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Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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wieder in die Bewusstlosigkeit und erwachte kurz darauf, kämpfte erneut, dachte darüber nach, wie sie entkommen könnte, doch der Ekel vor der Leiche unter ihr, die Platznot und der Sauerstoffmangel machten ihr zu schaffen, trübten ihren Verstand. Sie schrie verzweifelt, schrak heftig zusammen, als ihr eigener Schrei widerhallte, wie Hunderte Irre, die sie anbrüllten. Sie glaubte, eine Bewegung im Nacken zu spüren, und schrie abermals, und der schrille Ton schuf ein schier endloses Echo in ihrem Kopf.
    Es gab keine Hoffnung. Keinen Ausweg. Etwas Glitschiges regte sich unter ihr. Knochen schabten an ihrer nackten Haut, und sie hatte das Gefühl, verrückt zu werden. Erinnerungen an Andrew kreisten wirr in ihrem Kopf. Insgeheim wusste sie, dass sie sterben würde. Die Reste ihrer Ratio schrumpften zusammen beim Gedanken an den Leichnam unter ihr, an die spitzen Rippen und die fleischlosen Finger, die nach ihr zu greifen schienen. Zitternd spürte sie, wie das schmierige, weiche Gewebe an ihrer Haut klebte, in ihrem Haar hängen blieb.
    Tränen strömten aus ihren Augen. Sie hustete und versuchte vergeblich, genügend Luft in ihre gemarterten Lungen zu saugen. Als der Sauerstoff versiegte, trat sie kraftlos gegen die Seiten des Sargs.
    In ihrem letzten lichten Moment wusste sie, dass sie verloren war.
    Grauenhaft, so sterben zu müssen.
    Sie dachte ein letztes Mal an Andrew und stieß einen markerschütternden Todesschrei aus.
    Kaffeeduft und das Kläffen eines Hundes in der Ferne weckten Nikki aus einem bleischweren Schlaf. Die ganze Nacht lang hatten sie Albträume geplagt. Ein dumpfer Schmerz pochte hinter ihren Augen, und eine schwere Last drückte auf ihre Brust wie ein Amboss. Das waren sicher nur die Nachwirkungen der bösen Träume, sonst nichts. Sie schlug die Augen auf. O Gott, Simone war verschwunden! Und Pierce Reed schlief im Wohnzimmer … Das war eindeutig kein Albtraum. Der Hund, der so eifrig bellte, war Mikado. Sie warf die Bettdecke zurück, ging ins Bad, hockte sich auf die Toilette und spritzte sich anschließend über dem Waschbecken Wasser ins Gesicht. Sie sah furchtbar aus. Die verlaufene Wimperntusche bildete schwarze Ringe um ihre Augen, ihr Haar war zerzauster denn je. Aber daran ließ sich jetzt kaum etwas ändern.
    Sie fasste ihr Haar zu einem Pferdeschwanz zusammen, reinigte ihr Gesicht und schlüpfte in eine khakifarbene Hose und ein Stricktop. Dann öffnete sie die Tür. Mikado stürzte sich auf sie. »Hey, wie geht’s dir?«, wandte sie sich an das Hündchen und kraulte es hinter den Ohren. »Er freut sich nicht gerade, dich zu sehen«, bemerkte Reed sarkastisch. Mikado zog wilde, gehetzte Kreise um den Kaffeetisch. Währenddessen beäugte Jennings den außer Rand und Band geratenen kleinen Hund vom obersten Regal des Bücherschranks aus mit der für ihn typischen Verachtung. Schließlich gelang es Nikki, den Hund einzufangen, und erhielt zur Belohnung eine begeisterte Gesichtswäsche. »Beruhige dich, Kleiner«, sagte sie und musste trotz ihrer Sorgen lachen.
    »Kaffee?« Reed schenkte ihr aus der Kanne, die er offenbar schon früh am Morgen aufgebrüht hatte, einen großen Becher voll ein. Ein dunkler Bartschatten bedeckte Kinn und Wangen, sein Haar stand wirr in verschiedene Richtungen, die Hemdzipfel hingen ihm aus der Hose, und seine Füße waren nackt, und trotzdem sah er sexy aus. Er warf ihr über die Schulter hinweg einen Blick zu. »Schwarz?«
    »Heute ja. Je schwärzer, desto besser.« Sie hatte anscheinend mehr Wein getrunken, als gut für sie war. Sie erinnerte sich, Reed vor wenigen Stunden auf ihrem kleinen Sofa geküsst und dann um ein Haar mit ihm geschlafen zu haben. Im Licht des neuen Tages erschien ihr das idiotisch. Sie setzte den zappelnden Mikado auf den Boden, und er sauste unverzüglich in die Küche und untersuchte Jennings’ leeren Futternapf.
    »Lass dich nicht von ihm reinlegen. Ich habe ihn schon gefüttert und bin auch mit ihm Gassi gegangen.«
    »Und Kaffee gekocht hast du auch schon.«
    »Mit zweitem Namen heiße ich ›Effizienz‹.« Er reichte ihr den dampfenden Becher, und sie nahm ihn dankbar entgegen.
    »Mag sein, aber du sitzt in der Patsche, Reed, denn ich kenne jetzt dein Geheimnis«, sagte sie und blies in den Becher. Er zog eine Braue hoch, forderte sie stumm auf weiterzureden. Mit der Hüfte lehnte er am Küchentresen und trank aus einer Tasse mit Sprung, die Nikki Vorjahren auf dem Flohmarkt erstanden hatte.
    »Bei Nacht der

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