Eviana - Ein leiser Zug von Magie
Es war schön zu sehen, wie unbeschwert dieses Mädchen an die Zauberei heranging. Sie hatte keinen falschen Respekt. Und sie hatte eine starke Aura. Sie hatte das Zeug zu einem großen Zauberer. Allerdings lag darin auch eine große Gefahr. Je stärker der Zauberer, umso größer waren die Verlockungen der bösen Seite der Zauberei. Aber noch eine Sache reizte ihn daran, dieses kleine Mädchen auszubilden. Neben der starken Aura war da noch etwas. Sie trug ein Geheimnis und womöglich hatte es etwas mit diesem Ring zu tun, den er so noch nie gesehen hatte.
Sie kamen gut voran auf dem einsamen Weg und endlich konnte Eviana einige ihrer Fragen zu dem Zauberbuch loswerden.
“Es gibt zwei große Kraftquellen, die gute und die böse Energie. Wenn wir zaubern, dann zapfen wir eine der beiden Quellen an, je nachdem, ob wir etwas Gutes oder etwas Böses bewirken wollen. Es hängt alles von der Absicht ab.”
“Wir sind gute Zauberer, oder?”
“Na ja, zumindest wollen wir es sein. Keinem Zauberer gelingt es, nur Gutes zu Zaubern. Wir Zauberer sind auch nur Menschen. Aber wir versuchen deutlich mehr gute Zauber als böse Zauber zu nutzen. Sonst zieht uns das Böse nach und nach auf seine Seite. Aber wir müssen stark sein um zu widerstehen. Der böse Weg ist der einfachere.” Eviana schluckte. Sie musste an den Gurkenzauber denken. Den konnte man schwerlich als guten Zauber zählen. War sie schon auf den falschen Weg abgebogen? Sie traute sich nicht, Rolf davon zu erzählen.
“Und jetzt wollen wir mal mit den ersten Vorübungen von Verwandlungszaubern beginnen. Ein guter Zauberer kann alles in alles verwandeln, aber wir fangen ganz einfach an, mit Verwandlungen von toten Dingen. Lebende sind deutlich schwerer und am schwersten sind Verwandlungszauber von Menschen.” Wieder dachte Eviana an die Gurke im Gesicht ihres Vaters. Das war dann ja schon mal ein starker Zauber gewesen, überlegte sie nicht ohne Stolz.
“Im Prinzip ist es ganz einfach. Du schaust dir die Sache, die du verwandeln willst genau an. Dann schließt du die Augen, lässt die gute Energie in dich hineinströmen und nutzt sie, um das Ding zu verwandeln. Dazu stellst du es dir erst vor, wie es jetzt ist und dann wie es sein soll. Während es sich in deinen Gedanken verändert, verändert es sich auch in Wirklichkeit.” Ja, so war es bei der Gurke gewesen. Eigentlich ganz einfach.
“Das hört sich ganz einfach an, aber am Anfang ist es das nicht. Viele Zauberer brauchen hunderte von Versuchen bis sich irgendetwas tut. Da darf man einfach nicht verzagen und muss immer wieder üben. Irgendwann klappt es dann schon. Niemals aufgeben, niemals. Wir fangen mit etwas ganz Einfachem an, wir verwandeln Steine.”
“Oh prima, welche?”
“Nicht jetzt. Wie gesagt, idealerweise schließt man dabei die Augen, das sollte man natürlich nicht während des Gehens machen. So mancher Zauberer ist dabei schon ins Straucheln geraten oder hat sich an einem Baum eine Beule geholt.” Eviana musste grinsen. Ganz schön dumm.
“Brauche ich denn dafür einen Zauberstab?”
“Oh, das hat dir Gandalf auch nicht erklärt? Zauberstäbe sind nur zur Zierde. Man braucht sie nicht zum Zaubern. Darum ist es auch egal wie groß sie sind, aus welchem Material sie sind und wer sie geschnitzt hat. Sie sind nur etwas für den Jahrmarkt. Im Grunde brauchst du zum Zaubern nichts weiter. Aber zwei Dinge können dir helfen, einen Zauber zu verstärken.” Eviana hörte gebannt zu. Sie sog Rolfs Worte in sich hinein wie ein Schwamm.
“Welche?”
“Vor allem ein Zauberhut. Er wirkt wie ein Trichter für die Energie, die du in einen Zauber verwandelst. Allerdings darfst du erst einen tragen, wenn du deinen ersten Stern erworben hast. Jede Zauberklasse hat ihren Hut.”
“Gandalf hatte aber doch auch einen Hut, ohne dass er seine Prüfung bestanden hat?”
“Aber der war nur zur Zierde. Hat er doch gestern Abend erzählt. Das war kein Zauberhut.”
“Und das zweite?”
“Gewürze. Die richtige Ernährung kann einen Zauber deutlich verstärken. Iss am besten viele verschiedene Gewürze, fast alle helfen. Am besten aber wirkt Knoblauch. Es ist das stärkste Zaubergewürz, das auf dieser Welt wächst. Ich habe immer ein paar Knollen dabei.” Er schlug breit grinsend auf seine Umhängetasche.
“So, und jetzt ist es Zeit für eine Pause.” Sie waren an einem lustig plätschernden Bach angekommen. Rolf schöpfte frisches Wasser in seine Trinkflasche und sie tranken in
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