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Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claudia Gray
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herein.«
    Lucas sah nicht erfreuter aus, Samuel anzutreffen, als es umgekehrt der Fall war. »Geht es um unsere Auseinandersetzung von vorhin?«
    »Nein, eigentlich nicht.« Mrs. Bethany machte eine Geste in Richtung des Stuhls in einer Ecke des Zimmers. »Ich habe mich gerade mit Mr. Younger über seine gehäuften Verhaltensauffälligkeiten in diesem Jahr unterhalten. Es gibt da allerdings noch eine andere Sache, die ich eigentlich erst später mit Ihnen hatte besprechen wollen, Mr. Ross, aber wenn ich es mir recht überlege, dann scheint der Zeitpunkt jetzt günstig zu sein.«
    Mr. Younger, alias Samuel, richtete sich offensichtlich empört auf. »Seit wann hat denn der Abschaum vom Schwarzen Kreuz etwas mit der Führung dieser Schule zu tun?«
    »Ich allein treffe hier die Entscheidungen.« Mrs. Bethany ging zu ihrem Schreibtisch; ihr langer Rock in einem staubigen Lila-Ton schwang bei jedem Schritt mit. Als sie eine Hand auf den Tisch stützte, bemerkte ich erneut das eingerahmte Bild, das sie immer in ihrer Nähe hatte: Christopher. Sie schaute ihm noch immer jeden Tag ins Gesicht. Behielt ihn in ihrer Nähe. Das machte mich nachdenklich, und einen Moment lang hatte ich das Gefühl, dass ich sie vielleicht von Anfang an falsch eingeschätzt hatte. Sie fuhr fort: »Als Leiterin dieser Schule habe ich festgestellt, dass Sie von einer Vielzahl Ihrer Lehrer für Verstöße gerügt worden sind, die vom Schwatzen im Unterricht bis zum Drangsalieren Ihrer Mitschüler reichen.«
    Samuel war mir immer wie ein durchschnittlicher, dummdreister Typ vorgekommen, aber nun verhärteten sich seine Gesichtszüge, und zum ersten Mal konnte ich das uralte Monster in diesem Jungen sehen. »Das ist hier eigentlich gar keine Schule, haben Sie das vergessen? Ich muss mich nicht mit Algebra beschäftigen. Ich muss lernen, wie ich als Mensch durchgehe. Alles andere hier ist reine Zeitverschwendung.«
    »Ach, dann glauben Sie, Ihre Zeit besser zu nutzen, wenn Sie unsere menschlichen Schüler belästigen?« Mrs. Bethany hob eine ihrer gepflegten Augenbrauen.
    »Warum sind die überhaupt hier?«, schoss Samuel zurück. »Ich verstehe nicht, wozu Sie sie hierhergeholt haben, wenn sie nicht für uns als Nachtisch gedacht sind.«
    Mrs. Bethany lächelte dünn, und ihre Augen wanderten kurz zu Lucas, der ebenso verwirrt aussah, wie ich mich fühlte. »Sie wissen vieles nicht, Mr. Younger.«
    »Ich habe mir genug angehört.« Samuel erhob sich, als ob er gehen wolle, aber ein einziger Blick von Mrs. Bethany genügte, und er ließ sich wieder auf seinen Stuhl sinken.
    Sie legte ihre beiden Hände auf dem Schreibtisch übereinander und sprach langsam und bedächtig. »Ich habe die menschlichen Schüler an diese Schule geholt, weil sie nötig sind, damit ich … ein Projekt beenden kann, das mir sehr am Herzen liegt. Es geht um eine Sache, die auch für Mr. Ross von Bedeutung ist.« Mrs. Bethany sah nun Lucas direkt an. »Die Ausrottung des Blutdurstes innerhalb unserer Art.«
    Samuel schnaubte. »Lassen Sie mich da aus dem Spiel. Ich will mich nicht von meinem Blutdurst befreien. Das ist das Beste an dem, was wir sind.«
    »Ich denke, Sie genießen Ihr Vampirdasein so sehr«, entgegnete Mrs. Bethany, »dass Sie die Alternativen völlig aus dem Blick verloren haben.«
    »Und wenn schon. Soweit ich mich erinnere, nervt es, menschlich zu sein. Ich war schwach, ich musste Gemüse essen. Und nicht zu vergessen: Ich musste mehrmals am Tag aufs Klo. Was für eine Zeitverschwendung!«
    Mrs. Bethany legte ihren Kopf schräg und musterte ihn, während sie etwas aus einer der Schubladen ihres Schreibtisches zog. Ein kleines Behältnis. Eine Falle. Aber ich fühlte mich nicht dort hingezogen. »Wir werden sehen.«
    »Was denn jetzt?«, fragte Samuel. Aber sie schenkte ihm keinerlei Beachtung mehr.
    An Lucas gewandt, fragte sie: »Wissen Sie, was das ist?«
    »Eine Falle«, antwortete Lucas. Sein Blick war starr auf das Kästchen gerichtet. »Um Geister einzufangen.«
    Mir fiel auf, dass das Metallbehältnis von Eis überzogen war, was bedeutete, dass bereits ein Geist darin gefangen saß. Das war auch der Grund, warum das Kästchen keinerlei Wirkung auf mich ausübte: Die Falle war bereits gefüllt.
    »Sehr gut, Mr. Ross.« Sie stand auf. »Und nun sehen Sie zu.«
    Mrs. Bethany flüsterte etwas auf Latein, als sie den Deckel aufklappte. Der Geist im Innern schoss heraus: ein Lichtblitz, der Samuel geradewegs in die Brust traf. Er brach auf dem Boden

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