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Evolution

Evolution

Titel: Evolution Kostenlos Bücher Online Lesen
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immer tiefer vorgetrieben. An manchen Stellen
brach sogar schon die Kruste ein. Aber sie gruben immer weiter. Der
Mars war eine kalte, harte Welt, deren Inneres vorwiegend aus Gestein
bestand. Das unterstützte das Vortreiben von Stollen und
Schächten. Jedoch stießen die immer tiefer grabenden
Replikatoren auch auf neue Bedingungen, an die sich anpassen mussten.
Dazu waren sie natürlich in der Lage.
    Trotzdem stellte die Penetration des Mantels sie vor gewisse
technische Herausforderungen. Der Vorstoß in den Kern war
ebenfalls nicht unproblematisch.
    Der Mars wog hundert Trillionen mal so viel wie ein
Selbstfahr-Replikator. Dennoch war es eine geringe Masse angesichts
der Formel ›Verdopplung-pro-Generation‹. Wegen der
ständigen Konflikte war die Wachstumsrate suboptimal.
Nichtsdestoweniger war der Mars schon nach ein paar hundert
Generation von der Bildfläche verschwunden, und seine ganze
Substanz steckte nun in den glitzernden Leibern der Replikatoren.
    Nachdem sie den ganzen Planeten in Kopien ihrer selbst umgewandelt
hatten, schwärmten die Replikatoren mit Sonnensegeln,
Fusionstriebwerken und sogar mit primitiven Antimaterie-Triebwerken
auf der Suche nach Rohstoffen im Sonnensystem aus.
     
    Am nächsten Tag durchstreifen sie die Landschaft um die
Stadt. Snowy sah Vögel, Eichhörnchen, Mäuse, Kaninchen
und Ratten. Das war aber auch fast schon alles. Vögel schien es
auch nicht mehr allzu viele zu geben. Das Land war still, als ob alle
Lebewesen aufgesammelt und weggeschafft worden wären.
    Aber die Ratten waren zum Teil große Brocken. Und dann waren
da noch die Ratten-Wölfe, die er jedenfalls gesehen zu haben
glaubte. Was auch immer sie waren, sie flohen bei seiner
Annäherung.
    Nagetiere hatten immer schon mit Primaten konkurriert, sagte
Sidewise sich. Selbst auf dem Gipfel der technischen Zivilisation war
es den Menschen lediglich gelungen, die Nagetiere einigermaßen
außer Sichtweite und von der Nahrung fern zu halten. Und wo die
Menschen nun von der Bildfläche verschwunden waren, erlebten die
Ratten offensichtlich eine Blütezeit.
    Die Jagd war aber einfach. Snowy legte versuchsweise ein paar
Schlingen aus. Und es funktionierte. Die Hasen und Mäuse waren
richtig zutraulich. Das war aber auch ein schlechtes Zeichen, denn
bei näherer Überlegung bedeutete es, dass sie schon seit
einiger Zeit keine Menschen mehr gesehen hatten.
    Am Ende des zweiten Tages sagte Ahmed ihnen, dass sie sich in der
Kirchenruine im Kreis auf verwitterte schwarze Steinblöcke
setzen sollten.
    Snowy war sich der subtilen Veränderungen bewusst, die in der
Gruppe stattgefunden hatten. Moon senkte den Blick und vermied es,
den anderen in die Augen zu schauen. Bonner, Ahmed und Sidewise
musterten sich gegenseitig und Snowy mit Berechnung.
    Ahmed hielt ein leeres Rationspäckchen in die Höhe.
»Hier können wir nicht bleiben. Wir brauchen einen
Plan.«
    Bonner schüttelte den Kopf. »Das Wichtigste ist, dass
wir andere Menschen finden.«
    »Wir müssen uns der Realität stellen«, sagte
Sidewise. »Es gibt keine anderen Menschen mehr – wir
sind auf uns allein gestellt. Wir haben bisher niemanden gesehen. Und
wir haben auch keinerlei Anzeichen dafür gesehen, dass
irgendjemand sich in letzter Zeit in dieser Gegend aufgehalten
hätte.«
    »Keine Kondensstreifen«, sagte Ahmed und wies zum
Himmel. »Das Funkgerät ist tot, auf allen Frequenzen. Die
Satelliten sind ausgefallen. Irgendetwas Schlimmes ist
passiert.«
    Moon lachte humorlos. »Das kannst du laut sagen.«
    »Wir wissen nicht, was letztlich passiert ist. Als es zu Ende
ging, muss aber das Chaos ausgebrochen sein. Wir haben keinen
Kampfauftrag erhalten. Man hat uns vermutlich ganz vergessen. Bis wir
durch einen Zufall wieder belebt wurden.«
    »Wie lang, Sidewise?« Snowy musste sich förmlich zu
dieser Frage zwingen.
    Sidewise rieb sich die Nase. »Schwer zu sagen. Wenn wir eine
Sternkarte hätten, dann könnten wir es an Hand der
veränderten Position der Sterne ermitteln. In Ermangelung einer
solchen müssen wir uns am Reifegrad des Eichenwaldes
orientieren.«
    »Du bist doch wirklich ein verdammtes Arschloch«,
blaffte Bonner. »Wie verdammt lang? Fünfzig Jahre,
sechzig…«
    »Nicht weniger als tausend Jahre«, sagte Sidewise mit
gepresster Stimme. »Vielleicht noch mehr. Wahrscheinlich sogar
mehr.«
    Sie schwiegen. Das mussten sie erst einmal verdauen. Und Snowy
schloss die Augen und stellte sich vor, dass er vom Deck eines
Flugzeugträgers in die

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