Evolution
aus
orangebraunen Haaren bewachsen. Das dunklere Haupthaar war ein Gewirr
aus schmutzigen Locken, die so aussahen, als seien sie noch nie
geschnitten worden. Es war nicht groß, aber es hatte
Brüste, hängende kleine Beutel mit harten Warzen, die aus
der Behaarung stachen. Und unter dem dunklen Schamhaar-Dreieck war
eine Schmiere, bei der es sich vielleicht um Menstruationsblut
handelte. Und es hatte Schwangerschaftsstreifen.
Und nicht nur das, dieses Weibchen stank auch noch wie ein nasser
Fuchs.
Aber es war nicht das Gesicht eines Affen. Die Nase war zwar
klein, aber vorspringend. Es hatte einen kleinen Mund und ein spitzes
Kinn mit einem Grübchen. Die Stirn über den blauen Augen
war glatt. Sie war höchstens etwas niedriger als seine.
Trotz des haarigen Körpers wirkte sie menschlich. Aber der
Blick war – umwölkt, furchtsam und verwirrt.
Er hatte einen Frosch im Hals. »Sprichst du Englisch?«,
fragte er sie.
Die Frau kreischte auf und schlug um sich.
Und plötzlich hatte Snowy eine prächtige Erektion.
Verdammte Scheiße, sagte er sich. Schnell rollte er sich von
ihr herunter und griff nach Bogen und Messer.
Die Frau vermochte nicht aufzustehen. Mit dem rechten Fuß
hatte sie sich in seiner Schlinge verfangen. Sie kroch über den
feuchten Boden und bedeckte den Fuß. Dann wiegte sie sich mit
einem leisen Singsang. Sie hatte offensichtlich eine Heidenangst.
Snowys Anflug von Lust war verflogen. Nun sah sie doch aus wie ein
Schimpanse mit ihren Gesten und der kreatürlichen Angst, obwohl
ihr Körper sich wie der einer Frau unter ihm angefühlt
hatte (Clara, verzeih mir, aber es ist schon so lang her…). Die
Kotspuren an den Beinen, und die Urinpfütze an der Stelle, wo
sie gelegen hatte, stießen ihn nur noch mehr ab.
Er kramte in einer Tasche der Fliegerkombi und holte den Rest des
Rationspäckchens heraus. Es enthielt noch eine Handvoll
Nüsse, einen Rest Dosenfleisch und ein Stück getrocknete
Banane. Er entnahm die Banane und ein paar Nüsse und hielt sie
ihr hin.
Sie schreckte so weit zurück, wie die Schnur der Schlinge es
zuließ.
Er versuchte ihr die Sache schmackhaft zu machen, steckte sich
selbst ein paar Nüsse in den Mund und kaute sie mit gespielter
Verzückung und übertrieben genießerisch. »Gut.
Sehr gut.«
Aber sie nahm ihm die Nahrung trotzdem nicht aus der Hand. Ein Reh
oder Kaninchen würde das freilich auch nicht tun, sagte er sich.
Also legte er die Sachen zwischen ihnen auf den Boden und zog sich
zurück.
Sie schnappte sich ein paar Nüsse und stopfte sie in den
Mund. Und die Bananen kaute sie, als ob sie den Geschmack bis zur
Neige auskosten wollte, ehe sie sie schließlich
hinunterschluckte. Wahrscheinlich hatte sie noch nie etwas so
Süßes gegessen, sagte er sich.
Oder vielleicht war sie auch nur kurz vorm Verhungern. Er hatte
die Falle schon vor ein paar Tagen ausgelegt; sie lag wahrscheinlich
schon seit achtundvierzig Stunden hier. Die Fäkalien und die
verfilzte, verschmutzte Beinbehaarung waren auch ein Indiz
dafür.
Während sie aß, untersuchte er den Fuß, der sich
in der Schlinge verfangen hatte. Es waren eine einfache
Schleifen-Schlinge, in der Kaninchen und Hasen sich mit dem Kopf
verfangen sollten. Beim Versuch, sich zu befreien, hatte die Schlinge
sich noch enger zugezogen – was an sich auch beabsichtigt war
–, sodass sie tief ins Bein eingeschnitten und eine böse,
blutige Wunde verursacht hatte. Er glaubte sogar, das Weiße des
Knochens zu sehen.
Was nun? Er konnte sie betäuben und zum Basislager
zurückbringen. Doch war sie kein Beutetier wie ein Kaninchen
oder Hase – sie war auch kein wissenschaftlich interessantes
Exemplar wie der große, fast flugunfähige Sittich, den
Sidewise erbeutet hatte, als er am Ufer eines stillen Teichs
umhergestakst war. Dies war ein Mensch, wie auch immer er
aussah. Und dann erinnerte er sich wieder an diese
Schwangerschaftsstreifen, die ihm sagten, dass sie mindestens ein
Kind hatte, das irgendwo auf sie wartete.
»Bin ich tausend verdammte Jahre weit gereist, nur um dein
Leben zu ruinieren, wie ich meins ruiniert habe? Das glaube ich,
verdammt noch mal, nicht«, murmelte er. »Ich bitte um
Entschuldigung.« Und dann sprang er auf sie.
Es geriet wieder zu einem Ringkampf. Er drückte sie auf den
Boden, sodass sie mit dem Gesicht nach unten lag und die Arme unter
ihr eingeklemmt waren. Dann setzte er sich auf ihren Rücken,
durchtrennte mit dem Schweizer Messer die Schlinge und zog sie aus
der blutigen Wunde,
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