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Ewig Böse

Ewig Böse

Titel: Ewig Böse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Ransom
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immer. Aber da war nichts, und meine Kopfhaut fühlte sich ganz normal an. Meine Haare waren trocken, eher ein bisschen fettig, als hätte ich seit zwei Tagen nicht geduscht, was ja auch hinkam. »Macht Ihnen so was Spaß? Geht Ihnen dabei einer ab? Was ist los mit Ihnen, Mann?«
    Rick zuckte zurück. »Sie denken, ich hätte Ihnen die Haare gefärbt? Sind Sie eigentlich noch ganz dicht? Ihr Haar war schon so, als ich Sie heut Morgen getroffen habe, Sie Schwachkopf. Wann haben Sie das letzte Mal in den Spiegel gesehen?«
    Er war völlig ruhig. Und ich glaubte ihm.
    »Das ist nicht – ich bin … Bringen Sie mich weg von hier. Ich hab’s satt. Annette, Sie, die ganze Chose. Mir steht’s bis hier.«
    Rick sah mich an, als hätte er vor mir mehr Angst als ich vor ihm. »Schon gut. Immer mit der Ruhe, Mann. Meine Güte. Ich fahr Sie nach Hause. Lassen Sie mich nur schnell die Schlüssel holen.«
    Wieder war es Nacht. Nur jede dritte oder vierte Straßenlampe brannte, als ob die Eigentümergemeinschaft die Beleuchtung absichtlich nur auf zwanzig oder dreißig Prozent heruntergefahren hatte, um Kosten zu sparen. So war es über lange Strecken dunkel, und Ricks Scheinwerfer streiften verlassene Häuser und Autos, während wir uns durch das verfallende Labyrinth schlängelten. Die Zivilisation war weit entfernt, und die Wüste schien sich von allen Seiten an uns anzuschleichen. Ich hatte seit etwa zwanzig oder dreißig Stunden nichts mehr gegessen, und die Biere und Schnäpse waren direkt in die Blutbahn geflossen. Ich hatte Rick satt, und es war nicht gerade hilfreich, dass er mit beinahe hundert durch die Gegend raste. Nach ein paar Minuten kannte ich mich überhaupt nicht mehr aus und hatte das Gefühl, wir würden genau in die falsche Richtung fahren.
    »Liegt Annettes Haus nicht in der anderen Richtung?«, fragte ich.
    »Muss meine Runde drehen. Keine Sorge, Sie sind in null Komma nichts zu Hause.«
    Seine Runde. »Sie arbeiten für die Eigentümergemeinschaft?«
    »Eigentümergemeinschaft? So einen Scheiß gibt’s hier nicht.«
    »Oh.«
    »Ich bin nur ein Immobilienbesitzer, der seine Investition schützt.«
    Das würde kein Vergnügen werden.
    Rick bog mit quietschenden Reifen scharf rechts auf eine steile Straße ein, und der Wagenboden setzte auf, während wir durch eine Drainagerinne wippten. Der Wagen röhrte die Steigung hinauf, als hätte er einen Kompressor oder einen Vierfachvergaser. Whonh – whoo OOOOOHNNNH ! Schnell hatten wir die Hügelkuppe erreicht, und der Wagen hob in seiner butterweichen Federung ab. Sobald sich die Nase wieder senkte, erschien vor uns ein schwaches orangefarbenes Licht, und Rick schaltete die Scheinwerfer aus.
    »Jackpot.«
    Über die abgesenkte Rinnsteinkante einer Einfahrt lenkte er meine Hälfte des Wagens geschickt auf den Gehsteig, während seine schräg auf die Straße herunterhing. So fuhren wir etwa hundert Meter weiter, und bei jeder neuen Einfahrt sackte ich durch und wurde wieder hochgeworfen. Ich schmeckte Galle und Jim Beam. Der orangefarbene Schein drang, wie man jetzt sah, aus dem Fenster eines Hauses. Während wir immer noch ungefähr fünfzig draufhatten, weitete der Lichtschein sich aus und erlosch dann schlagartig. Rick scherte auf den Rasen aus und bremste. Der Motor tuckerte beinahe unhörbar im Leerlauf weiter.
    Ich erwartete, er würde sofort hinausstürzen, aber er blieb sitzen und beobachtete das Haus durch die Windschutzscheibe. In seiner blauen Pseudouniform, mit dem vor Schweiß und Alkohol glänzenden Gesicht voller Aknenarben, die Augen glasig unter halb geschlossenen Lidern, sah er aus wie ein Söldner.
    Ich ertrug die Stille nicht mehr, doch sobald ich den Mund aufmachte, legte er mir den rechten Arm vor die Brust.
    »Scht.«
    Ich schtete.
    »Die wissen Bescheid«, sagte er leise. »Jetzt ist nur noch die Frage, wie viele zurückbleiben und wie viele davonlaufen, und aus welcher Tür.«
    »Wer?«
    Rick sah mich schräg an, ein Lächeln wie eine Messerklinge auf den roten Lippen. »Die Schleicher.«
    Während ich auf eine Erklärung wartete, hob er langsam das linke Bein, und ich hörte das reißende Geräusch eines Klettverschlusses. Er wechselte einen Gegenstand von der linken in die rechte Hand und hielt ihn mir hin.
    Die Waffe aus dem Knöchelhalfter.
    Ich schüttelte den Kopf und wisperte: »Die will ich nicht.«
    »Doch.« Eine Stimme wie aus dem Grab. »Sie wollen.«
    Er sah die Furcht in meinen Augen, den Wunsch zu verstehen.
    »Die

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