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Evil

Evil

Titel: Evil Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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fing aber nicht zu flackern an.
    Das Streichholz brannte herunter. Ruth schüttelte es aus und ließ es fallen.
    Dann machte sie noch eins an.
    Sie führte es unten an den Saum, die gleiche Stelle wie vorher. Es ging etwas von ihr aus wie von einem besessenen Wissenschaftler in einem Film, der ein verrücktes Experiment durchführt.
    Das angesengte Kleid roch nach Bügeln.
    Meg krümmte sich. Ruth nahm einfach das Kleid in die Hand und hielt das Streichholz hin, bis es anfing zu brennen, und ließ es dann auf Megs Bein fallen.
    Ich sah, wie eine dünne Flamme nach oben kroch.
    Sie breitete sich aus.
    Es war wie bei Woofer mit seinen Soldaten im Verbrennungsofen. Nur dass das hier Wirklichkeit war. Megs gedämpftes hohes Quieken bewies es.
    Jetzt ging es schon halb über den Oberschenkel hinauf.
    Ich setzte mich in Bewegung, um das Feuer mit den Händen zu löschen. Dann griff Ruth nach dem Cola, das neben ihr auf dem Boden stand, und schüttete es auf das Kleid.
    Lachend schaute sie mich an.
    Meg sackte erleichtert zurück.
    Wahrscheinlich sah ich ziemlich verängstigt aus. Ruth schüttelte sich vor Lachen. Mir wurde klar, dass sie irgendwie doch mitbekommen haben musste, dass ich die ganze Zeit hinter ihr gestanden hatte. Aber das war ihr egal. Es spielte keine Rolle, dass ich sie belauscht hatte. Das Einzige, was zählte, war die Konzentration auf die Lektion, die sie Meg erteilt hatte. Es stand noch immer in ihren Augen, etwas, was ich noch nie gesehen hatte.
    Später habe ich es gesehen.
    Viel zu oft.
    In den Augen meiner ersten Frau, nach ihrem zweiten Nervenzusammenbruch. In den Augen einiger ihrer Leidensgenossen im so genannten Ruheraum. Einer von ihnen hat, wie ich erfahren habe, mit einer Gartenschere seine Frau und seine beiden kleinen Kinder abgeschlachtet.
    Eine kalte, öde Leere, die kein Lachen kennt. Kein Mitleid, kein Erbarmen. Wie die Augen eines Raubtiers.
    Wie die Augen einer Schlange.
     
    Das war Ruth.
    »Was meinst du?« Sie klang munter. »Ob sie auf mich hören wird?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Möchtest du Karten spielen?«
    »Karten?«
    »Crazy Eights oder so.«
    »Klar, warum nicht.« Alles, dachte ich. Alles, was du willst.
    »Nur bis die Jungs heimkommen.«
    Wir gingen nach oben und spielten. Während der ganzen Partie wechselten wir keine zehn Worte.
    Ich trank viel Cola. Sie rauchte viele Zigaretten.
    Sie gewann.
     

33
    Wie sich herausstellte, kamen Donny, Willie und Woofer aus einer Vormittagsvorstellung von How to Make a Monster. Normalerweise hätte ich sauer sein müssen, weil das eine Art Fortsetzung von I Was a Teenage Werewolf und I Was a Teenage Frankenstein war, die wir uns vor ein paar Monaten zusammen als Double Feature angeschaut hatten. Sie hätten auf mich warten oder mich zumindest erinnern können. Aber sie hatten ihn sowieso nicht so gut gefunden wie die anderen zwei, und außerdem hatte ich immer noch im Kopf, was ich unten gesehen hatte.
    Als Ruth und ich die letzten Karten hinlegten, kam das Gespräch auf Meg.
    »Sie stinkt«, sagte Woofer. »Sie ist dreckig. Wir müssen sie waschen.«
    Mir war kein Gestank aufgefallen.
    Nur Kampfer, Rauch und Schwefel.
    Und Woofer musste gerade reden.
    »Gute Idee«, fand Donny. »Schon eine Weile her bei ihr. Das würde ihr bestimmt gefallen.«
    »Ist doch völlig egal, was ihr gefällt«, meinte Willie.
    Ruth hörte nur zu.
    »Aber dann müssen wir sie herauflassen und sie versucht vielleicht abzuhauen.«
    Woofer sah Donny an. »Ach komm, wo soll sie denn hin? Wo will sie denn hinrennen? Außerdem können wir sie fesseln.«
    »Stimmt.«
    »Und wir haben Susan.«
    »Ja, stimmt.«
    »Wo ist sie überhaupt?«
    »Susan ist in ihrem Zimmer«, antwortete Ruth. »Ich glaube, sie versteckt sich vor mir.«
    »Nö«, meinte Donny. »Die liest nur die ganze Zeit.«
    »Sie versteckt sich. Ich glaube, sie versteckt sich.«
    In Ruths Augen lag immer noch ein Glitzern, das wohl auch den anderen komisch vorkam. Denn niemand widersprach ihr mehr.
    »Was meinst du, Ma?«, fragte Woofer. »Sollen wir sie waschen?«
    Das Kartenspiel war vorbei, doch Ruth mischte immer noch. Dann nickte sie.
    »Kann wahrscheinlich nicht schaden.« Ihre Stimme klang dumpf.
    »Da müssen wir sie aber ausziehen«, bemerkte Willie.
    »Das mache ich. Ihr wisst, was ich gesagt habe.«
    »Ja«, antwortete Woofer. »Wir wissen es. Nicht anfassen.«
    »Genau.«
    Ich schaute Willie und Donny an. Willie machte ein finsteres Gesicht. Er hatte die Hände in den Taschen

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