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Ewig Dein

Ewig Dein

Titel: Ewig Dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Glattauer
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hätte Hannes Folgendes gesagt: Judith hat unsere Beziehung beendet. Für mich kam das aus heiterem Himmel. Eine Welt ist zusammengestürzt. Ich habe in meiner ersten Verzweiflung falsch reagiert. Ich habe sie mit Blumen belästigt. Und dann habe ich mich auch noch mit ihrem Vater und ihrer Mutter getroffen und eine Familienfeier zu ihrem Geburtstag arrangiert. Ich hatte es gut gemeint, aber ich habe mich in private Dinge eingemischt, die mich überhaupt nichts angehen. Sie wird bestimmt böse auf mich sein. Ich würde mich gerne bei ihr entschuldigen. Ich will, dass wir im Guten auseinandergehen. Aber ich wage jetzt nicht mehr, mich bei ihr zu melden. Was meinst du, Gerd, wie soll ich mich verhalten? Was soll ich tun?
    Gerd: »Ich habe ihm geraten, vielleicht noch ein paar Tage zuzuwarten und dich dann um eine Aussprache zu bitten. Reden ist immer gut.« Sie: »Ich will keine Aussprache. Es ist bereits alles ausgesprochen. Ich will, dass er aus meinem Leben verschwindet. Ich glaube ihm kein Wort. Er fädelt das alles ein. Er versucht, alle meine Freunde für sich zu gewinnen.«
    Gerd: »Judith, komm, beruhige dich. Er will dir nichts Böses. Er ist kein Unmensch. Er liebt dich, das kann man ihm nicht übelnehmen. Er muss das erst verarbeiten. Und er will sich ohnehin entschuldigen. Es ist doch besser, wenn man vernünftig über alles redet. Du musst ihn auch verstehen, es ist nicht leicht, wenn man plötzlich …« Sie: »Ich will ihn nicht verstehen. Ich will, dass du mich verstehst! Ich brauche jemanden, der mich versteht. Aber du bist es nicht, Gerd. Du bist auf seiner Seite. Er ist mir schon wieder zuvorgekommen.«
    Gerd: »Was redest du da? Ich bin auf keiner Seite. Ich bin dein Freund, ich will, dass es dir gut geht. Und ich möchte gerne vermitteln. Ich bin für friedliche Lösungen von Konflikten. Judith, Judith, das klingt ja fürchterlich, wie du dich da in diese Sache hineinsteigerst. Du fühlst dich echt verfolgt.« Sie: »Richtig Gerd, ich fühle mich echt verfolgt. Denn ich werde echt verfolgt. Aber ich werde mich schon darauf einstellen. Danke für deine Unterstützung.«
     
2.
    Hannes hielt sich offenbar an Gerds Empfehlung, wartete noch ein paar Tage zu, rief Judith dann an und sprach ihr auf die Mobilbox: »Hallo Judith, ich will nicht, dass wir im Bösen auseinandergehen. Ich will auch nicht, dass du negative Gefühle hast, wenn du an mich denkst. Ich bitte dich um eine letzte Aussprache. Ich sehe meine Fehler ein. Können wir uns noch einmal treffen? Ich schlage vor: morgen zwölf Uhr im Café Rainer. Wenn du dich nicht meldest, dann rechne ich damit, besser gesagt, dann hoffe ich, dass du kommst. Ich werde dort sein und auf dich warten. Also bis morgen!«
    Sie meldete sich nicht und hatte auch nicht vor, hinzugehen. Am nächsten Vormittag, im Lampengeschäft, konnte sie ihren Zustand der Angespanntheit und Aufgewühltheit nicht mehr verbergen und weihte ihr Lehrmädchen in die Sache mit Hannes ein. »Bitte, volle arg, Frau Chefin«, sagte Bianca, »aber ich verstehe Sie. Ich mag das auch nicht, dass mir wer nachrennt, wenn ich ihn nicht mehr liebe. Und bei mir kann das auch megaschnell gehen, dass mir ein Typ super am Zeiger geht.« Dazu machte sie die passende angewiderte Miene. Würde mir so ein Gesicht gelingen, hätte ich Hannes längst abgeschüttelt, dachte Judith.
    Bianca: »Aber gehen Sie heute zum Treffen, Frau Chefin! Dann haben Sie’s hinter sich. Sonst fragt er Sie morgen wieder, und übermorgen. Ich kenne das, manche wollen es einfach nicht begreifen.« Schon seltsam, dass ausgerechnet Bianca die Erste sein sollte, die sich halbwegs in ihre Lage versetzen konnte. Vielleicht war Hannes in seiner Emotionalität in ihrem Alter stecken geblieben. »Ich danke Ihnen, Bianca«, sagte sie. »Cool bleiben, Frau Chefin!«, erwiderte die Sechzehnjährige.
     
3.
    Er saß geduckt an dem Fenstertisch links beim Eingang. Sie war schockiert, wie er aussah. Er war unrasiert, hatte fettes strähniges Haar, seine Wangen waren eingefallen, seine Haut schimmerte grünlich-blass. Seine Augen traten hervor, als er zu ihr aufsah. »Schön, dass du gekommen bist«, sagte er. Er hatte anscheinend Schluckbeschwerden, plagte sich jedenfalls beim Sprechen.
    Judith: »Bist du krank?« Er: »Nicht, wenn ich dich sehe.« Sie bereute bereits, dass sie gekommen war. Sie: »Du solltest zum Arzt gehen.« Er lächelte gequält. »Du bist wahrlich die schönste Frau der Welt«, sagte er. »Du hast bestimmt Fieber.

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