Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
Vom Netzwerk:
Nachbarn verhört, von denen sich einer erinnerte, Roberta gegen zehn Uhr abends nach ihrer Katze rufen gehört zu haben. Ein anderer gab an, dass das Hausmädchen, Angelina Soundso, im Haus lebte und einen Abend in der Woche frei hatte. »Sie haben noch nicht mit dem Mädchen gesprochen?«
    »Wir haben sie noch nicht ausfindig gemacht.« Okano furchte die Stirn. »Und die Presse hat noch keinen Wind davon bekommen?«
    »Wir hatten ein paar Anfragen«, gab Reed zu und dachte an die Anrufe und E-Mails, die er erhalten hatte – allein von Nikki Gillette zwei Meldungen auf seiner Mailbox und eine E-Mail. Sie war nicht die Einzige, aber die Hartnäckigste. Und sie war entschlossen, Reed zu fassen zu kriegen. Während Morrisette, Cliff Siebert und Red Demarco von anderen Reportern kontaktiert wurden, hatte sich Gillette auf Reed versteift. »Die Presseleute können sich die Sache schließlich zusammenreimen.«
    Okanos Stirnfalten vertieften sich, und sie leimte sich auf ihrem Stuhl zurück. Sie sog die Lippen ein; ihre grünlichen Augen hinter der Nickelbrille blickten finster. Sie war nicht zufrieden. »Wir müssen ein Statement abgeben, aber zunächst brauchen wir mehr Fakten.«
    »Wir warten auf die Berichte der Spurensicherung und des Gerichtsmediziners«, sagte Reed, und als Okano ihm einen drohenden Blick zuwarf, setzte er hinzu: »Hören Sie, ich weiß, dass ich offiziell nicht in diesem Fall ermittle, aber der Mörder zieht mich ja hinein, indem er mir diese Briefe schickt.«
    »Ich habe das Kommando«, sagte Morrisette. »Ich habe schon angefangen, Roberta Peters’ Nachbarn und Freunde zu vernehmen. Das ist eine lange Liste. Sie hat nicht nur ehrenamtlich in der Bibliothek gearbeitet, sie hat auch einmal in der Woche mit immer denselben Frauen Bridge gespielt, saß im Vorstand des Gartenvereins und war zahlendes Mitglied in zwei Countryclubs. Ziemlich umtriebig, die Dame.«
    »Dann wird die Presse binnen kürzester Zeit über uns herfallen.« Okano kniff die Augen zusammen. »Und Sie haben sie gekannt?«, wandte sie sich an Morrisette. »Sagen wir mal, sie war mir nicht unbekannt. Im letzten Sommer habe ich vielleicht zehn Worte mit ihr gewechselt, vornehmlich, ›Guten Tag‹ und ›Wie geht es Ihnen‹. Ich weiß eigentlich nichts über sie, außer dass sie als Märchentante eingesprungen ist.«
    Okano griff nach einem beschlagenen Glas mit irgendeinem Kaffeegebräu, das auf ihrem Schreibtisch stand. »Okay, Sie machen weiter, aber Sie, Reed, sind raus. Offiziell und inoffiziell. Falls der Mörder in Kontakt mit Ihnen tritt, informieren Sie Morrisette, und Sie« – sie deutete mit dem Kinn auf die Polizistin – »halten mich über den Stand der Ermittlungen auf dem Laufenden.« Mit einem langen Finger tippte sie neben dem Brief des Mörders auf den Schreibtisch. »Schicken Sie das hier ins Labor, lassen Sie es mit den anderen Briefen vergleichen, die Sie erhalten haben, und setzen Sie mich darüber in Kenntnis. Inzwischen rufe ich den FBI an.« Reed nickte und hütete sich, eine Bemerkung über den FBI zu machen. Die Burschen galten als lästige Plage, beherrschten jedoch ihr Metier und hatten Zugang zu Quellen, die der Polizei von Savannah sonst verschlossen blieben. Der FBI konnte hilfreich sein, und im Augenblick benötigte die Polizei alle Unterstützung, die sie bekommen konnte. »Wir müssen also ein Statement abgeben, die Öffentlichkeit warnen«, überlegte Okano laut. »Ohne Panik heraufzubeschwören.« Sie warf beiden einen Blick zu, der dann auf Morrisette haften blieb. »Fassen Sie den Scheißkerl, und zwar bald.«
    Reed und Morrisette verließen zusammen das Büro der Bezirksstaatsanwältin, lieferten den Brief im Labor ab und kehrten zurück ins Morddezernat, wo noch emsige Betriebsamkeit herrschte. Detectives saßen vor Monitoren, hingen am Telefon oder trugen die Berge von Papierkram ab, die bei jedem neuen Fall anfielen.
    »Ich muss noch ein paar Anrufe tätigen. Wir sehen uns später«, sagte Morrisette und steuerte auf ihren Schreibtisch zu. Reed ließ sich auf seinem Drehstuhl nieder. Das alte Heizsystem verbreitete so heiße Luft, dass ihm auf der Stirn der Schweiß ausbrach. Draußen bewegten sich die Temperaturen um zehn Grad, hier drinnen überstiegen sie dreißig Grad. Bullenhitze. Wie im Sommer während der Hundstage. Er zerrte an seiner Krawatte und wandte sich seinem Schreibtisch zu. Er hatte andere Fälle zu bearbeiten, doch der Grabräuber, oder wie immer man ihn nennen

Weitere Kostenlose Bücher