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Evil

Evil

Titel: Evil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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Gras hinter der Birke.
    Meg bürstete Susan die Haare. Lange, glatte Bürstenstriche, die fest und gleichmäßig, aber auch ganz zart waren, als würde es dem Haar wehtun, wenn man es nicht richtig machte. Die andere Hand spielte liebkosend mit dem Haar, hob es auf und ließ es sanft fallen.
    Susan lächelte. Es war kein strahlendes Lächeln, aber man sah, dass ihr Megs Berührung gut tat und sie tröstete.
    Mir wurde klar, wie sehr die beiden miteinander verbunden waren, wie einsam und besonders sie in dieser Verbindung waren. Fast hätte ich sie beneidet.
    Ich störte sie nicht.
    Ich holte den Gartenschlauch. Als ich aus der Garage kam, hatte der Wind gedreht, und ich hörte Meg summen. Ganz leise, wie ein Wiegenlied. »Goodnight, Irene«. Das hatte meine Mutter immer auf unseren langen nächtlichen Autofahrten gesungen, als ich noch klein war.
    Goodnight, Irene, goodnight, Irene, I'll see you in my dreams.
    Den ganzen Tag ging mir das Lied nicht mehr aus dem Kopf. Und immer wenn ich es summte, sah ich Meg und Susan zusammen im Gras und fühlte die Sonne im Gesicht. Ich spürte das zarte Streichen der Bürste und die weichen, sanften Hände.
     

18
    »David, hast du Geld?«
    Ich wühlte in meinen Taschen herum und förderte einen zerknitterten Eindollarschein und fünfunddreißig Cents in Münzen zutage. Meg und ich gingen zusammen über den Schulhof. Später war dort ein Spiel geplant. Ich hatte meinen linkshändigen Fängerhandschuh und einen alten, mit schwarzem Klebeband geflickten Ball dabei.
    Ich zeigte ihr das Geld.
    »Kannst du mir das leihen?«
    »Alles?«
    »Ich habe Hunger.«
    »Und?«
    »Ich will rüber zu Cozy Snacks und mir ein Sandwich kaufen.«
    »Ein Sandwich?« Ich lachte. »Warum klaust du dir nicht einfach ein paar Schokoriegel? Das geht ganz leicht dort an der Theke.«
    Das hatte ich selbst schon einige Male ausprobiert. Wie die meisten von uns. Am besten war es, wenn man einfach reinmarschierte, sich nahm, was man wollte, und dann wieder rausging. Überhaupt nicht heimlich und ohne Zögern. In dem Laden war immer viel los. Da war überhaupt nichts dabei. Und Mr. Holly, den alten Ladenbesitzer, konnte sowieso niemand ausstehen, da brauchte man sich also keine Gewissensbisse machen.
    Doch Meg runzelte die Stirn. »Ich stehle nicht.«
    Hach, wie etepetete, dachte ich.
    Ich fand das ein wenig übertrieben. Alle Kinder stahlen. Das gehörte doch dazu.
    »Bitte leih mir das Geld. Ich zahl's dir auch zurück. Das verspreche ich.«
    Ich konnte ihr nicht lange böse sein.
    »Okay, klar.« Ich drückte es ihr in die Hand. »Aber wozu brauchst du denn ein Sandwich? Mach dir doch bei Ruth eins.«
    »Das geht nicht.«
    »Wieso?«
    »Ich darf nicht.«
    »Warum?«
    »Ich darf noch nichts essen.«
    Wir gingen über die Straße. Ich schaute nach links und nach rechts, und dann sah ich ihr ins Gesicht. Sie hatte wieder diesen verschleierten Ausdruck. Als würde sie etwas verheimlichen. Außerdem wurde sie rot.
    »Kapier ich nicht.«
    Kenny, Eddie und Lou Morino waren schon auf der Raute und warfen sich einen Ball zu. Denise stand hinter dem Fangzaun und schaute ihnen zu. Noch hatte uns niemand gesehen. Ich merkte, dass Meg gehen wollte, aber ich starrte sie bloß an.
    »Ruth meint, dass ich dick bin«, sagte sie schließlich.
    Ich lachte.
    »Und?«
    »Was und?«
    »Bin ich dick?«
    »Was? Dick?« Mir war klar, dass sie es ernst meinte, trotzdem musste ich lachen. »Natürlich nicht. Sie nimmt dich auf die Schippe.«
    Abrupt wandte sie sich ab. »Toller Witz. Probier du mal, wie's dir geht, wenn du an einem Tag kein Abendessen und am nächsten kein Frühstück und kein Mittagessen kriegst.«
    Sie blieb stehen und drehte sich noch einmal zu mir um. »Danke.«
    Dann ging sie.
     

19
    Ungefähr eine Stunde nach dem Anfang löste sich das Baseballspiel wieder auf. Da waren schon die meisten Kinder der Straße da – nicht nur Kenny und Eddie, Denise und Lou Morino, sondern auch Willie, Donny, Tony Morino und sogar Glen Knott und Harry Gray, die aufgekreuzt waren, weil Lou spielte. Mit den Älteren wurde es zu einem guten, schnellen Spiel – bis Eddie seinen Ball hart an der Third-Base-Linie entlangschlug und losrannte.
    Alle außer Eddie wussten, dass es ein Foul war. Aber das konnte man Eddie nicht sagen. Er lief um die Male, während Kenny dem Ball nachjagte. Dann kam es zum üblichen Streit. Leck mich und leck mich und nein, leck mich.
    Der Unterschied war nur, dass Eddie diesmal seinen Schläger packte und

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