Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
Vom Netzwerk:
darf nicht gehen!« Joey sah Reed mit großen Augen an. »Sie können ihn wegschicken.«
    »Wenn deine Mutter Anzeige erstattet.« Joey fuhr so hastig herum, dass er beinahe ins Stolpern geriet, und funkelte seine Mutter böse an. »Du musst es tun. Du musst einfach.«
    »Joey, bitte.«
    »Er wird uns umbringen, Mom. Er bringt uns alle um!«
    »Dann lauf doch weg, du kleiner Feigling«, knurrte Becky. Reed sagte: »Mrs. Legittel, das hier muss aufhören. Ich kann Ihnen helfen.« Er griff in seine Tasche und zückte eine Karte. »Rufen Sie mich an.«
    »Gehen Sie nicht!«, flehte Joey. »Ich könnte das Jugendamt einschalten.«
    »Den Teufel werden Sie tun, Detective. Sie nehmen mir nicht meine Kinder weg. Joey, sei still.« Sie legte schützend den Arm um die Schultern ihres Sohnes. »Meine Kinder sind alles, was ich habe, Detective Reed. Bitte, versuchen Sie nicht, sie mir wegzunehmen.«
    »Ich will die Kinder nur schützen. Und Sie.«
    »Das können Sie nicht«, flüsterte sie, und eine Träne löste sich aus ihrem Auge. »Das kann kein Mensch. Kommt rein, Kinder.« Sie scheuchte sie ins Haus.
    Reed fühlte sich innerlich wie ausgehöhlt. »Ich komme wieder.«
    »Sparen Sie sich die Mühe.« Die schadhafte Fliegentür schlug zu, und der Hund begann, laut zu bellen. Reed verharrte auf den Stufen und fühlte sich ohnmächtig. Die Tür hinter dem Fliegengitter knallte zu, und er sah, dass seine Karte auf dem Verandaboden lag. Behutsam steckte er sie in den Fensterrahmen und bemerkte, dass sich die Jalousie bewegte. Jemand beobachtete ihn von drinnen. Es muss etwas geschehen, sonst geht Joeys Prophezeiung womöglich in Erfüllung, dachte er damals, ohne das ganze Ausmaß von Chevaliers Unmenschlichkeit zu begreifen. Während des Prozesses erfuhr er dann, dass Chevalier die Kinder und die Mutter misshandelt, sich ihnen unsittlich genähert und sie gezwungen hatte, zu seinem eigenen niederträchtigen Vergnügen miteinander intim zu sein. LeRoy Chevalier hätte niemals auf freien Fuß gesetzt werden dürfen. Niemals! Er musste der Mörder sein. Reed versuchte, sich das einzureden, und kam zu dem Schluss, dass seine Zweifel eindeutig auf sein von Natur aus skeptisches Wesen zurückzuführen waren. Er glaubte nichts, was er nicht mit eigenen Augen gesehen hatte. Theorien waren nichts weiter als Mutmaßungen. Was zählte, waren hieb- und stichfeste Beweise.
    Reed rückte verstohlen zum Zelteingang vor. Er richtete den Blick auf das Areal jenseits des Tores, auf den Parkplatz, der zur Hälfte mit wild abgestellten Fahrzeugen belegt war. Er stellte fest, dass Nikki noch in seinem Wagen saß. Als er sie so zusammengekauert da hocken sah, zart und zerbrechlich, überkam ihn plötzlich eine Welle des Mitgefühls. Schuldgefühle quälten sie, und so stark sie sonst auch schien, den grauenhaften Tod ihrer Freundin würde Nikki Gillette gewiss nicht so leicht verwinden. Wer weiß, wie sie in Zukunft damit umgehen würde. Er bemerkte, wie die Wagentür aufgestoßen wurde, und als sie sich vorbeugte, konnte er sie nicht mehr sehen. Zweifellos erbrach sie ihr Frühstück. Er wartete, und irgendwann richtete sie sich wieder auf und wischte sich mit dem Ärmel den Mund ab. Durch die beschlagene Scheibe hindurch konnte er nur ihre Silhouette, nicht aber ihre Gesichtszüge erkennen. Er hatte sie immer als äußerst lästig empfunden. Ein privilegiertes Gör mit hoher Intelligenz und Mut, eine aufdringliche Reporterin, die ihm auf die Nerven und gleichzeitig unter die Haut ging, ein Mensch, um den er besser einen weiten Bogen machen sollte. Im Augenblick wollte er sich nicht zu intensiv mit seinen widerstreitenden Gefühlen für sie beschäftigen. Dazu hatte er auch gar keine Zeit. Er konnte nur hoffen, dass sie sich für das Bevorstehende wappnete, und wünschte ihr, dass sie ihre Power behielt. Er trat zurück ins Zelt und blieb vor einer der Plastikwände stehen. Showdown. Der Sarg wurde aus dem Grab gehievt und ins Zelt geschafft. Diane Moses bellte Befehle und führte Protokoll. Als der Sarg von außen fotografiert und auf Werkzeugspuren, Fingerabdrücke und Kratzer untersucht wurde, achtete sie darauf, dass nichts beschädigt und kein Beweismittel übersehen oder zerstört wurde.
    Als der Sargdeckel abgehoben wurde, stand Reed unter drohenden Magenkrämpfen wie gebannt da. Aus dem Grab strömte ein entsetzlicher Gestank und wurde vom Ostwind davongetragen.
    »Scheiße«, sagte Morrisette und wandte den Blick schnell von den zwei

Weitere Kostenlose Bücher