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Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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einen Moment lang dachte ich, er würde mit mir sprechen. Doch dann fuhr er fort. »Bianca entstand, weil ihre Eltern ein Abkommen mit einem Geist trafen …«
    »Ein weiterer Beweis dafür, dass die Verbindung von Geist und Vampir neues Leben hervorbringen kann«, erklärte Mrs. Bethany. »Obwohl bei diesem Beispiel das Ergebnis die Erschaffung eines dritten, unabhängigen Wesens war. In unserem Fall hier haben wir die Energie eines Geistes genommen und sie mit dem Körper eines Vampirs verschmolzen. Im Idealfall wird das Bewusstsein des Geistes ausgelöscht. Zurück bleibt die Energie, die es dem Vampir ermöglicht, als die Person wiederaufzuerstehen, die er oder sie vorher war.«
    Das Bewusstsein des Geistes wird ausgelöscht? Wenn man ein Geist war, hatte man nichts anderes mehr als ein Bewusstsein. Mrs. Bethany fing die Geister also nicht nur ein. Sie hatte vor, sie zu vernichten; sie wollte sie opfern, damit die Vampire wieder ins Leben zurückkehren konnten.
    Und noch hatte Lucas das Kutschhaus nicht verlassen.
    Er hat einen Schock , sagte ich mir, und ich wusste, dass das stimmte, denn ich stand selber unter Schock. Aber ich wusste ebenso sicher, dass Lucas es hasste, ein Vampir zu sein. Wenn er irgendeine Chance sehen würde, wieder lebendig zu werden – wieder ganz und gar menschlich zu sein – wie weit würde er für diese Sehnsucht gehen?
    Lucas konzentrierte sich nun erneut auf Samuel, der damit begonnen hatte, seinen Kopf auf den Fußboden zu schlagen. Das hätte eigentlich komisch aussehen müssen, aber die ruckartige, unbeholfene Art, wie er sich bewegte, war viel zu verstörend, um darüber zu lächeln.
    »Was stimmt denn nicht mit ihm?«
    Mrs. Bethany seufzte. »Das hatte ich schon befürchtet. Ein instabiler Geist bringt einen instabilen Menschen hervor. Diesen Geist hatte ich für ein kräftigeres Exemplar gehalten, das weitaus mehr bei Sinnen ist als die meisten Geister, die wir bislang eingefangen hatten. Und doch war er offenbar nicht stabil genug.«
    »Bitte«, flüsterte Samuel. Er hatte angefangen zu weinen, und entsetzt bemerkte ich, dass er in seinen Fäusten Strähnen seiner eigenen Haare hielt, die er sich ausgerissen hatte. Ich sah, dass der Wahnsinn des Geistes bereits ein Teil seines Selbst geworden war und nun zu ihm gehörte wie sein Blut oder seine Knochen. Mrs. Bethany hatte ihn zwar wieder zum Leben erweckt, aber sie hatte ihn zugleich auch vernichtet.
    »Sie haben das …«, Lucas warf ihr einen Blick zu, »nur als Experiment gedacht?«
    »Ich hatte nicht vor, die Sache an mir selber auszuprobieren«, entgegnete Mrs. Bethany kühl, »und Mr. Younger hat schwerwiegende Verhaltensauffälligkeiten gezeigt. Ich habe bessere Verwendung für meine Zeit, als sie damit zu verschwenden, nachsitzende Schüler zu beaufsichtigen.«
    Lucas runzelte die Stirn in einer Weise, die mir seinen wachsenden Zorn verriet. So sehr er auch unter Samuel gelitten hatte, hätte er ihm doch offenbar niemals ein solches Schicksal gewünscht. »Sie hätten ihn vielleicht vorwarnen können.«
    »Ich hatte geglaubt, dass es eine echte Chance für ihn gibt, sein Leben und seine Gesundheit wiederzuerlangen«, sagte Mrs. Bethany. Sie öffnete die Vordertür. Samuel sprang auf und stürmte hinaus. Er war unsicher auf seinen Beinen, und er hielt nicht auf das Schulgebäude zu, sondern hastete in Richtung Wald. Irgendwie wusste ich, dass wir ihn nie wiedersehen würden. Mrs. Bethany kam zu dem Fenster, vor dem ich hockte, und war schließlich so nah, dass ich mich tiefer in die Zweige des nächstbesten Busches drückte. Sie blickte Samuel hinterher. »Wer weiß? Vielleicht fängt er sich im Laufe der nächsten Jahre wieder.«
    »Sollten wir ihn nicht suchen?«, fragte Lucas. »Und wenn das das Beste ist, was Sie zustande bringen, dann hätten Sie es zuerst an sich selber ausprobieren sollen.«
    »Zornig, Mr. Ross?« Mrs. Bethany sah vor allem amüsiert aus. »Warum denn das? Auch wenn ich keinen Grund habe, Ihre guten Absichten anzuzweifeln, kann ich es doch kaum glauben, dass Sie nur Mr. Younger wegen so erbost sind.«
    »Sie … Sie haben ihn einfach zerstört! Nur, um zu testen, ob Ihre Theorie stimmt!«
    Je wütender er wurde, desto wärmer wurde Mrs. Bethanys Lächeln. »Sie sind aufgebracht, weil es nicht geklappt hat, jedenfalls nicht in einer Weise, die Sie selber am eigenen Leibe erfahren möchten. Weil Sie glauben, dass ich nicht die Antworten habe, die ich Ihnen versprach.«
    »Das ist nicht

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