Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte
wenigstens für eine kleine Weile fallenfrei haben, dann können wir hinterher besser nachvollziehen, wie Mrs. Bethany vorgeht.«
»Wann sollten wir das tun?«, fragte Patrice. »Irgendjemandem wird das doch auffallen.«
Lucas begann: »Vielleicht spätnachts …«
»Wartet mal, wartet mal«, unterbrach ihn Vic. »Ich habe eine tolle Idee. Was ist mit dem Herbstball?«
Das war die größte Tanzveranstaltung der Evernight-Akademie – die Vampirversion des Abschlussballs –, die in nur einer Woche stattfinden würde. Ranulf hatte eine Verabredung, aber soweit ich wusste, niemand sonst. Je länger ich über den Vorschlag nachdachte, desto besser gefiel er mir. »Alle werden beschäftigt sein, und eine Menge Leute werden sich auf verschiedene Räume verteilen, um heimlich ein Bier zu trinken oder sonst was. Das dürfte eine gute Ablenkung von so ziemlich allem sein, was wir tun werden.«
»Es gibt kein ›wir‹«, sagte Lucas. »Es ist zu gefährlich für dich.«
Ich wollte widersprechen, aber in diesem besonderen Fall war Lucas keineswegs zu fürsorglich. Einen Geist einzusetzen, um Geisterfallen aufzuspüren, wäre ein bisschen so, wie einen Vampir in eine Pflockfabrik zu schicken. »Na ja, dann habe ich wenigstens was zum Zuschauen, während ihr anderen beschäftigt seid. Das ist eine perfekte Ablenkung. Balthazar, weißt du noch, wie wir letztes Jahr die Schulakten durchgesehen haben?«
Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, hätte ich mir am liebsten die Zunge abgebissen. Es war gar keine gute Idee, Lucas oder Balthazar daran zu erinnern, dass Letzterer und ich im vergangenen Jahr eine Verabredung gehabt hatten.
Die Stille, die daraufhin folgte, war bedrückend. Irgendwann hielt es Vic nicht mehr aus. »Okay«, sagte er mit unnatürlich fröhlicher Stimme. »Dann gehen wir also alle zum Herbstball. Ranulf und ich haben eine Begleitung – was ist mit euch anderen?«
»Seit wann hast du denn ein Date?«, fragte ich. Nur zu dankbar ging ich auf seinen Versuch ein, die Stimmung im Raum wieder etwas aufzuheitern.
Vic schaute belämmert, und Ranulf sagte: »Was die Frage betrifft: Meine Verabredung deutete an, dass sie eine Freundin mit durchaus hübschem Antlitz hat, der jedoch bedauerlicherweise wenig Glück in romantischen Angelegenheiten beschieden ist. So haben wir Vic dafür gewinnen können, sie auf den Ball zu führen.«
»Du hast also jemanden für ihn gefunden«, sagte ich. »Na, das hat ja toll geklappt.« Kurz blitzte in mir der Gedanke auf, dass Maxie ganz schön eifersüchtig reagieren würde.
»Ich wollte dieses Wochenende eigentlich wegfahren«, meinte Patrice. »Aber ich schätze, wenn ich bleibe, kann ich mein neues Kleid von Chanel anziehen. Was meinst du, Balthazar? Wollen wir Partner sein?«
Balthazar seufzte. »Sicher. Aber ich hoffe inständig, dass ich im Lauf der nächsten Jahre mit jemandem zu dieser Party gehen werde, der sich auch wirklich mit mir verabreden will.«
»Also bleibt nur noch Lucas übrig«, sagte Vic. Sein Gesicht verdunkelte sich. »Und das ist wirklich blöd.«
Lucas zuckte mit den Schultern. »Ich werde der Typ sein, der nicht hingeht. Ich kann ja in unserem Zimmer bleiben.«
»Nein«, sagte ich. Auch wenn ich es hasste, wusste ich, dass das nicht ging. »Die Leute, die zu der Party gehen, sind die, die in dieser Nacht den größten Freiraum haben werden. Ansonsten werden die Lehrer nämlich denken: Wenn du dich in deinem Zimmer verkriechst, führst du auch was im Schilde.«
»Du willst, dass ich ein anderes Mädchen um eine Verabredung bitte?« Seine Ungläubigkeit wäre lustig gewesen, wenn es nicht um eine so ernsthafte Angelegenheit gegangen wäre.
»Äh, nein. Aber gibt es nicht eine, mit der du nur als Freund hingehen kannst?« Ich zögerte, als mir auffiel, dass Lucas nur eine andere Freundin an der Schule hatte. Aber vielleicht würde sie es tun. »Zum Beispiel Skye?«
»Würde sie denn verstehen, dass es gar kein richtiges Date ist?«, fragte Patrice.
»Na klar. Sie sucht schließlich auch nur nach etwas Unverbindlichem«, erklärte ich. »Sie hat einen festen Freund zu Hause.«
»Das ist Schnee von gestern«, sagte Lucas. »Ich habe gehört, wie sie das vorhin zu Clementine gesagt hat. Offenbar hat ihr Freund sie abserviert. Und sie hat gesagt, dass sie erst wieder was mit einem Typen anfängt, wenn die Hölle zugefroren ist. Also: Wenn sie im Augenblick nichts Festes will, ist das nicht unser eigentliches Problem.«
»Du würdest sie nicht
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