Evil - Das Böse
Einkauf von Seidenjacken mit Drachenmustern und anderen notwendigen Dingen. Natürlich war es nur eine Frage der Zeit, bis alles auffliegen würde.
Und sie waren doch seine einzigen Freunde. Und man muss zu seinen Freunden halten. Man kann nicht aussteigen, wenn die Freunde einen brauchen, und die Clique würde ohne Organisation nicht überleben, jedenfalls wäre sie dann nicht mehr dieselbe, glaubte er. Man muss zueinander halten, und er hielt zu ihnen und hatte zum Beweis dafür erst kürzlich mit fünf Stichen eine Wunde über der linken Augenbraue genäht bekommen.
Er und Göran waren allein auf dem Heimweg vom Jugendzentrum mit den Pingpongtischen gewesen. Dabei war ihnen in einer engen Gasse die komplette Bande der Volksschulgauner begegnet. Vor den Volksschulgaunern brauchte man sich normalerweise nicht zu fürchten, denn sie kämpften nur mittelmäßig, waren ziemlich feige, dachten langsam und traten mit zu viel Aggressivität und zu wenig Planung auf. Wenn man nur einem von ihnen begegnete, konnte man sie einfach nur verachten.
Aber jetzt war die ganze Bande da und sie waren bewaffnet mit ihren lächerlichen Fahrradketten und Baseballschlägern. Sie waren sieben oder acht. Es gab also keinen Grund, sich die Sache lange zu überlegen, das Beste war, einfach wegzulaufen.
Das Problem war nur, dass Göran ziemlich langsam lief. Als Erik hinter sich keine Schritte mehr hörte, drehte er sich um und sah, dass Göran umzingelt war. Die anderen umstanden ihn, die fünf oder sechs ersten Volksschulgauner. Sie hatten ihn gegen eine Hausmauer gedrängt und würden bald loslegen. Göran würde wahrscheinlich jede Menge Prügel kassieren.
Erik überlegte einen Moment, während er um Atem rang und sein Herz hämmerte, weil er einen Entschluss fassen musste.
Es würde zu lange dauern, Verstärkung zu holen.
Er würde die Volksschulgauner nicht in zwei Gruppen aufteilen können, genauer gesagt, es würde nichts nutzen, da Göran auch mit dreien nicht fertig werden würde.
Es würde auch nichts nutzen, aus der Entfernung mit brutaler Rache zu drohen, sie würden Göran trotzdem zu Brei schlagen.
Aber er konnte weder einfach weggehen, noch konnte er tatenlos stehen bleiben, denn Göran war sein Freund. Man muss zu seinen Freunden halten.
Als er seine Entscheidung getroffen hatte, lief er in großem Boden um die Gruppe, die Göran an die Mauer presste, um einem der kleinsten Volksschulgauner, der bei der Jagd ins Hintertreffen geraten war, den Weg abzuschneiden. Der Kleine hob ungeschickt seinen Baseballschläger, als Erik sich näherte. Die gesamte Zwerchfellgegend des Jungen war ungeschützt. Mit dem Baseballschläger des Kleinen in der Hand rannte Erik dann auf die Bande zu, die Göran gegen die Mauer presste; er sah, dass sie noch nicht mit Schlagen angefangen hatten, vermutlich, um ihren Triumph auszukosten. Er konnte zwei oder drei präzise Treffer anbringen, die die Formation um Göran auflösten, und er konnte Göran zurufen, er solle losrennen. Dann sah er noch aus dem Augenwinkel, wie Göran aus dem Kreis schlüpfte und verschwand.
Dann war plötzlich alles so gut wie vorbei. Die anderen umringten ihn und es gab keine Möglichkeit zur Flucht.
Drei von ihnen bluteten aus allerlei Wunden. Zwei Verletzte saßen auf dem Boden, aber Erik dachte, so schlimm könne es nun auch wieder nicht um sie stehen. Er hatte nicht zugeschlagen, um sie zu verletzen, sondern um sie zu verwirren und den Ring um Göran aufzulösen. Die Volksschulgauner fürchteten sich noch immer ein wenig vor ihm, aber das würde sich bald legen und den Versuch, sich aus der Sache herauszureden, konnte er sich schenken.
Die Sonne schien und auf der Straße fuhr ein Lastwagen vorüber, als sei alles ganz normal. Erik musterte die Volksschulgauner. Sie trugen kurze Hosen und klobige Schuhe und stanken vermutlich schon aus der Entfernung nach Petroleum. Sie hassten alle Mittelschüler, auch wenn in ihren Augen jetzt nicht nur Hass, sich verflüchtigende Angst und der Triumph darüber geschrieben standen, was sie gleich mit ihm anstellen könnten - es gab da auch etwas Hündisches, als begriffen sie trotz allem nicht, dass sie hier in der Übermacht waren. Sie waren wie Romulus und Remus, die den Vater ebenso hätten zerreißen können wie den Collie, statt sich heulend zu unterwerfen und sich mit der Peitsche schlagen zu lassen.
Zwei Volksschulgauner waren verrotzt und husteten vor Erschöpfung und Erregung. Während Erik sie musterte, spürte
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