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Ewig Dein

Ewig Dein

Titel: Ewig Dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Glattauer
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konnte. »Ich muss leider aufs Land, zu meinem Bruder Ali. Ein Pflichttermin. Großes Familientreffen. Hedi hat Geburtstag. Anstrengend, sage ich dir. Sie ist ja hochschwanger. Und meine Mutter ist natürlich auch noch dabei. Du weißt, ich habe dir erzählt: Hedi und meine Mutter, das geht nicht zusammen. Mühsam, sage ich dir. Das wird ziemlich mühsam.« Dazu seufzte sie noch einmal schicksalsschwer.
    »Gemeinsam machen wir das schon«, verkündete Hannes von oben. Er hatte sich im Bett aufgerichtet. Judith: »Nein, Hannes, wirklich nicht!« Sie erschrak über ihren Ton und schwächte ihn sofort ab. »Du, du Lieber, da muss ich selber durch. Das wird unheimlich mühsam. Das kann ich dir nicht zumuten. Du kennst meine Familie nicht.« Sie strich mit den Fingernägeln zart über seine Hand. Hannes: »Ich werde sie kennenlernen, und ich werde sie mögen.« Judith: »Das wirst du, aber nicht alle zusammen, das ist zu viel auf einmal, glaube mir. Mein Bruder kann so kompliziert sein. Und es kommt auch noch ein befreundetes Paar mit zwei Kindern dazu. Es wird ziemlich eng, räumlich. Du nein, Hannes, lieb von dir, aber diesmal muss ich ganz alleine in den sauren Apfel beißen.«
    Sie saßen jetzt nebeneinander im Bett, Judith mit verschränkten Armen. Hannes: »Nein, Liebling, kommt überhaupt nicht in Frage, ich lasse dich da nicht im Stich. Ich fahre selbstverständlich mit. Du wirst sehen, gemeinsam werden wir das Kind schon schaukeln.«
    Judith wollte kein Kind gemeinsam schaukeln. Sie drehte das Licht an, er musste die Entschlossenheit in ihrem Blick erkennen. »Hannes, es geht nicht. Diesmal wirklich nicht. Es gibt gar kein Bett für dich. Wir sehen uns am Sonntagabend, und ich erzähle dir dann alles. Einverstanden?« Sie streichelte seine Wange.
    Er schwieg und machte ein Gesicht, das sie noch nicht kannte. Anscheinend biss er bei gepressten Lippen die Zähne zusammen, denn seine Backenknochen traten hervor. Die Lachfältchen um die Augen waren da, aber ohne Lachen waren sie keine Sonnenstrahlen mehr, sondern schattige Furchen. Schließlich drehte er sich zur Seite und ließ seinen Kopf im Polster versinken. »Gute Nacht, Liebling«, murmelte er nach einer langen Pause, »überschlafen wir es einmal.«
     
4.
    In der Früh, Judith hatte kaum geschlafen, roch es nach Kaffee, das Radio spielte Klassik und Hannes, der schon halb angezogen war, beugte sich über sie, weckte sie mit einem Kuss und strahlte sie an.
    »Deine Mama hat angerufen«, sagte er. Judith: »Wieso?« Sie meinte, wieso er das wusste, wieso er zum Telefon gegangen war, wieso er sie nicht aufgeweckt hatte. Hannes: »Deine Mama hat angerufen und gefragt, wann wir sie abholen wollen.« Judith: »Wir?« Das war ein Aufschrei. Judith war hellwach und wütend. Hannes: »Ich habe ihr gesagt, dass ich wahrscheinlich nicht mitkommen werde.« Judith: »Aha.«
    Hannes: » Schade, vielleicht überlegen Sie sich’s ja noch , hat sie gemeint. Sie hätte mich gerne kennengelernt. Meine Tochter hat schon viel von Ihnen erzählt , hat sie gesagt.« Judith: »Und?« (Sie hatte ihrer Mutter kaum ein Wort von Hannes erzählt, Mutter brachte wieder alle Männer durcheinander.) Hannes: »Wenn du nicht willst, dass ich mitgehe, dann gehe ich natürlich nicht mit. Ich will mich nicht aufdrängen, ich will mich wirklich nicht aufdrängen. Vielleicht ist es tatsächlich noch zu früh für eine Begegnung.« Judith: »Ja.« Sie atmete durch. Sie kraulte seinen Hals.
    Hannes: »Aber ich würde gerne mitgehen. Ich mag deine Mama. Sie ist nett am Telefon. Sie hat eine Stimme wie du. Ich würde sehr gerne mitgehen. Das wird ein nettes Wochenende, du wirst sehen, Liebling. Ich mag deine Familie. Ich mag alles, was mit dir zu tun hat.« Judith: »Ja, ich weiß.«
    Hannes: »Wir werden uns ein wunderschönes Wochenende machen, ich verspreche es dir. Ich kann auf dem Fußboden schlafen, das macht mir nichts aus, ich habe einen dicken Schlafsack. Ich bin so wahnsinnig gerne mit dir zusammen, Liebling. Ich liebe dich. Ich würde so gerne mitkommen. Darf ich mitkommen?«
    Judith lachte. Er sah sie an mit den Augen eines gut abgerichteten Bernhardiners, der in ihren Pupillen soeben Steaks entdeckt hatte. Sie tippte ihm mit dem Zeigefinger auf die Nasenspitze und küsste ihn auf die Stirn. »Aber ich habe dich gewarnt«, sagte sie.
     
5.
    Nach dem Frühstück brach er auf. Er hatte Einkäufe zu erledigen. Judith holte die schlaflose Nacht nach. Am späten Nachmittag, als es zu regnen

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