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Ewig Dein

Ewig Dein

Titel: Ewig Dein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Glattauer
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Schwiegersohn nicht daheim ist.« – »Schwiegersohn?« Basti: »Ja, genau.« – »Hast du gefragt, wie er heißt?« Basti: »Nein. Aber es ist unser Herr Hannes.« – »Wieso weißt du das?« Basti: »Weil sie gesagt hat, mein Schwiegersohn Hannes ist nicht daheim.«
    »Wahnsinn! Und was hat sie noch gesagt?« Basti: »Sonst nicht viel.« – »Basti, bitte, bemüh dich! Was war weiter?« Basti: »Sie hat mich dann doch hereingelassen. Und ich hab mir alles angeschaut.« – »Und?« Basti: »Feuerpolizeilich war alles in Ordnung, nur der Zugang zum Dachlaufsteg …« – »Und sonst?« Basti: »Auch. Eh eine schöne Wohnung. Alles aufgeräumt. Sauber. Gepflegt. Normal halt.« Judith und Bianca zuckten einander mit den Schultern zu.
    Basti: »Der Herr Hannes wohnt schon seit zwölf Jahren dort. Und die Nachbarwohnung, also seine wirkliche Wohnung, Nummer 22, die immer finster ist, die gehört auch ihm, da hat er früher einmal gewohnt.« – »Wieso weißt du das?« Basti: »Weil sie es erzählt hat.« – »Und was hat sie noch erzählt? Was ist mit ihrer Tochter?« Basti: »Da hat sie nichts erzählt. Aber die heißt Bella.« – »Wieso weißt du das?« Basti: »Weil es auf dem Brief an der Pinnwand im Vorzimmer steht – für Bella, meinen Engel auf Erden oder so ähnlich. Und unten: In ewiger Liebe, dein Hannes, glaube ich, Liebe oder Treue, eins von beiden.« – »Volle arg, bitte«, sagte Bianca. Judith: »Da wird sich Mama freuen, wenn sie das erfährt!«
    Basti: »Und daneben hängen Fotos. Und darüber auch. Die ganze Pinwand ist voll mit Fotos von dieser Bella.« – »Wie sieht sie aus?« Basti: »Sehr jung und eh hübsch, aber so dünn und blond eher, und, wie soll ich sagen, so wie Frauen früher eben ausgeschaut haben.« – »Unsexy halt«, übersetzte Bianca. Basti: »Und auf ein paar Fotos ist nicht nur die Frau, sondern auch der Hannes drauf. Unser Herr Hannes, nur zehn oder mindestens zwanzig Jahre jünger.« – »Wahnsinn«, sagte Judith, »und was ist aus dieser Bella geworden?« Basti: »Das hat sie nicht gesagt.« Bianca: »Warum hast du nicht gefragt?« – Basti: »Weil, bitte was geht das einen Feuerwehrmann an?«
    Bianca: »Vielleicht ist sie gestorben.« Basti: »Das glaube ich eher nicht.« – »Wieso?« Basti: »Weil ich glaube, dass sie eh da war, und zwar in dem Raum, wo die Tür zu war und wo mich die alte Frau nicht hineingelassen hat, obwohl ich gesagt habe, dass das an sich auch überprüft werden muss, feuerpolizeilich, aber da hat sie sich geweigert.« – »Volle arg, bitte«, sagte Bianca. Basti: »Und außerdem ist das genau der Raum, der von der Straße aus der Würfel Nummer sechs ist. Der, der immer leuchtet, auch in der Nacht.«

Phase fünfzehn
1.
    Als er am Abend an ihr Bett kam, stellte sie sich schlafend, aber ihre Arme und Beine zitterten. Sie hatte vergessen, die Tabletten im Sparschwein verschwinden zu lassen, und er bemerkte natürlich sofort, dass sie noch auf dem Kästchen lagen. Seine Hand schob sich unter ihren vom Schweiß feuchten Nacken und hob ihren Kopf. Wie eine dieser Spielpuppen, die im Liegen schliefen und im Sitzen plötzlich wach waren, öffnete sie ihre Augen und starrte an ihm vorbei auf die Kommode mit der Bananenschüssel. »Liebling, wir müssen dreimal täglich unsere Medizin nehmen, sonst werden wir nie gesund«, flüsterte er und setzte ihr das Wasserglas an die Lippen, in dem bereits die Pillen badeten.
    Innerhalb von Zehntelsekunden musste sie entscheiden, ob sie ihr Schauspiel beenden und ihm das Glas ins Gesicht schleudern sollte. Nein, es war klüger, noch einmal die Augen zu schließen, den Mund zu öffnen, artig hinunterzuschlucken, den freien Fall in Kauf zu nehmen und durch die graue Wattewand zu tauchen. Sie schwor sich, dass es das letzte Mal war.
    Als er weg war, presste sie ihre Handballen gegen die Schläfen und versuchte, die ersten Anflüge des tauben Gefühls zu verscheuchen. Solange sie sich mit ihren Gedanken an »Bella« festklammern konnte, hielt sie sich oberhalb der Nebelgrenze. Zwischendurch huschte ihr Jessica Reimann in den Sinn, die gerade sehr stolz auf sie gewesen wäre. Und plötzlich war »Domino-Day«, ein Stein warf den anderen um, ein gelöstes Rätsel öffnete das nächste: Bella war die Abkürzung von Isabella. Isabella, Isabella, Isabella – Permason, die Lampenkäuferin. Und richtig, sie kannte den Namen, er stand ganz oben auf der Liste. Isabella Permason. Reimanns Schriftzug mit S-Schlinge und

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