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Evolution der Leere: Roman

Evolution der Leere: Roman

Titel: Evolution der Leere: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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in einem tiefen, unnatürlichen Schlummer lagen, ihrer Waffen beraubt. Weitere Schreie und frenetische Longtalks weckten die anderen Schlafenden auf.
    So weit, wie gehabt; und diesmal verlief alles nach Plan.
    Rennfüchse jagten mit dem Tempo von Orkanwolken durch das Tal. Die einfallenden Milizen trieben ihre Ge-Wölfe voran. Überall entlang des oberen Talansatzes ließen Soldaten sich fallen, die Läufe ihrer Pistolen über die Kante gestreckt. Schüsse wurden abgegeben. Ge-Wölfe und Rennfüchse prallten aufeinander, lautes Tiergekreisch hallte durch die Grünlande, während graues Licht über den taugetränkten Grasboden kroch.
    Das Pholas- und Zelda-Regiment erreichte das andere Ende des Tals und folgte ihren Ge-Wölfen in die tiefe, schmale Kluft hinab. Dinlay und Argain befanden sich dicht an der Front. Sie benutzten ihre Fernsicht, um jeden, der sich die Verstohlenheitstarnung zunutze machte, aufzudecken. Die meisten der Banditen hatten den Trick drauf. Edeard hielt den Atem an, die Erinnerung an eine andere Schlucht in einer anderen Nacht begann, sich in seinem Gedächtnis zu rühren - der verhängnisvolle Hinterhalt. Doch diesmal würde es anders laufen, beruhigte er sich, diesmal konnte er garantieren, dass es keine Überraschungen gab.
    Die Soldaten am oberen Talrand gaben ihren Kameraden, die unten voranstürmten, massiven Feuerschutz. Wie zuvor zog der Gilmorn seine Männer unter einer festungsähnlichen Felsnase zusammen. Sie hatten immer noch ihre gewöhnlichen Pistolen und ballerten schonungslos auf die vorrückenden Soldaten. Ihre Verstohlenheitsfähigkeit machte es schwierig, das Feuer treffsicher zu erwidern. Argain spurtete los, um den sich dem Felsüberhang nähernden Soldaten zu helfen.
    Edeard kam am oberen Ende des Tals an und saß ab. Er hatte nicht die Absicht, weiter vorzustürmen, auch wenn es das war, was jeder von ihm erwartete. Seine Fernsicht erfasste Soldaten, die jene Banditen, die sich ergeben hatten, zusammentrieben und die wenigen Unbelehrbaren isolierten. Dann waren nur noch der Gilmorn und sein Kader übrig, die hartnäckig Widerstand leisteten. Vorsichtig zogen Dinlay und Larose die Schlinge zu; Männer robbten durch kleine Erdspalten oder huschten zwischen Deckung bietenden Felsbrocken voran. Innerhalb von zehn Minuten war der Gilmorn restlos umzingelt.
    Als Edeard über den steinigen Talboden schritt, passierte er Gruppen von grinsenden Soldaten, die ihre Gefangenen abführten. Nicht wenige waren Männer von den Stämmen, die in den wilden Landen jenseits der Grenzen der Rulan-Provinz lebten. Sie sahen genauso aus wie die Banditen, denen er vor vielen Jahren auf der Karawanenreise zurück von Witham begegnet war. Gelocktes Haar und nackte Oberkörper voll verkrustetem und abblätterndem, dunklem Staub. Sie bedachten den Waterwalker mit finsteren Blicken, ihre Gedanken fest abgeschirmt. Bei all den Zusammenstößen während der vergangenen paar Jahre hatte Edeard niemals einen von ihnen eine Schnellfeuerpistole handhaben sehen; diese Waffen bekamen ausschließlich die Leute des Gilmorn in die Finger. Er trat einem der Stammesangehörigen in den Weg, der von fünf wachsamen Soldaten eskortiert wurde, ein Mann, den er auf etwa Ende fünfzig schätzte, obwohl er nichts von der Schlaffheit eines Stadtbewohners in gleichem Alter besaß. Er hatte blassgraue Augen, die in einem Gesicht funkelten, das all die Wut und Aufsässigkeit, die sein Geist zu verbergen suchte, verriet.
    »Warum?«, fragte Edeard nur. »Warum habt ihr euch ihnen angeschlossen?«
    »Sie sind stark. Wir profitieren davon.«
    »Wie? Inwiefern profitiert ihr davon?«
    Der alte Stammesangehörige schnaubte verächtlich. Er wies mit einer weit ausholenden Geste auf die Graslande. »Ihr seid gegangen. Selbst jetzt werdet ihr nie mehr zurückkommen. Dies Land wird uns gehören.«
    »Na schön, das verstehe ich. Ich kann sogar nachvollziehen, weshalb das Morden und Zerstören für einige von euch zu einer perversen Sucht geworden ist. Aber warum dieses Land? Es gibt Länder, auf die der Westen keinen Anspruch erhebt. Länder mit Wäldern und Unmengen von Jagdwild. Niemand weiß überhaupt, wie groß diese Gebiete eigentlich sind. Wieso also unseres? Ihr betreibt keinen Ackerbau. Ihr wohnt nicht in Häusern aus Stein.«
    »Weil ihr es habt«, erwiderte der Stammesangehörige nur.
    Edeard starrte ihn an, wusste, dass er keine bessere Antwort erhalten würde. Und auch keine ehrlichere, dachte er bei sich. Er suchte nach

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