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Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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ihm Reeds vertraute Geste nicht. Nachdem dieser die Wohnung durchsucht hatte, legte er Nikki die Hand auf den Rücken, schob sie sanft durch die Tür, neigte sich ihr zu und flüsterte ihr wahrscheinlich ins Ohr, dass die Luft rein sei. Reed war sich dessen sicher. Doch es war ein Irrtum. Ein tödlicher Irrtum.

26. Kapitel
    E r durfte nicht bleiben.
    Auf gar keinen Fall. Ausgeschlossen.
    Doch Reed konnte Nikki Gillettes Wohnung unmöglich verlassen. Nicht, solange er das Gefühl hatte, dass sie ein Opfer sein könnte. Er dachte an die Frau, die er in San Francisco überwacht hatte. Er war von weitem Zeuge gewesen, wie sie umgebracht wurde, und hatte nichts dagegen unternehmen können. Und nun hatte der Grabräuber Bobbi Jean und das ungeborene Kind ermordet. Er würde nicht zulassen, dass es Nikki genauso erging, auch wenn sie noch so heftig protestierte. Also stand er nun in ihrem kleinen Wohnzimmer und fühlte sich unbehaglich und fehl am Platz. Sie setzte das Hündchen auf den Boden. Ihr Kater war auf den Küchentresen gesprungen und beäugte den Eindringling mit gekrümmtem Rücken. Nikki zog ihren Mantel aus, stellte Tasche und Laptop auf dem Boden neben dem Tisch ab und warf einen Blick auf den Anrufbeantworter.
    »Keine Nachrichten.« Ihre Stimme klang belegt, und plötzlich fühlte sie sich so erschöpft, dass sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. »Simone hat auf meinen Anruf nicht reagiert.« Sie hieb mit der Faust auf die Tischplatte. »Verdammt noch mal, Reed. Er hat sie«, flüsterte sie und krampfte ihre kleine Faust so fest zusammen, dass die Sehnen auf dem Handrücken sichtbar wurden. »Das Schwein hat sie in seiner Gewalt.«
    »Nicht daran denken.«
    Der Blick, den sie ihm zuwarf, ging ihm durch und durch. »Wie soll ich an irgendetwas anderes denken?«
    »Ich weiß nicht, aber probieren Sie es.«
    »Hab ich ja. Es klappt nicht.« Sie dehnte die Finger und seufzte laut. »Was meinen Sie? Was hat er mit ihr gemacht? Wie hat er sie in die Falle gelockt? Wenn er sich als mich ausgegeben hat, wieso hat sie es nicht gemerkt? Wo hat er sie abgefangen? Auf dem Parkplatz? Als sie aus dem Restaurant kam?«
    »Lassen Sie das lieber«, warnte er sie.
    »Ich kann nicht aufhören, mir diese Fragen zu stellen.« Sie fuhr sich hektisch mit gespreizten Fingern durch die wilden Locken, die ihr über die Augen gefallen waren. »Ich sehe sie vor mir. In diesem Sarg. Wie sie aufwacht. Versucht, sich zu befreien.« Das gab ihm den Rest. Er trat zu ihr, schloss sie in seine Arme. »Schsch«, machte er leise an ihrem Ohr. »Quälen Sie sich nicht so. Es hilft Ihnen nicht weiter.«
    »Aber ich fühle mich so schuldig.«
    »Wehren Sie sich dagegen. Sie müssen sich zusammenreißen. Warum … nehmen Sie nicht erst mal ein Bad … gehen dann zu Bett… versuchen, sich irgendwie ein wenig zu entspannen?«, schlug er vor. Er spürte die Verkrampfung ihrer Muskeln. »Sie müssen schlafen. Morgen früh können Sie dann wieder klarer denken … Wir beide.«
    »Sie bleiben?«
    »Es sei denn, Sie werfen mich raus.«
    Sie schnaubte spöttisch. Es war beinahe ein Lachen. Als fände sie die Vorstellung lächerlich.
    »Und dann würde ich im Auto schlafen.«
    »Es ist kalt draußen.«
    Er hob eine Schulter. »So kalt nun auch wieder nicht. Ich habe in San Francisco gelebt, haben Sie das vergessen?«
    »Nein.« Sie legte den Kopf in den Nacken, um ihm ins Gesicht schauen zu können. Er hielt sie noch immer an sich gedrückt. Seine Hüften berührten ihre durch die Kleidung hindurch, seine Beine umrahmten die ihren. »Ich denke, es ist nicht nötig, dass Sie im Wagen nächtigen.«
    »Danke.«
    Sie musterte ihn, als sähe sie ihn mit ganz neuen Augen, und fügte hinzu: »Und ich bemühe mich, mir Ihren Rat zu Herzen zu nehmen … und … positiv zu denken, an Simones Rettung zu glauben. Ich will versuchen, nicht auszuflippen oder hysterisch zu werden.«
    »Mehr kann ich nicht verlangen.«
    Skeptisch zog sie eine Braue hoch. »Oh, ich glaube, Sie könnten entschieden mehr verlangen.«
    Sie war ihm so nahe, dass er die auf ihrer Nase verstreuten Sommersprossen bemerkte sowie das Wechselspiel der Gefühle auf ihrem kleinen Gesicht, während sie um Haltung rang. »Das wäre ein Fehler.«
    »Zweifellos.« Aber sie wich nicht vor ihm zurück. Ihre Unterlippe zitterte leicht, und er verspürte den Wunsch, sie zu küssen, leidenschaftlich und zärtlich. Um sie mit aller Macht abzulenken.
    Aber wohin führte das?
Tu’s nicht, Reed,

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