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Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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bevorsteht, fürchten wir, dass viele wichtige Spuren verwischt werden könnten. Deshalb haben wir auf der Stelle schweres Gerät herangeschafft«, erläuterte der Sheriff, doch Reed war mit der Vorgehensweise vertraut. Er hatte es schon oft genug selbst miterlebt.
    Weitere Autos, Lieferwagen, Nutzfahrzeuge, Streifenwagen, waren kreuz und quer etwa fünf Meter von einem Tor ent fernt geparkt. Scheinwerfer, Laternen, Taschenlampen und Zigarettenglut durchbrachen die Dunkelheit. Beamte von verschiedenen staatlichen und lokalen Behörden hatten den Schauplatz bereits mit Flatterband gesichert. Die hinteren Türen eines Lieferwagens standen weit offen, und Leute von der Spurensicherung waren bereits mit dem Sammeln von Beweismaterial beschäftigt. Detectives und Vertreter der Landespolizei arbeiteten mit der staatlichen Polizei zusammen.
    Baldwin stellte alle Beteiligten knapp vor, dann zeigte er, während einer seiner Assistenten eine Leuchtstofflampe hochhielt, auf das verrostete Tor mit dem schweren Balken. Es schwang über dem spärlichen Gras und den schmutzigen spärlichen Kiesflächen, die die Überreste einer ehemaligen Straße kennzeichneten, hin und her. »Schauen Sie, das Unkraut ist geknickt, und im Gras sind Ölspuren zu erkennen.« Reed sah es. »Und das Tor hier« – Baldwin deutete auf den Querbalken – »war mit einem Kettenschloss verriegelt, aber die Kette war glatt durchgeschnitten. Jemand muss schon einen schweren Bolzenschneider benutzt haben, um diese Glieder zu knacken.« Reed hockte sich hin und beugte sich vor, um den Schaden näher in Augenschein zu nehmen.
    »Der Täter hat das Tor hinter sich wieder sorgfältig mit Draht gesichert … Sehen Sie, hier.« Baldwin richtete den Strahl seiner Taschenlampe auf eine Stelle der Kette, an der die Glieder durchtrennt und dann mit etwas von der Art eines Draht-Kleiderbügels wieder verbunden worden waren. Das Tor hatten die Beamten inzwischen eingestäubt, um Fingerabdrücke sicherzustellen, und ein Polizist nahm Reifenabdrücke. Andere durchsuchten das Unkraut mit Taschenlampen und zäunten das Areal ein, um es bis zum Tagesanbruch abzuschirmen. Dann ließen sich vielleicht Beweisspuren finden.
    Vorsichtig, um nichts zu beschädigen, führte Baldwin Reed tiefer in den Wald, einen steilen Abhang hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter auf eine Lichtung, wo Kliegscheinwerfer aufgestellt waren und mehrere Ermittler sorgfältig den Boden untersuchten, Proben nahmen und alles mithilfe von Digitalkameras, Polaroids und Camcordern aufnahmen. Der Wind schnitt kalt durch Reeds Jacke, Regen hing in der Luft, und da war noch etwas. Etwas Unbenennbares. Etwas Düsteres. Böses. Er spürte es. So erging es ihm oft an Mordschauplätzen. Baldwin schritt zwischen mehreren dürren Bäumen hindurch und erreichte die Lichtung. Sie kamen an einem toten Reh vorbei, dessen blicklose Augen im Strahl der Taschenlampe aufleuchteten. Die Innereien lagen auf dem Waldboden. Dunkles Blut hatte sich im Gras um den Kadaver gesammelt und war bereits geronnen, und Reed erahnte die Aasfresser, die im dunklen Wald lauerten. Baldwin trat an ein seichtes Grab. Als Reed die rings um einen Sarg aus Rosenholz und Messing aufgehäufte dunkle Erde sah, zogen sich seine Eingeweide zusammen. Das Holz war nachgedunkelt und fleckig, das Metall glänzte schon lange nicht mehr. Der Deckel war unter der gespenstischen, unnatürlichen Beleuchtung der Kliegscheinwerfer, die an Pfeilern rund um die Stelle angebracht waren, aufgebrochen worden. Reed ging näher heran, jeder Muskel war angespannt.
    »Herr im Himmel!« Reeds Stimme war ein dünnes Flüstern, sein Ausruf klang wie ein Stoßgebet. Er holte tief Luft. »Warum zum Teufel hat man mir nicht gesagt, dass sie noch lebte, als der Scheißkerl sie da reingesteckt hat?« Wut kochte in ihm hoch. »Wer in Gottes Namen …« In die mit Seide ausgekleidete Kiste waren zwei Leichen gezwängt, die eine war unter der anderen kaum auszumachen. Der Gestank nach Tod, nach faulendem Fleisch war unerträglich. Die grellen Lampen wirkten auf unheimliche Weise fehl am Platz in diesen dunklen Wäldern, wo sie eine grauenhafte Szene anstrahlten. Reed trat näher, kniff voller Abscheu die Augen zusammen. Die obenauf liegende Leiche war die einer nackten Frau, die Haut im Tod bläulich weiß, das Gesicht, die Arme und Beine von Blutergüssen verfärbt, wahrscheinlich die Folge ihrer verzweifelten Befreiungsversuche. Um Gottes willen, sie war lebendig

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