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Eviana - Ein leiser Zug von Magie

Eviana - Ein leiser Zug von Magie

Titel: Eviana - Ein leiser Zug von Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Schneider
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sollten. Und sie lernten den Habitus des Zauberers, die richtige Stimmlage, das elegante Schwenken des Stabes, die richtige Betonung der Sprüche, die passende Mimik für jede Gelegenheit.
    Die anderen Mitreisenden waren alle sehr nett und sie lebten wie in einer großen Familie. Doch das allein hätte Eviana nicht zufrieden gestellt. Was sie wirklich antrieb war ihre heimliche Lektüre. Wann immer es unauffällig möglich war, schnappte sie sich das alte Zauberbuch und las darin. Vieles blieb ihr unverständlich doch nach und nach erschloss sich ihr doch so einiges. Allein, es fehlte die Praxis. Bei vielen Zaubern war sie sich nicht sicher, was sie bewirken würden. Auch fehlten ihr die Grundlagen, wie man einen Zauber anwendete und sie hatte Angst, sie könnte durch einen Fehler Unheil heraufbeschwören. Allerdings sagte sie sich, wenn es so ein Buch gab, musste es auch jemanden geben, der es geschrieben hatte und eines Tages würde sie diesen Zauberer treffen und er würde ihr das fehlende Wissen vermitteln können.
    Die meiste Zeit verbrachte sie mit Cedric. Sie waren gute Freund geworden seit jener Nacht, als sie das Buch gefunden hatte. Mit der echten Zauberei hatte er allerdings nichts am Hut. Wenn Eviana ihn fragte, was er einmal machen wolle, wenn er groß sei, sagte er stets, er wolle aus Alusia eines Tages ein friedvolles Königreich machen, in dem man in Frieden leben könne, ohne Angst vor den Schergen des Königs oder den Spitzeln der Mönche. Eviana hielt das für ein ziemlich hoch gestecktes Ziel und für einen kleinen Gaukler eindeutig nicht erreichbar. Cedric nutzte die Zeit, sich von jedem seiner Mitreisenden etwas abzuschauen. Von Medusa lernte er passabel zu kochen, Dr. Faustus zeigte ihm, wie man mit einer kleinen Zange einen fauligen Zahn aus dem Kiefer riss. Einer der Killmorney Brüder lehrte ihn die Laute. Er lernte einige Clownstricks und von Mister Roberts erfuhr er, wie man so eine Schar ganz unterschiedlicher Menschen bei guter Stimmung und zusammenhält. So also zogen sie durch das Land und der Sommer ging dahin, die Blätter an dem Bäumen wurden gelb und fielen ab und schließlich fiel der erste Schnee des Jahres. Und mit dem Sommer endete die Zeit der Unbeschwertheit.

VI
    Das Unglück begann in einer Stadt namens Eichenheim. Dabei war Eichenheim eine kleine Stadt wie viele andere auch. Sie lag im Süden von Alusia. Zwar war es auch hier schon kälter geworden aber immerhin hatte es noch nicht geschneit. Die Gauklertruppe kam an, schlug ihr Lager auf und begann zu musizieren und Kunststücke aufzuführen. Doch es gelang ihnen kaum, die Besucher zu erheitern. Ein Schatten lag über der Stadt und auf dem Gemüt ihrer Bewohner. Mister Roberts hatte ein komisches Gefühl, als er die Abendvorstellung eröffnete. Der Platz, auf dem sie auftraten war auch nicht so voll, wie es sonst üblich war. Viele Einwohner hatten es vorgezogen zu Hause zu bleiben. Mister Roberts fragte sich, ob es nur daran lag, dass sie die Nähe ihres heimeligen Ofens bevorzugten. Die Zuschauer applaudierten artig nach dem Auftritt der Artisten. Doch die Stimmung blieb gereizt. Der Clown konnte selbst bei den Kindern kaum punkten und der Beginn der Zaubervorstellung war zäh und immer wieder wurde kritisches Gemurmel laut. Mister Roberts wurde zunehmend nervös und ihm wurde, trotz der niedrigen Temperaturen, sehr heiß in seinem Wams. Auch Meister Gandalf wurde nervös und der Trick, bei dem er eine Goldmünze zunächst verschwinden und dann wieder erscheinen ließ, der Trick, den er sicher schon tausendmal aufgeführt hatte, misslang ihm beinah. Also wurde er noch nervöser.
    “Was ist denn heute bloß los?”, fragte Eviana Cedric. “So eine Stimmung habe ich ja noch nie erlebt.”
    “Ich schon. Wir waren schon mal in einer Stadt wie dieser. Um ein Haar hätten sie uns fortgejagt. Damals hat uns wieder einmal der Ziegenbartzauber gerettet. Aber das lag nicht an uns. Eine Krankheit war ausgebrochen und alle in der Stadt hatten Angst sich anzustecken. Irgendetwas Schlimmes muss hier los sein.”
    “Dann sollten wir schnell herausbekommen, was es ist.”
    “Gute Idee, aber wie willst du das machen?”
    “Lass uns nach der Vorstellung mal einen Stadtrundgang machen.”
    Gandalf ließ Cedric verschwinden und dieser Trick hellte die Gemüter etwas auf. Der Meister war nun zuversichtlich. Wenn dieser Trick schon gut funktionierte, würde der Ziegenbartzauber sie wie üblich rausreißen. Er ließ seinen Blick durch

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