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Ewig Dein

Ewig Dein

Titel: Ewig Dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Glattauer
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Sie denkt an ihn. Er an sie, immer.
    Siebzehn Uhr dreiundzwanzig: Sie betritt, oh, oh, oh, sie betritt ein Reisebüro. Er ist wie von den Socken. Will sie ihn überraschen? Ein zweites Venedig? Sie liebt ihn, ganz bestimmt. Er sie über alles.
    Siebzehn Uhr zweiundvierzig: Sie verlässt das Reisebüro. Sie lächelt. Sie freut sich. Sie denkt an ihn. Sie liebt ihn. Schade. Schade. Schade. Jetzt muss er sie ein paar Minuten aus den Augen lassen. Jetzt muss sie ohne ihn nach Hause gehen. Jetzt betritt er das Reisebüro …
    Achtzehn Uhr: Hier enden die Notizen zum Tag. Er wird bei ihr bleiben. Die Liebe bindet sie aneinander. Die Ewigkeit schweißt sie zusammen. Sie ist sein Licht und er ihr Schatten. Sie beide kann es nie mehr einzeln geben. Wenn sie atmet, atmet er.
    Er wird Wache halten. Sie inhaliert seine Nähe. Er freut sich. Er freut sich. Er freut sich auf Amsterdam zu zweit.«
     
5.
    Bianca: »Ist Ihnen schlecht, Frau Chefin?« Sie: »Nein, nur der Kreislauf.« Bianca: »Wollen Sie ein Red Bull? Ich trinke immer Red Bull, wenn es mich dreht.« Judith war im Bürostuhl versunken und starrte auf das weiße Knäuel im Papierkorb. Den Brief, den sie soeben gelesen hatte, gab es nicht. Den Mann, der ihn geschrieben hatte, gab es nicht. Streichen. Löschen. Vergessen. Ausradieren. Verbrennen. Die Asche in die Luft streuen.
    »Oder ist es wegen Ihrem Exfreund?«, fragte Bianca. Judith richtete sich auf und schaute das Lehrmädchen erstaunt an. Bianca: »Der ist noch immer superlästig, stimmt’s?« Judith: »Ja, das ist er.« Bianca: »Manche brauchen eben volle lang, bis sie’s begreifen.« Judith: »Er beobachtet mich. Er folgt mir auf Schritt und Tritt. Er weiß alles, was ich mache.« Bianca: »Echt? Superarg bitte. Wie ein Gespenst.«
    Judith: »Bianca?« Bianca: »Ja, Frau Chefin?« Judith: »Macht es Ihnen was aus, wenn Sie mich nach Hause begleiten?« Bianca: »Nein, überhaupt nicht. Und wenn wir ihn sehen, dann sagen wir ihm, dass er scheißen gehen soll. Manche verstehen nur diese Sprache.« Sie zeigte Judith ihren erhobenen Mittelfinger.
     
    »Ich fahre mit Ihnen noch mit dem Lift rauf. Sicher ist sicher. Ich hab einmal einen Film gesehen, da hat der Typ im Lift gewartet und hat die Frau von hinten genommen und volle gewürgt, mit einer roten Krawatte, glaube ich«, sagte Bianca. »Toller Film«, erwiderte Judith.
    Eben erst hatte sie sich vom Beschattungsprotokoll wieder halbwegs erholt. Da hing schon wieder so ein grauenvoller Plastikbeutel an der Türschnalle. Sie schreckte zurück und klammerte sich an Biancas Arm.
    »Ich glaube, ich bleibe lieber noch eine Weile bei Ihnen, bis Sie sich wieder beruhigt haben, Frau Chefin«, sagte Bianca, »wir können uns Sushi bestellen. Sie: »Ja.« Bianca: »Soll ich nachschauen, was in dem Sack ist?« Sie: »Nein, ich will es nicht wissen.« Bianca: »Vielleicht ist es nur Werbung, und Sie regen sich unnötig auf.« Sie: »Ich will, dass es mir egal ist, was es ist.« Bianca: »Es ist Ihnen aber nicht egal. Sie schauen superfertig aus, ehrlich.«
    Bianca blieb einige Stunden. Ihre Anwesenheit tat ihr gut. Sie testete Lidschatten, Wimperntusche und Nagellacke, veranstaltete eine kleine Modeschau aus Judiths Garderobe und durfte drei T-Shirts und ein kurzes Kleid behalten, dessen Nähte ihrem Oberkörper wohl nur die nächsten drei Mahlzeiten lang standhalten würden.
    »Ein Serienkiller ist er, glaube ich, sicher nicht«, tröstete sie ihre Chefin, die ihr beim Sushi-Essen zusah. »Wenn man so mit ihm redet, ist er eigentlich supernett. Der tut keiner Fliege was zuleide. Er ist einfach nur irre verknallt in Sie und zuckt jetzt ein bisschen aus. Er wird sich schon irgendwann aus dem Staub machen.« Judith: »Wirklich?« Bianca: »Haben Sie mit ihm geschlafen?« Sie: »Ja, klar.« Bianca: »Das hätten Sie vielleicht nicht tun sollen. Jetzt denkt er bestimmt immer volle daran.« Sie: »Bianca, ich möchte doch, dass du, dass Sie …« Bianca: »Sie können ruhig du zu mir sagen, Chefin, meine Freunde sagen eigentlich alle du zu mir.« Sie: »Danke Bianca. Kannst du bitte nachsehen, was in dem Sack ist, der an der Tür hängt?«
    Bianca packte einen Brief und eine kleine Schachtel aus. »Da ist ein Herz drauf. Soll ich vorlesen?« Judith biss sich auf die Lippen und nickte. Bianca las: »Liebling, warum hörst du deine Mobilbox nicht ab? Wie geht es unseren Rosen? Sind sie schon trocken? Du wirst das Rätsel sicher längst gelöst haben. Es war ein leichtes

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