Toten ist«, sagte Maxie. Ich fuhr erschrocken zusammen; sie hatte sich auf der anderen Seite des Raumes materialisiert, und ich war so tief in Gedanken versunken gewesen, dass es mir gar nicht aufgefallen war. Sie trug wieder ihr langes Nachthemd, ebenso wie ich wieder meine gewohnte Pyjamahose anhatte. »Verrat mir doch mal, wie das ist, wenn man so was Besonderes ist, dass die Regeln für einen nicht mehr gelten.«
    »Schrecklich«, sagte ich. »Es bedeutet, dass Leute, die du für deine Freunde gehalten hast, dich plötzlich nicht mehr mögen.«
    Maxie zögerte. Sie senkte den Kopf, sodass ihr das kurzgeschnittene Haar über die Augen fiel und ihr die Sicht erschwerte. »Natürlich mag ich dich noch«, mümmelte sie kleinlaut.
    »Manchmal benimmst du dich aber gar nicht so.«
    »Wir müssen Entscheidungen treffen«, sagte sie, und zum ersten Mal, seit ich sie kannte, klang sie mehr wie eine Erwachsene als wie ein verdrießliches Kind. »Wir müssen uns damit abfinden, dass wir tot sind.«
    »Das habe ich bereits begriffen. Glaub mir.«
    »Vampire sind unsere Feinde.«
    »Das mag in den meisten Fällen stimmen«, gab ich zu und dachte an Mrs. Bethany. »Aber auf Lucas trifft das nicht zu. Und auch nicht auf Balthazar oder Patrice oder Ranulf. Warum gibt es für dich immer nur schwarz oder weiß? Warum schaust du nur, was jemand ist, aber nicht, wer er ist?«
    »Es hilft«, flüsterte Maxie. »Wenn du nicht am Leben, aber auch nicht völlig tot bist, kann es dir so vorkommen, als wenn alles grau wäre. Dann sehnst du dich nach der Farbe Schwarz. Und nach der Farbe Weiß.«
    »Ich weiß.« Und ich wusste es tatsächlich.
    In diesem Moment ging die Tür auf, und Vic und Ranulf traten ein, die gerade Mittagspause hatten. »Warte mal, warte mal«, sagte Vic. »Du gehst mit Cristina Del Valle zum Herbstball? Wie hast du denn das geschafft? Sie ist das heißeste Mädchen der ganzen Schule.«
    »Ich verstehe mich auf den Umgang mit anmutigen Maiden«, sagte Ranulf. Dann blieben beide wie angewurzelt stehen, als sie mich entdeckten … und, wie mir plötzlich klar wurde, auch Maxie, die sich nicht mehr rechtzeitig unsichtbar gemacht hatte und nun zu erschrocken zu sein schien, um irgendetwas anderes zu tun, als den beiden entgegenzustarren.
    Rasch sagte ich: »Maxie, Vic kennst du ja schon, aber darf ich dir Ranulf vorstellen?«
    »Noch mehr Geister«, sagte Ranulf. Er hatte sich anfangs schwergetan, mit mir nach meinem Tod auf freundschaftlichem Fuß zu stehen, aber dieses Mal brauchte er nur eine Sekunde, um seine Scheu zu überwinden. »Willkommen. Wirst du jetzt häufiger hier sein? Wenn ja, dann frier bitte nicht noch mehr Stühle ein. Bianca hinterlässt sie oft so kalt, dass niemand von uns sie mehr benutzen kann.«
    »Hey«, protestierte ich, doch Ranulf schien sich plötzlich sehr für die Elvis-Poster an der Wand zu interessieren.
    Vic konnte den Blick nicht von Maxie abwenden. Sie hatte

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