Everybodys Darling, Everybodys Depp
zweite wichtige Schlüsselwort: Es nützt gar nichts, allgemein und schwammig zu bleiben: »Sie sind immer so unzuverlässig.« Damit kann niemand etwas anfangen, geschweige denn wissen, was jetzt zu tun ist. Schließlich soll das störende Verhalten ja abgestellt werden. Doch dazu muss der andere erst einmal unmissverständlich wissen, was genau Sie stört. Die Aussage »Sie haben die letzten drei Abschlussberichte mindestens eine Woche zu spät abgegeben.« benennt klar den Punkt, um den es geht.
Das dritte Schlüsselwort ist
ich.
Beziehen Sie sich möglichst auf Wahrnehmungen, die Sie selbst gemacht haben. Es ist ein wenig feige, sich hinter anderen zu verstecken und eine imaginäre Anklägerschar zur Verstärkung im Rücken zu haben: »Alle sagen übrigens, dass ... « oder »Die Kollegen finden auch ...«. Zudem berauben |155| Sie damit Ihren Gesprächspartner der Möglichkeit, noch einmal nachzufragen, wenn er etwas nicht verstanden hat. Abwesende kann man schlecht befragen.
In Ausnahmefällen können Sie – als Abgesandte Ihres Teams – auch für die anderen sprechen. Es ist für den Gesprächspartner nicht so bedrohlich, mit Ihnen allein zu reden, als sich einer Phalanx von erbosten Richtern gegenüberzusehen. Wenn das Thema alle betrifft und Sie als Vertreterin die Gruppe repräsentieren, sollten Sie das gleich zu Beginn des Gesprächs sagen – und auch mit den Namen der anderen nicht hinter dem Berg halten. So viel Zivilcourage muss sein.
Es ist sinnvoll, in einem Gespräch nur die zwei oder drei wichtigsten Punkte anzusprechen und weitere Themen in mehreren Portionen zu behandeln. Eine Mängelliste vom Umfang eines Versandhauskatalogs kann und will niemand auf einmal verarbeiten. Konzentrieren Sie sich am besten auf die Themen, die Ihnen am dringlichsten erscheinen. Schildern Sie also erst einmal nur das, was man objektiv wie auf einem Video von außen wahrnehmen kann: Was haben Sie gesehen und gehört? Was Sie sich dabei gedacht haben, kommt erst im zweiten Schritt.
2. Sagen Sie, wie Sie diese Verhaltensweise interpretieren Jetzt können Sie endlich sagen, was Sie davon halten: »Du hast den ganzen Abend mit anderen Frauen getanzt, nur nicht mit mir. Für mich bedeutet das, dass du kein großes Interesse mehr an mir hast. Zudem fand ich dieses Verhalten unhöflich mir gegenüber.« Das ist Ihre Interpretation des Geschehens, die Wirkung auf Ihre Gedanken.
3. Sagen Sie, welche Gefühle das bei Ihnen ausgelöst hat Nen nen Sie klar und deutlich die Gefühle, die Sie daraufhin hatten: »Das hat mich wütend gemacht. Ich war aber auch verunsichert und eifersüchtig.« Seien Sie ehrlich zu sich und dem anderen – versteckte |156| negative Gefühle sind kleine Zeitbomben, die irgendwann explodieren, wenn man sie nicht rechtzeitig entschärft.
4. Äußern Sie einen Wunsch Zu sagen, was Sie nicht mehr wollen, heißt noch lange nicht, dass der andere nun weiß, was Sie stattdessen wollen. Wahrscheinlich darf Ihr Mann schon einmal mit einer anderen Frau tanzen, oder? Vielleicht ist es Ihnen aber lieber, wenn er die langsamen, romantischen Stücke mit Ihnen tanzt. Sagen Sie ihm konkret, was Sie alternativ gerne hätten.
5. Bitten Sie um die Sichtweise Ihres Gesprächspartners Nun hat fairerweise der andere die Gelegenheit, zu Ihrer Aussage Stellung zu nehmen, etwas zu ergänzen, ein Missverständnis aufzuklären, seine Motive darzulegen, seine Sichtweise und Interpretation zu schildern. Und im Anschluss daran darf Ihr Gesprächspartner natürlich ebenso äußern, was ihm an Ihnen nicht gefällt. Nun sind Sie dran, kritisiert zu werden.
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Umgang mit destruktiver Kritik
Zu kritisieren ist selbstverständlich einfacher, als kritisiert zu werden. Was mache ich, wenn mich jemand kritisiert – womöglich auf destruktive und verletzende Art? Zunächst erinnern Sie sich bitte noch einmal an die Methode, mittels eines Auslösers innere Zustände abzurufen: Aktivieren Sie in so einer Situation sofort Ihren Auslöser für Gelassenheit und Stärke. Atmen Sie tief durch, und stellen Sie die Goldwaage, auf die Sie in Ihrer Empfindlichkeit sonst alle Worte legen, beiseite. Die können Sie jetzt gar nicht gebrauchen.
Nehmen wir einmal den umgekehrten Fall von Eifersucht und Unsicherheit an, und lassen wir sie unter einem anderen Deckmäntelchen |157| daher kommen: Sie hatten Freunde zum Essen eingeladen. Sie finden, dass es ein toller Abend war. Sie haben sich gut amüsiert, intensiv um
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