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Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte

Titel: Evernight Bd. 4 Gefährtin der Morgenröte
Autoren: Claudia Gray
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sie so, als ob sie wirklich mitfühlte. »Es ist eine Schande, dass du ihn auf diese Weise verlieren musstest.«
    »Ich habe ihn nicht verloren. Wir werden schon einen Weg finden.«
    Maxie hob eine Augenbraue, und ihr eigentlicher, frecher Humor gewann wieder die Oberhand. »Ich habe es dir ja gesagt. Vampire und Geister? Keine gute Mischung. Sogar eine wirklich ganz, ganz schlechte Mischung. Wir sind Gift für sie, und sie sind uns nicht wohlgesinnt.«
    »Ich liebe Lucas. Unser Tod ändert das nicht.«
    »Der Tod ändert alles. Hast du das denn immer noch nicht gelernt?«
    »Es hat jedenfalls nichts daran geändert, dass du mir auf die Nerven gehst«, fuhr ich sie an.
    Maxie zog den Kopf ein; ihr dunkelblondes Haar fiel ihr ins Gesicht. Wenn Blut in ihren Adern geflossen wäre, dann wäre sie vermutlich errötet. »Es tut mir leid. Du hast ein paar schlimme Tage hinter dir. Ich wollte nicht … Ich versuche nur, dir zu sagen, wie die Dinge stehen.«
    Ein paar schlimme Tage . Ich war gestorben, hatte herausgefunden, dass ich ein Geist war, hatte gesehen, wie Lucas erst umgebracht und dann zu einem Vampir gemacht wurde und hatte einen Angriff des Schwarzen Kreuzes abgewehrt. O ja, das konnte man wohl ein paar schlimme Tage nennen.
    »Du hast hier immer mit Vic in diesem Raum gespielt, als er noch klein war.« Ich warf einen Blick zu der Stelle, die Vic mir gezeigt hatte. Dort hatte er immer gesessen und Maxie Geschichten vorgelesen. »Du hast dich auch nicht von der Welt gelöst, nachdem du gestorben warst.«
    »Doch, das habe ich. Den Großteil eines ganzen Jahrhunderts lang. Aber ich … Ich steckte zwischen dem Hier und dem Dort fest, und ich wusste nicht, was mit mir geschah. Manchmal bin ich in die Träume von anderen Leuten eingedrungen und habe sie in Albträume verwandelt, einfach nur so. Nur um mir zu beweisen, dass ich immer noch Einfluss auf die Welt rings um mich herum nehmen kann.«
    Ich hatte von Geistern gehört, die viel schlimmere Dinge getan hatten, vielleicht sogar aus ähnlichen Gründen.
    Maxie saß auf dem Fenstersims, und ihr langes weißes Nachthemd schien von innen heraus zu leuchten, denn das Mondlicht fiel durch die weiten Ärmel. »Wie du dir wahrscheinlich vorstellen kannst, blieben die meisten Leute nicht sehr lange in diesem Haus wohnen. Es war wie ein Spiel für mich: Ich probierte aus, wie schnell ich es schaffte, ihnen solche Angst einzujagen, dass sie wieder auszogen. Doch dann kamen die Woodsons, und Vic war noch so winzig. Er war erst ein paar Jahre alt. Als ich mich ihm zeigte, fürchtete er sich überhaupt nicht. Ich hatte mich schon nicht mehr daran erinnern können, wie es ist, wenn man … akzeptiert wird. Wenn sich jemand um einen sorgt.«
    »Dann verstehst du es«, sagte ich. »Du siehst, warum ich die Welt nicht aufgeben kann.«
    »Vic ist menschlich. Er ist lebendig. Er hat mich ans Leben gebunden, und durch ihn konnte ich wieder daran teilnehmen, zumindest ein bisschen. Ich denke nicht, dass Lucas dir das geben kann. Jetzt nicht mehr.«
    »Und ob. Das kann er. Das weiß ich ganz genau.« Aber ich war mir keineswegs sicher. Es gab so viel, was ich an meiner Geisterexistenz noch nicht verstand.
    »Du musst mit Christopher sprechen«, sagte Maxie aufmunternd. »Er wird dir dabei helfen, alles zu verstehen.«
    Ich erinnerte mich an Christopher. Er war mir in Evernight erschienen: eine geheimnisvolle und unheilverkündende Gestalt. Als er mich angegriffen hatte, hatte er mich töten wollen, damit meine Verwandlung in einen Geist gesichert wäre. Und doch hatte er Lucas und mich in diesem Sommer gerettet, als er gekommen war und uns vor Charity beschützt hatte.
    Hatte er nun unser Bestes im Sinn, oder war er böse? Ließ sich das Verhalten eines Geistes überhaupt an meinen Moralvorstellungen messen? Sicher war ich mir nur darin, dass Christopher bei den anderen Geistern Macht und Einfluss besaß. Nun, da ich selbst ein Geist geworden war, würden sich unsere Wege ganz sicher noch einmal kreuzen.
    Der Gedanke daran machte mich nervös. Zaghaft fragte ich: »Ist er so eine Art … Anführer unter den Geistern?«
    »Niemand führt uns an. Aber viele von uns hören auf Christopher. Er hat eine Menge Macht und ist sehr weise.«
    »Wie ist er denn so mächtig geworden? Liegt es daran, dass er besonders alt ist?« So lief die Sache jedenfalls bei den Vampiren. »Oder ist er, nun ja, so etwas wie ich?«
    Ich hatte bereits herausgefunden, dass mein Status – ein Kind von zwei
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