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Evil - Das Böse

Evil - Das Böse

Titel: Evil - Das Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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der Verhörte schuldig war. Man brauchte gar nicht schuldig zu sein, als schuldig galt man sowieso. Also wurde alles nur schlimmer, wenn man die Schuld abstritt, das machte die Strafe nur schlimmer. Folglich empfahl es sich, alles, was man angeblich angestellt hatte, zuzugeben und dann um Entschuldigung zu bitten.
    Auf diese Weise hätte er sich leicht aus der Sache herauswinden können, glaubte er. Er hätte nur in die akademische Erwachsenensprache überwechseln müssen, ein wenig jammern, weil seine Eltern in Scheidung lagen und seine Mutter schwache Nerven hatte, dann einige kleinere Vergehen gestehen und am Ende um Verzeihung bitten. Da die anderen natürlich leugnen würden, denn die Freunde hatten einander geschworen, sich gegenseitig niemals zu verraten, würde er als unschuldiges Opfer der Größeren und Verworfeneren aussortiert werden und ohne Schulverweis davonkommen, während die anderen langsam, aber sicher und teilweise aufgrund seiner Geständnisse in die Enge getrieben würden. Weil sie leugneten, würden sie in eine sehr viel üblere Lage geraten als er.
    Folglich stritt er alles ab und wies darauf hin, dass keinerlei Beweise gegen ihn vorlägen. Kein Verkäufer hatte ihn mit Sicherheit identifizieren können, teils deshalb, weil er sich zu den Verhören anders gekleidet und anders gekämmt hatte, teils auch, weil er die Hauptverantwortung für die Verteilung des Diebesgutes getragen hatte und deswegen bei den Raubzügen nicht oft dabei gewesen war.
    Er stritt alles ab, und nach den Verhören erklärten auch die anderen, dass sie natürlich alles abgestritten hätten.
    Die Leute vom Jugendamt führten seltsame Untersuchungen durch und stellten tiefsinnige Fragen, zum Beispiel, ob man seine Eltern hasste (»natürlich nicht, ich liebe meine Mutter und meinen Vater«), sie machten Tests, bei denen man Formulare mit kindischen Fragen ausfüllte oder im Dunkeln Steine betasten musste, und wenn das Licht wieder anging, sollte man sagen, welcher Stein an welcher Stelle in der Reihe gelegen hatte. Solange die Untersuchungen dauerten, waren die Knaben vom Schulunterricht freigestellt.
    Dann kam die Entscheidung. Alle wurden zum Rektor befohlen. Sie saßen im Wartezimmer mit den zwei Palmen und dem Ölgemälde von Jesus am Kreuz und wurden einer nach dem anderen hereingerufen. Wer fertig war, verschwand durch die Hintertür. Erik ahnte schon, dass er als Letzter hineingerufen werden und seine Freunde wohl niemals wiedersehen würde. Warum, wusste er nicht, aber er war fast sicher, dass er sie niemals wiedersehen würde.
    Und so kam es dann auch.
    Leuchtturm war der Vorletzte gewesen, danach dauerte es nur wenige Minuten, dann stand die Sekretärin des Rektors in der Tür und bat ihn herein wie zu einem Zahnarzttermin.
    Als er das Zimmer betrat, saßen die Lehrer ganz still. Er trat mitten in den Raum, verschränkte die Arme hinter dem Rücken und versuchte, ein vollkommen ausdrucksloses Gesicht zu machen. Der Schäferhund knurrte und die große Standuhr tickte langsam, als zögerte auch die Zeit. Das Gesicht des Rektors verriet nichts. Die Adern an seinen Schläfen waren nicht geschwollen, seine Gesichtsfarbe war ganz normal und sogar seine Augen wirkten beunruhigend ruhig. Einige Leute vom Sozialamt saßen auch da, mit einer Miene, die nur als schlecht verhohlener Abscheu gedeutet werden konnte. Zwei seiner guten Lehrer waren ebenfalls anwesend und die kleine Studienrätin Anna hatte geweint und hielt ein Taschentuch in der Hand. Erik durchschaute die Lage sofort. Aber es wurde noch viel schlimmer, als er es sich jemals hätte vorstellen können. Als der Rektor den Mund öffnete, war er zunächst noch beherrscht.
    Der Rektor türmte demonstrativ einen Stapel Papiere aufeinander und erklärte, dass Schule und Behörden in diesem Fall der Sache bis auf den Grund gegangen seien. Erik habe demnach während mehrerer Jahre in der Schule eine Schreckensherrschaft errichtet, bei der Misshandlung von Kameraden, Diebstahl, Wucher und Hehlerei auf der Tagesordnung gestanden hätten. Erik habe sämtliche Diebesaktivitäten organisiert, nein, leugnen sei hier zwecklos. Alle anderen Knaben seien vernünftig genug gewesen, ein vollständiges Geständnis abzulegen. Für sie, jedenfalls für einige von ihnen, gebe es noch Hoffnung. Aber Erik habe sie zum Stehlen gezwungen und sie hätten sich nur aus Angst vor Repressalien nicht zu wehren gewagt. Der arme Göran habe fast geweint, als er erzählte, wie sehr er sich die

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