Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ransom
Vom Netzwerk:
schleichen sich durch die Wüste in die Burgen fremder Könige«, sagte er. »Unsere Mission ist, ihnen klarzumachen, dass in diesem Königreich Ordnung herrscht, und dafür zu sorgen, dass sie nie wiederkommen.«
    Eine Tür fiel ins Schloss. Wir blickten hoch. Es war nicht die Vordertür gewesen. Dann polterten ein Stück weit entfernt Schritte auf Holz, wahrscheinlich auf der rückwärtigen Terrasse.
    »Rock ’n’ Roll, Ghost.«
    Die kleine Waffe fiel in meinen Schoß. Ich zögerte.
    Er richtete seine Pistole auf mein Gesicht. »Wenn Sie hierbleiben, sterben Sie.«
    Ricks Tür schwang nicht auf, sie explodierte sozusagen nach draußen und spuckte den großen Mann aus wie einen Sprinter aus den Startblöcken. Er war kein eleganter Läufer, sondern pure, rohe Gewalt. Er rannte mit der erschreckenden Unerbittlichkeit eines Büffels, der unvermittelt aus seiner Herde hervorbricht. Seine Stiefelsohlen rissen Grassoden heraus, während er scharf rechts abbog und hinter dem Haus verschwand.
    Wenn Sie hierbleiben, sterben Sie. Meinte er, dass einer von denen zur Haustür herauskam und anfing, auf mich zu schießen? Oder dass Rick mit mir abrechnen würde, wenn ich ihm nicht den Rücken deckte?
    Ich folgte ihm. Gott helfe mir, ich stieg aus, und obwohl ich hätte wegrennen können, folgte ich ihm. Ich wollte ihm zeigen, was mit Leuten geschah, die mich unter Drogen setzten und mir die Haare färbten.
    Kühle Luft in der Wüstennacht, Alkoholdunstatem. Im Adrenalinrausch über Stock und Stein, Hindernisrennen. Allzeit bereit, jeder Schlampe mit der Knarre eins überzuziehn, Mann, tut das gut, ein Gangsta zu sein .
    Gestalten und Schemen zwischen den Bäumen, Rollrasengärten, Friedhof der dürren Babybüsche. Zwei Männer weiter vorn, auf dem Spielplatz versteckt, Tarnung für Habenichtse. Rick holt auf, Riesenpupillen, angeborene Nachtsicht, Koks-verstärkt. Drei, vier Männer, vielleicht auch ’ne Frau, hetzen heraus aus ihrem Versteck. Da, eine Chance, die schmale Lücke, die Mauer am Abflusskanal. Dahinter bloß Wildnis, nix mehr mit Vorstadt, offenes Land. Felsen, Geröll und Kakteen, trockene Flussbetten, nackte Angst.
    Füße rutschen, Beine trampeln, Herzschlag schneller, Lungen brennen, das Mondlicht hell, sein Büffelschädel, sie springen davon, die Dunkelhäutigen, antilopengleich.
    Die Pistole schwer, mein Finger krumm am Abzug, der dunkle Wüstenriese nicht mehr weit, seine Beute kreischt, kein Entkommen mehr. Einer stolpert, einer will ihm helfen, alle fallen, kreuz und quer. Der Riese brüllt, sie geben auf wie Illegale, auf die Knie, Hände hintern Kopf, jetzt hat er sie, hat das Heft in der Hand, Exbulle Rick, hechelnd und keuchend, nur sein Hilfssheriff fehlt noch, ich. Ich werde sie alle überraschen.
    Die Waffe kommt hoch, meine Knarre, alles wartet, was wird er tun?
    Der Büffelschädel rückt ins Visier. Explodiert in pinkfarbenem Nebel.
    Psycho-Sicherung – aus.

30
    Ich erschoss Rick nicht, auch wenn ich es im Rückblick besser getan hätte. Hätte uns beiden eine Menge Schwierigkeiten erspart.
    Ich nahm die Waffe und stieg aus dem Wagen, rannte ums Haus herum, rutschte auf einem Plastikabflussgitter aus und wäre beinahe voll aufs Gesicht geklatscht. Ich hörte, wie er sie verfolgte, rumbrüllte und in die Luft schoss (hoffte ich jedenfalls), und nachdem ich etwa eine Minute durch die unverfälschte Wüste gerannt war, die diese Pseudovorstadt umschloss, kriegte ich Krämpfe. Seitenstechen brannte sich wie eine blaue Flamme in mich hinein, und ich blieb stehen, krümmte mich, kotzte in den steinigen Sand. Ich war dehydriert und verwirrt, mein Kopf pulste vor Schmerz, als hätte er ein eigenes Herz.
    Ich wischte mir den Mund ab und ging zum Wagen zurück. Ich erwog, ihn zu stehlen, schob mir dann aber nur die Pistole in den Hosenbund und spazierte davon. Ich wollte gar nicht wissen, was Rick vorhatte. Ich wusste nicht, was ihn die Illegalen oder Hausbesetzer angingen – die Schleicher, so wie ich gestern Nacht einer gewesen war. Niemand bezahlte ihn dafür. Wahrscheinlich war es einfach nur sein Jagdtrieb, ein Hobby, eine Methode, sich nach dem tollen Job im Gefängnis wieder mächtig und wichtig zu fühlen. Ich kannte Leute wie ihn aus Ghosts Gefolge. Versager, die es nicht auf die Polizeiakademie geschafft hatten, und andere, die weniger kontrollierbare Wege des Machtmissbrauchs beschritten.
    In der kühlen Wüstenluft bekam ich einen etwas klareren Kopf und wurde nüchterner, wenigstens ein

Weitere Kostenlose Bücher