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Eviana - Ein leiser Zug von Magie

Eviana - Ein leiser Zug von Magie

Titel: Eviana - Ein leiser Zug von Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Schneider
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die Reihen der Besucher schweifen. In dieser Stadt waren die Mädchen fast alle klein und dick. Er kannte solche Orte, von denen es hieß, die Kühe seien schöner als die Frauen, zur Genüge. Doch dann sah er zwei bildhübsche junge Damen, die nicht so recht in diese Stadt zu passen schienen. Waren sie nicht auch besser gekleidet als die anderen Besucher? Während allerdings die Stimmung aller anderen Besucher nach dem letzten Zauber deutlich verbessert war, schauten diese beiden immer noch griesgrämig. Er hatte seine perfekte Kandidatin gefunden. Er bat diejenige der beiden, die besonders eitel guckte, nach vorne und begann in geübter Weise den Ziegenbartzauber. Das Publikum hielt den Atem an. Als dem Mädchen der Bart wuchs, wurde aus Staunen und Unglauben Verlegenheit und schließlich ein verhaltener Jubel. Gandalf fragte sich, warum das Publikum so merkwürdig reagierte. Er sah das andere Mädchen rot anlaufen und die Fäuste ballen. Schneller als sonst setzte er zum zweiten Zauber an und befreite sein Opfer von dem Bart. Sie hatte die ganze Zeit widerwillig stillgehalten. Ihre Miene blieb finster und er hatte bei der ganzen Sache kein gutes Gefühl. Als der Bart wieder weg war atmeten die Zuschauer hörbar befreit auf und der Jubel war ein Jubel der Erleichterung. Die Show war zu Ende und rasch leerte sich der Platz. Auch bei den Gauklern mochte sich keine rechte Freude einstellen. Irgendetwas stimmte hier nicht.
    “Mister Roberts, vielleicht sollten wir uns gleich morgen früh aus dem Staub machen”, schlug Gandalf dem Gauklerkönig vor.
    “Mein lieber Gandalf, so einfach ist das nicht. Wir haben eine Abmachung mit dem Bürgermeister. Wir bleiben mindestens zwei Tage und geben mindestens zwei Vorstellungen und er bekommt zwanzig Prozent unserer Einnahmen. Wenn wir morgen früh schon fahren, schickt er uns seine Stadtwache auf den Hals. Gandalf schluckte. Er war Mister Roberts sehr dankbar, dass er diese Vereinbarungen traf. Das war nichts für ihn.
    “Gut, also noch eine Vorstellung. Aber dann sind wir weg. Hier liegt Gefahr in der Luft.”
    “Ja, ich spüre es auch. Die Vorstellung morgen noch und übermorgen früh machen wir uns auf den Weg.”
    Nach der Vorstellung gab es nicht wie sonst ein kleines Festmahl. Die Stimmung war gedrückt und die Gaukler verzogen sich früh in ihre Wagen. Cedric und Eviana nutzten die Gelegenheit und starteten einen Streifzug durch die engen Gassen der Stadt. Noch war nicht zur Nachtruhe geläutet worden, aber viel Zeit blieb ihnen nicht mehr. Würde man sie nach dem Läuten noch auf den Straßen erwischen, würden sie im Gewahrsam landen. Das war das Letzte, was sie gebrauchen konnten. Also beeilten sie sich nach Kräften. Zunächst sah alles aus wie immer. Die Straßen lagen verlassen. Selbst in den Spelunken war wenig los und es drangen kaum Geräusche nach draußen.
    “Da kommen Menschen, schnell, in diese Gasse.” Cedric zog Eviana am Arm hinter sich her, von der Straße herunter, auf der sie gegangen waren. Tatsächlich sahen sie nun zwei kleine Mönche um die Ecke schlurfen.
    “Wir müssen zurück nach Sankt Lukretia.”
“Ich weiß, aber lass uns nicht zu schnell machen. Je weiter und je länger wir von ihm entfernt sind umso besser.”
“Oh ja, ich muss ihn auch nicht aus der Nähe sehen. Ich hoffe er zieht bald weiter.”
    “Schön wär’s, aber wohl erst, wenn er unsere besten Weine vertilgt hat.” Sie waren fast um die nächste Ecke verschwunden und den letzten Satz hörten sie nur noch ganz leise.
    “Ich hasse es wenn der Großinquisitor in der Stadt ist.” Dann waren sie weg. Cedric wurde leichenblass.
    “Was ist? Was ist ein Großinquisitor?” Eviana verstand nicht.
    “Die Inquisition ist die Polizei der Kirche. Sie achtet darauf, dass die Glaubensregeln eingehalten werden. Und zwar von allen. Sie macht das mit äußerster Brutalität. Die Inquisition ist noch schlimmer als die Schergen des Königs und sie schrecken vor nichts zurück. Und der Schlimmste von allen ist der Großinquisitor.”
    “Was weißt du über ihn?”
    “Nicht viel. Das was alle wissen. Er ist ein habsüchtiger, machthungriger Mann. Es heißt, er frönt all den Lastern, die er bei anderen verfolgt. Ein besonderer Genuss ist ihm die Jagd auf Hexen und Zauberer, denn da kann er seine Boshaftigkeit voll ausleben. “ Eviana fröstelte.
    “Haben wir etwas von ihm zu befürchten?”
    “Jeder hat etwas von ihm zu befürchten. Seine größte Waffe ist die Willkür, mit der

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