Ewig Dein
Bett, der elegante Kristallluster aus Barcelona mit seinem unverwechselbar funkelnden Farbenspiel. »Dieser Luster, liebe Familie, liebe Freunde, dieser Luster hat eine ganz besondere Bedeutung für uns zwei«, sprach er. »In seinem Licht haben Judith und ich uns quasi …« Die kurze Pause war notwendig, damit die Anwesenden ihr von der rührenden Situation erzwungenes Lächeln aufsetzen konnten. »Quasi lieben gelernt«, sagte er.
Judith, die Unbelehrbare, steuerte von hinten auf den Luster zu, rührte mit beiden Händen kräftig an den Kristallschnüren, erzeugte diese eigentümliche und doch so vertraute Melodie und brach in lautstarkes Gelächter aus. »Seht nur, wie sie sich freut!«, sagte Hannes. Nach und nach bemerkten es auch die anderen.
4.
Die Türglocke beendete das Schauspiel und ließ die Besucher abrupt verstummen. »Meine Gäste sind da«, verkündete Judith mit heller, klarer Stimme, an die sie sich selbst erst wieder gewöhnen musste. Bianca und Basti kamen in Begleitung zweier fremder Männer, die im Vorraum stehen blieben. »Verzeihung, wir stören nur ungern«, sagte der Kleinere, dessen Brillengläser scheinbar aus Verlegenheit angelaufen waren. »Sie stören überhaupt nicht, wir sind ohnehin gerade beim Feiern«, machte ihnen Judith Mut. »Entschuldigen Sie übrigens meine Aufmachung, ich hatte leider noch keinen Kopf für eine dem Anlass entsprechende Garderobe.« – Ohne sich umzusehen, erfreute sie sich an der Gewissheit, nun von allen Seiten bestaunt zu werden. Vor allem Hannes war ob ihrer Wandlungsfähigkeit bestimmt »wie von den Socken«.
»Die Herren sind von der Kripo, also von der Kriminalpolizei«, beeilte sich Bianca aufgeregt zu verlautbaren, »Herr Inspektor Bittner und Herr Oberinspektor Kainreich.« Sie beugte sich wie für ein Gruppenfoto zu ihnen. Basti stand mit roten Wangen daneben und hatte den Mund noch etwas weiter offen als sonst.
»Herr Bergtaler?«, fragte der Oberinspektor in die irritierte, betreten dreinblickende Runde. »Das bin ich«, sagte Hannes. Es hörte sich gequält an. Sein Blick war gesenkt, und seine Mundwinkel zuckten wie damals im Café Rainer, als Judith zum ersten Mal vergeblich Schluss mit ihm gemacht hatte. »Wir hätten da eine Reihe von Fragen an Sie, und deshalb bitten wir Sie …« – »Fragen?«, fragte Mama bestürzt. – »Deshalb ersuchen wir Sie, dass Sie mit uns ins Präsidium kommen, damit wir …« – »Aber selbstverständlich, Herr Inspektor«, unterbrach Hannes mit zittriger Stimme, »wenn ich irgendwie helfen kann.« – Judith: »Das kann er.« Mama: »Ins Präsidium?« – »Das wäre, wenn es möglich ist, leider erforderlich, da eine umfangreiche Strafanzeige vorliegt, wo wir in zwei Fällen schwere Verdachtsmomente …« Er hielt jetzt ein blaues Notizbuch in der Hand, räusperte sich und las: »Nach Paragraf 99, Freiheitsentziehung. Paragraf 107, Gefährliche Drohung. Paragraf 107 a, Beharrliche Verfolgung. Paragraf 109, Hausfriedensbruch …«
Mama: »Ja um Himmels willen, worum geht es, was ist denn geschehen?« – »Glaub mir, Mama, das willst du nicht wissen«, erwiderte Judith. Sie gab Bianca ein Zeichen, die stieß Basti, der machte den Mund zu und öffnete die Tür. – »Wir haben noch einen weiteren Überraschungsgast.« Judith schritt auf eine große hagere Frau mit kurzen grauen Haaren zu, die draußen gewartet hatte, nahm sie unter dem Arm, führte sie zu ihrer Mutter und sagte in förmlichem Ton: »Frau Permason, das ist meine Mama. Mama, das ist Frau Adelheid Permason, die Schwiegermama von Hannes.« Die folgenden Augenblicke, in denen die Worte ihre Wirkung entfalteten, waren die genussvollsten der vergangenen Monate.
»Zur Erklärung für meine lieben sprachlosen Festgäste«, holte Judith aus, »Hannes hat seine Frau Isabella, die Tochter von Frau Permason, über viele Jahre, genau genommen bis zum heutigen Tag … nennen wir es psychologisch betreut .« – »Was hast du getan?«, schrie die hagere grauhaarige Frau auf, »warum hast du uns das angetan?« Die Blicke waren jetzt auf Hannes gerichtet, der abseits der Gruppe auf einem Stuhl kauerte, die verschränkten Hände vors Gesicht hielt und mit dem Kopf heftig auf und ab wippte. »Du bist krank, Hannes«, schrie Frau Permason, » du bist es, der krank ist. Schwerkrank im Kopf!«
Judith: »Damit ihr wisst, wovon wir reden, habe ich ein paar Zeilen von Hannes an Isabella mitgebracht. Sie waren einer wunderschönen Bernsteinkette
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