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Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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…«
    »Ach nein?« Sie legte ihm die Hände auf die Schultern. Die beiden standen sich nun ganz nah von Angesicht zu Angesicht gegenüber. »Wir können von den Toten zurückkehren. Ich habe es bewiesen. Wir können die Geister in Fallen locken. Auch das habe ich bewiesen. Nun müssen wir einfach nur geeignete Geister finden. Solche, die besonders stark und außergewöhnlich gefestigt sind. Die auf bedeutsame Art und Weise mit der Welt verbunden sind. Wenn wir solche Geister ausfindig machen und festsetzen können, dann werden Sie und ich unsere Leben zurückbekommen.«
    Lucas’ Gesicht war eine zornige Maske, und doch kniff er bei ihren letzten Worten kurz die Augen zusammen.
    Mrs. Bethanys Stimme war nun leiser, weicher, schmeichelnder geworden. »Ich sehe, wie Sie die menschlichen Schüler anstarren. Ich kenne Ihr Verlangen … Das ist etwas, das wir teilen. Ich habe für die Liebe mein menschliches Leben aufgegeben und bin zur Vampirin geworden, um Rache nehmen zu können. Und nun, zwei Jahrhunderte später, bin ich noch immer gefangen in meinem toten Körper. Es ist so mühsam, den eigenen toten Körper herumzutragen, finden Sie nicht? Zu wissen, dass man ein Monster ist, und jeden Drang zu hassen, den man verspürt? Aber es ist beinahe vorbei, Lucas Ross. Fast sind wir frei.«
    Er hob den Blick. Sie sahen sich einige lange Sekunden tief in die Augen, und ich dachte verzweifelt: Ich habe ihn verloren. Dieses Mal endgültig.
    »Schließen Sie sich mir an, und wir werden wieder leben«, sagte sie.
    Lucas schüttelte ihre Hände von seinen Schultern. »Nein.«
    Mrs. Bethany machte einen Schritt zurück und legte eine Hand an ihre Kehle. »Mr. Ross …«
    »Sie haben diesen Jungen weggeworfen, als wäre er bedeutungslos«, fauchte Lucas. »Sie haben ihn zerstört, und es macht Ihnen nicht das Geringste aus. Sie werden auch die anderen Geister zerstören, als wären sie wertlos, sogar jene … sogar jene, die sich von den anderen lebenden Menschen beinahe nicht unterscheiden … Und das alles interessiert Sie ebenfalls nicht. Ich kann das nicht tun, niemals, nicht einmal, um … Sie wissen schon. Es ist mir egal, was für ein Zauberwerk Sie da vollbringen. Selbst wenn Sie es schaffen und dafür sorgen würden, dass Sie wieder einen Herzschlag haben, werden Sie im Innern doch tot bleiben.«
    Stille. Sie standen dort und taxierten einander, als wären sie Fremde. Mrs. Bethany sah … traurig aus. Niedergeschlagen. Endlich sagte sie ganz leise: »Ich hatte gehofft, dass Sie ein Teil davon werden.«
    »Ich hatte ebenfalls Hoffnungen«, entgegnete Lucas. »Aber ich werde niemals ein Teil dessen sein, was ich da eben zu sehen bekommen habe.« Er rannte zur Tür und zum Schulgelände hinaus.
    Wie hatte ich auch nur eine Sekunde lang an ihm zweifeln können? Lucas hatte zu mir gehalten. Er hatte mein Geheimnis bewahrt. Im Angesicht der größtmöglichen Versuchung war er ohne irgendwelche Zweifel davongegangen. Zu meiner Verblüffung und meinem Entsetzen empfand ich auch eine tiefe, mächtige Freude. Ich schwebte hinterher, fuhr wie eine Windbö übers Gelände und schüttelte rote und goldene Blätter von den Bäumen, sodass sie hinter mir aufwirbelten.
    Lucas rannte in den Wald hinein, und zuerst glaubte ich, dass er Samuel folgen wollte, auch wenn mir nichts einfiel, was wir hätten tun können, um ihm zu helfen.
    Endlich standen die Bäume so dicht, dass Lucas von der Schule aus nicht mehr zu sehen war. Er hatte eine kleine Lichtung erreicht, die ich als den Ort erkannte, an dem wir uns zum ersten Mal begegnet waren. Dort brach er zusammen und ließ sich auf Hände und Knie fallen. Sein Atem ging stoßweise, und ich wusste, dass er den Tränen nahe war.
    Langsam nahm ich Gestalt an, um ihm Zeit zu geben, mich fortzuschicken, falls er allein sein wollte. Aber er kramte in seinen Taschen, umklammerte meine Brosche und reichte sie mir. Sobald ich den Jetstein spürte, wurde mein Körper wieder vollständig fest, und Lucas warf die Arme um mich.
    »Es gibt einen Ausweg«, keuchte er. »Es gibt einen Ausweg, aber er wird niemals für mich in Frage kommen.«
    Ich hielt ihn ganz fest. Warum hatte ich nicht begriffen, wie schlimm das alles für ihn sein würde? Man hatte ihm versprochen, ihn von einem Dasein zu befreien, das für ihn entsetzlicher war als jedes Gefängnis. Und es war die Wahrheit gewesen. Jedes einzelne Versprechen, das ihm Mrs. Bethany gegeben hatte, war wahr. Sie bot ihm einen Ausweg, aber er würde sich

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