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Evolution

Evolution

Titel: Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
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sicher, wie sie einmal war. Und der Skythe ist
vorsichtig…«
    Zu Athalarichs Ärger funktionierte der Trick.
    »So ist das immer schon gewesen«, sagte Honorius
verständnisvoll. »Es war immer schon leichter, mit Bauern
Geschäfte zu machen. Krieg vermag man nämlich nur gegen
Landbesitzer zu führen; wenn ein Geschäft abgeschlossen
wird, verstehen alle die Bedeutung des Vorgangs. Nomaden stellen
jedoch eine viel größere Herausforderung dar. Wie soll man
auch einen Mann besiegen, der nicht einmal die Bedeutung dieses Worts
kennt?«
    »Wir hatten eine Abmachung«, sagte Athalarich schroff.
»Wir haben einen ausführlichen Schriftwechsel mit Euch
geführt, nachdem wir Euren Kuriositäten-Katalog erhalten
hatten. Wir sind durch ganz Europa gereist, um diesen Mann zu treffen
und haben dabei hohe Ausgaben gehabt und uns nicht
unbeträchtlichen Gefahren ausgesetzt. Und ich darf Euch daran
erinnern, dass wir Euch bereits die Hälfte der vereinbarten
Löhnung gezahlt haben. Und nun lasst Ihr uns
hängen.«
    Wider Willen war Athalarich durch den verletzten Stolz
beeindruckt, den Papak zur Schau stellte – die bebenden
Nasenflügel, die leichte Rötung der Wangen. »Mein Ruf
eilt mir auf dem ganzen Kontinent voraus. Selbst in diesen
schwierigen Zeiten gibt es viele Liebhaber der Gebeine der Bestien
und Helden der Vergangenheit – so wie Ihr, werter Honorius. Dies
hat im alten Reich eine tausendjährige Tradition. Wenn man mich
nun des Betrugs überführte…«
    Honorius stieß ein beschwichtigendes Schnaufen aus.
»Athalarich, bitte. Ich bin sicher, unser neuer Freund wollte
uns nicht betrügen.«
    »Es nimmt mich nur wunder«, sagte Athalarich schwer,
»dass Eure Zusagen sich wie Frühtau verflüchtigen,
kaum dass wir uns begegnet sind.«
    »Diesen Eindruck müsst Ihr wohl bekommen«, sagte
Papak großmütig. »Der Skythe ist… ein
schwieriger Mensch. Ich vermag ihn nicht einfach wie eine Amphore
Wein zu liefern, so sehr ich das auch bedaure.«
    »Aber?«, knurrte Athalarich.
    »Ich möchte einen Kompromiss vorschlagen.«
    »Siehst du, Athalarich«, sagte Honorius hoffnungsfroh.
»Ich wusste doch, dass wir mit Geduld und gutem Willen zu einer
Einigung kommen würden.«
    »Ich befürchte, hierfür werdet Ihr noch eine Reise
auf Euch nehmen müssen«, seufzte Papak.
    »Und die Spesen?«, fragte Athalarich
argwöhnisch.
    »Der Skythe wird Euch in einer ziemlich weit entfernten Stadt
treffen: Im alten Petra.«
    »Aha«, sagte Honorius, und sein Lebenslicht wurde wieder
etwas schwächer.
    Athalarich wusste, dass Petra in Jordanien lag, einem Land, das
noch immer unter dem Schutz von Kaiser Zeno in Konstantinopel stand.
In Zeiten wie diesen war Petra Welten entfernt. Athalarich fasste
Honorius am Arm. »Das genügt, Herr. Er arbeitet mit
Händler-Tricks. Er versucht nur, uns noch tiefer
in…«
    »Als ich ein Kind war«, murmelte Honorius, »betrieb
mein Vater ein Geschäft vor unserer Villa. Wir verkauften
Käse, Eier und andere Erzeugnisse von den Bauernhöfen, und
wir kauften und verkauften Kuriositäten aus dem ganzen Imperium
und darüber hinaus. Damals entwickelte ich meine Vorliebe
für Antiquitäten – und meine Nase fürs
Geschäft. Ich bin wohl alt, aber noch kein Narr, Athalarich! Ich
bin mir sicher, dass Papak sich selbst einen Gewinn bei dieser Sache
verspricht, aber ich glaube trotzdem, dass er im Kern die Wahrheit
sagt.«
    Athalarich verlor die Geduld. »Zuhause wartet viel Arbeit auf
uns. Und nur wegen einer Hand voll vermoderter alter Knochen
übers Meer zu fahren…«
    Doch Honorius hatte sich schon an Papak gewandt. »Petra«, sagte er. »Ein Name, der fast so
berühmt ist wie der von Rom selbst! Ich werde meinen Enkeln
viele spannende Geschichten zu erzählen haben, nachdem ich nach
Burdigala zurückgekehrt bin. Mein Herr, ich glaube, dass wir nun
die Einzelheiten der Reise besprechen müssen.«
    Ein breites Lächeln erschien in Papaks Gesicht. Athalarich
schaute ihm in die Augen und versuchte seine Wahrhaftigkeit
einzuschätzen.
     
    Honorius und Athalarich brauchten viele Wochen, um nach Jordanien
zu gelangen, wobei sie viel Zeit durch die Formalitäten
verloren, die im östlichen Imperium erledigt werden mussten.
Jeder Offizielle, dem sie über den Weg liefen, brachte
›Ausländern‹ aus den Resten des westlichen Imperiums
ein großes Misstrauen entgegen – sogar Honorius, einem
Mann, dessen Vater immerhin ein römischer Senator gewesen
war.
    Es war Athalarichs selbst auferlegte Pflicht, Honorius

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