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Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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der Wagen vom Friedhof entfernte, wandte sie den Blick ab und schaute aus dem Fenster.
    »Mit wem ist Simone begraben worden?«, wollte sie wissen.
    »Mit einem Mann namens Tyrell Demonico Brown.
    »Ein Geschworener?«
    »Ja.«
    Sie schluchzte laut auf, und aus den Augenwinkeln sah er, wie sie die Zähne zusammenbiss, als wollte sie sich zwingen, nicht zu heulen. Sie war in mehr als nur einer Hinsicht Ronald Gillettes Tochter.
    »Schnapp ihn dir, Reed«, sagte sie und wischte sich die Tränen ab. »Schnapp den Scheißkerl.«
    »Bestimmt.« Er bog in eine Straße ein, die aus der Stadt führte. »Das verspreche ich dir.« Nikki wollte ihm glauben. Sie wollte verzweifelt daran glauben, dass Gerechtigkeit waltete, dass Chevalier für seine Verbrechen für alle Zeiten eingesperrt würde. »Gibt es neue Spuren?«
    »Es gibt eine weitere Botschaft.«
    »O nein.«
    »An mich adressiert.«
    »Was steht drin?«
    Er erklärte es ihr, und sie hörte entsetzt zu. »Noch mehr? Mehr als zwölf? Siebzehn«, flüsterte sie, während sie über die Brücke nach Tybee Island fuhren. »Wohin fahren wir?«
    »Irgendwohin, wo es ruhig ist. Nur für ein Weilchen. Um wieder zu uns zu finden.«
    »Auf Tybee Island?«
    »Hast du einen besseren Vorschlag?«
    »Schön war’s.«
    Am Strand hielt Reed an, und sie wanderten über die Dünen und durch den Strandhafer, ohne ein Wort zu sagen. Die Seeluft schmeckte salzig, und vom Meer her zog Nebel auf. Reed legte einen Arm um Nikkis Schultern, und sie schmiegte sich an ihn. Sofort fühlte sie sich getröstet. »Wirst du es verkraften?«, fragte er.
    Sie nickte, blinzelte zu ihm auf und spürte, wie der Wind an ihrem Haar und an ihrem Mantelsaum zerrte. »Was bleibt mir anderes übrig? Wir Gillettes sind Überlebenskünstler. Nun ja, abgesehen von Andrew.« Sie seufzte und gestand Reed etwas ein, das sie jahrelang verdrängt hatte. »Ich glaube, er hat Selbstmord begangen. Man sprach von einem Unfall, und so wollen Mom und Dad es auch sehen, aber wenn man die Fakten näher betrachtet, die Tatsache, dass Andrew nicht verlieren konnte und dass er nicht in der juristischen Fakultät seiner Wahl aufgenommen wurde.
    trotz Dads Beziehungen als ehemaliger Student und Richter, dann wird klar, dass Andrew das Handtuch geworfen hat.« Sie schob die Hände tief in die Manteltaschen und blickte hinaus zum Horizont, wo das graue Wasser und die dunklen Wolken aufeinander trafen. »Aber du bist anders.«
    »Das hoffe ich.« Sie brachte ein schwaches Lächeln zustande. »Okay, Detective, Sie haben mich also hierher gebracht, damit ich meine Schuldgefühle abschüttle und, wie ich vermute, um mich vor den neugierigen Blicken der anderen Polizisten und der Journalisten zu schützen. Und was jetzt?«
    Er zog sie noch enger an sich, senkte den Kopf und küsste sie so heftig, mit solchem Verlangen, dass sie nicht widerstehen konnte. Sie küsste ihn ebenfalls voller Hingabe. Über das Meeresrauschen hinweg hörte sie sein Herz klopfen, regelmäßig und kräftig, fühlte seine Glut trotz des kalten Wetters und erkannte, dass sie sich wohl im Verlauf der letzten Tage in diesen raubeinigen, starrsinnigen Bullen verliebt hatte.
    Er presste seine Zunge gegen ihre Zähne, und sie öffnete sich ihm, klammerte sich an ihn, spürte seinen Körper, hart und drängend unter seiner Kleidung. Die Winterluft hüllte sie ein, das Meer versprühte Gischt, und ein paar lebenswichtige Minuten lang vergaß Nikki alles, den Schmerz und die Schuldgefühle. Sie war mit ihren Gedanken und Gefühlen ganz bei diesem eigenartigen Mann. Es war schön zu vergessen, und sei es auch nur für eine kurze Zeit.
    Mit einem Stöhnen hob er den Kopf und lockerte seine Umarmung. »Ich kürze das hier äußerst ungern ab, aber ich muss noch arbeiten.«
    »Wir müssen arbeiten«, berichtigte sie ihn. »Und wir vertagen das hier auf ein anderes Mal.«
    »In Ordnung.« Seine Stimme klang sanft, sein Blick war besorgt. »Kommst du wirklich zurecht?«
    »Ich weiß nicht. Aber ich tu, was ich kann.«
    »Dann fahre ich dich jetzt zu einer Autovermietung.«
    »Das, lieber Detective, ist eine ausgezeichnete Idee.« Sie stieg in den Cadillac, mit der Gewissheit, dass sie sich nun Norm Metzger und Tom Fink sowie all ihren Fragen zu stellen hatte. Metzger hatte sie mit Reed gesehen, daher wusste sie, dass ihr ein Verhör bevorstand. Aber da musste sie jetzt durch.
    Sie würde ferner so gut es ging dazu beitragen, Simones Mörder seiner gerechten Strafe

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