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Evil - Das Böse

Evil - Das Böse

Titel: Evil - Das Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Guillou
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sich beim Vorlauf über zweihundert Meter das sichere Ausscheiden. Dasselbe wiederholte er bei den achthundert und vierhundert Metern. Er lief, ohne sich zu verausgaben, den Vorlauf über achthundert Meter und setzte auf das Finale über vierhundert. Ein Achthundertmeter-Finale würde er vor oder nach einem Fünftausendmeterlauf nicht schaffen.
    Die Endkämpfe waren erst gegen sieben Uhr abends entschieden. Erik war von seinen Ergebnissen zuerst enttäuscht. Er hatte in keinem Finale gewonnen. Er war Zweiter im Weitsprung, Zweiter im Kugelstoßen, Dritter im Diskuswerfen, Dritter über vierhundert Meter, Zweiter über hundert und Zweiter über fünftausend Meter. Vom Hundertmeterfinale abgesehen hätte er es nicht viel besser machen können. Da war er beim Start zu langsam gewesen, weil er gezögert hatte, als der Typ neben ihm ganz offensichtlich zu früh gestartet war. Den Vorsprung des anderen hatte er dann nicht mehr aufholen können, und ihm fehlte fast ein halber Meter bis zum Sieg, dabei hatte er im Semifinale den Sieger mit Leichtigkeit geschlagen. Aber in den anderen Finalen hatten die Sieger Resultate erzielt, die besser waren als Eriks persönlicher Rekord, da halfen also keine Ausflüchte. Er war zwar der einzige Mittelschüler, der überhaupt ein Finale erreicht hatte. Aber was half das? Er hatte trotzdem nichts gewonnen.
    Als er nach den fünftausend Metern, dem letzten Finale des Tages, seine Schuhe aufschnürte, kam der Sportlehrer und Trainer zu ihm und schlug ihm auf den Rücken. Der Sportlehrer hieß Berg und hatte einen Clark-Gable-Schnurrbart und schwarze, kurz geschorene Haare, er schüttelte ihm die Hand und zeigte mit der ganzen Handfläche auf ihn, wie es alle Turnlehrer und Offiziere taten.
    »Äh«, murmelte Erik. »Ich hab mich ein bisschen verschätzt. Hätte die Vierhundert überspringen und das Finale über Zweihundert anpeilen sollen. Den Start über Hundert hab ich auch verpatzt und …«
    Berg schaute ihn zehn Sekunden lang lächelnd an.
    »Du verlierst wohl nicht gern, was?«, fragte er.
    »Doch, wenn sich nichts dran ändern lässt . Ich meine, wie beim Weitsprung, da bin ich fünfunddreißig Zentimeter kürzer gesprungen als der Sieger, da kann man nicht viel sagen.«
    »Bist du gut im Fußball?« »Ich bin kein Techniker, aber ich bin noch nie ohne Tor vom Platz gegangen.«
    »Das ist gut, Erik. Du passt gut hier nach Stjärnsberg, da bin ich mir sicher, und nach drei, vier Jahren gewinnst du alles, wozu du antrittst. Ist dir das überhaupt bewusst?«
    »Ja, aber davon hab ich doch heute nichts.«
    Berg lachte und schlug ihm noch einmal, und diesmal ein wenig zu hart, auf den Rücken.
    »Du bist ein Siegertyp und das brauchen wir, das ist gut für den Geist von Stjärnsberg.«
    Pierre lag auf seinem Bett und las einen dicken Roman auf Englisch, als Erik ins Zimmer kam, um sich zum Abendessen umzuziehen.
    »Wie ist es gelaufen?«, fragte Pierre, ohne von seinem Buch aufzuschauen.
    »Ging so. Hätte das Finale über hundert Meter gewinnen müssen, hab’s aber verpatzt. War ein paarmal Zweiter und Dritter, aber es ist ein total ungerechtes System.«
    »Wieso das?«
    (Pierre starrte noch immer in sein Buch.)
    »Weil wir von der Mittelschule gegen die Gymnasiasten antreten müssen. Es ist nicht so leicht, gegen einen zu gewinnen, der drei, vier Jahre länger Zeit zum Wachsen gehabt hat. Nur gegen Mittelschüler hätte ich fünf-oder sechsmal gewonnen, aber so … äh!«
    Pierre nahm sein Lesezeichen vom Nachttisch, legte es ins Buch, klappte das Buch zu und setzte sich auf.
    »Und warum, glaubst du, müssen die Mittelschüler gegen die Gymnasiasten antreten?«, fragte er in einem ironisch klingenden Tonfall.
    »Weiß der Teufel. Aber ist doch komisch.« »Es ist so, weil wir Mittelschüler Prügel beziehen müssen. Hast du das noch nicht kapiert?«
    »Nein, aber wen wundert’s, dass ein Typ mit neunzehn schneller läuft als einer mit vierzehn? Was soll übrigens Kameradenerziehung heißen?«
    »Das heißt ganz einfach, dass wir Prügel von denen kassieren. Ich meine, nicht nur Prügel beim Sport, sondern Prügel ganz allgemein.«
    »Die schlagen viel, meinst du?«
    »Genau. Mehr als du dir vorstellen kannst, das ist Kameradenerziehung. Im Grunde ist es nichts anderes als Feudalismus.«
    Als Pierre das Wort »Feudalismus« sagte, rückte er seine Brille gerade, um die Kunstpause vor diesem Erwachsenenwort zu betonen. Erik dachte lange darüber nach, was genau der denkbare oder

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