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Evolution der Leere: Roman

Evolution der Leere: Roman

Titel: Evolution der Leere: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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zweckorientierter Absicht, wo keine war. Es waren der Gilmorn und seinesgleichen, die Überbleibsel von Owains skrupelloser Eine-Nation-Anhängerschaft, die weiterreichende Absichten hatten. Die Stammesleute waren bloß nützliche Idioten, die in eine Treuepflicht genasführt worden waren, die sie nie ganz durchschaut hatten.
    Mit einer knappen Handbewegung winkte er die Eskorte weiter, und der Stammesmann wurde zu den als Gefängnissen dienenden Gitterverschlägen gezerrt, die oben auf dem Grasland aufgebaut worden waren.
    »Wir sollten langsam machen, dass wir da runterkommen«, sagte Marcol ungeduldig. Die Fernsicht des jungen Mannes strich über die Felsnase der Trutzburg und enthüllte mühelos die getarnten Banditen.
    Edeard verkniff sich ein Grinsen. Marcols geistige Fähigkeiten hatten sich seit dem Tag der Verbannung in beachtlichem Maße weiterentwickelt, fast so sehr wie sein Pflichtgefühl. Er war mit Leib und Seele Konstabler und dem Großen Rat gegenüber absolut loyal; dennoch steckte noch immer etwas von dem ehemaligen Sampalok-Straßenjungen in ihm. Er konnte es kaum abwarten, sich ins Kampfgetümmel zu stürzen.
    »Lassen wir den Milizionären ihre Sternstunde«, erwiderte Edeard ruhig. »Das hier war ein harter Feldzug. Sie haben es verdient, dass sie es sind, die das alles beenden.« Was allerdings stimmte. Acht lange Monate war es her, dass die Truppen der Stadt und die der ländlichen Gebiete sich verbündet hatten, um den Gilmorn und seine übrig gebliebenen Helfershelfer weiter und weiter Richtung Westen durch die Provinzen zu jagen, bis sie sich schließlich nirgends mehr hinflüchten konnten.
    »Politik«, grunzte Felax verdrießlich.
    »Du lernst dazu«, erwiderte Edeard. »Abgesehen davon müsst ihr beide nichts mehr beweisen, nicht nach den Overtonfällen. Wie ich hörte, haben die Töchter jener Karawanenfamilien ihre Bewunderung deutlich genug zum Ausdruck gebracht.«
    Die beiden Jung-Konstabler sahen sich an und grinsten wissend.
    In dem Moment stellte unten an der Felsnase Laroses Longtalk dem Gilmorn und seinen letzten Getreuen ein scharfes Ultimatum. Ihre Gegner waren fünf zu eins in der Unterzahl und vollständig umstellt. Sie hatten nichts zu essen. Ihre Munition war beinahe verbraucht. Und Hilfe war nicht zu erwarten.
    Edeard war nicht sicher, ob es richtig war, einem erbarmungslosen Fanatiker wie dem Gilmorn dergleichen noch unter die Nase zu reiben. Allerdings waren sie mit ihrem Angriff tatsächlich noch nie so weit gekommen, also wusste er nicht, was funktionieren würde und was nicht.
    Sie gingen weiter zu Tal, an etlichen toten Rennfüchsen und Ge-Wölfen vorbei. Edeard versuchte, beim Anblick der brutal zerfetzten Tiere nicht das Gesicht zu verziehen. Auf einem moosbedeckten Felsen, dort, wo das Tal sich ausbreitete, saß Argain und mampfte gemütlich einen roten Apfel. Mehrere Miliztrupps liefen umher, ebenfalls auf das Finale brennend. Ihre Korporale und Sergeanten hatten alle Hände voll zu tun, sie in Linie zu halten. Alle wurden augenblicklich ruhig, als Edeard erschien.
    »Wird er sich ergeben?«, fragte Edeard.
    Argain zuckte die Achseln und biss ein großes Stück aus seinem Apfel. »Der hat nichts mehr zu verlieren. Wer weiß, was in seinem Kopf vorgeht.«
    »Verstehe. Nun, zum Glück können wir warten. So lange wie nötig.«
    »Ah«, rief Marcol aus. »Jetzt gibt's Zoff.«
    Argain sah den jungen Konstabler forschend an und wandte dann seine Aufmerksamkeit der Felsnase zu. Tatsächlich drang von den schroffen Felsen ein heftiger Wortwechsel zu ihnen herüber. Er war laut und voller Zorn. Zwei seiner Männer boten dem Gilmorn die Stirn, teilten ihm mit, dass sie jetzt hinausgehen und sich der Miliz ausliefern würden. Mit seiner Fernsicht sah Edeard, dass die Männer sich abwandten. Im gleichen Augenblick hob der Gilmorn seine Pistole und richtete sie auf den Hinterkopf eines der Männer. Blitzschnell zuckte Edeards dritte Hand vor und drehte den Schlagbolzen, bog ihn leicht aus seiner Justierung. Der Gilmorn betätigte den Abzug. Es gab ein metallisches Klick. Die Kugel blieb stecken.
    Marcol räusperte sich ostentativ.
    Ein weiteres Wortgefecht wurde laut, noch hitziger als das erste. Fäuste flogen. Dritte Hände setzten zur Herzquetsche an. Männer begannen zu ringen.
    Larose gab Befehl, die Schilde zusammenzuschließen und die Felsnase zu stürmen.

Zwei Minuten später war alles vorbei.
    Auf Felszinnen in der Höhe hockend jubelten die Milizionäre und

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