Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
Vom Netzwerk:
verschlafen die Augen und erblickte seinen Pa, der drohend vor seinem Bett stand. Das Gesicht seines Alten wirkte hart und entschlossen, und in der ausgestreckten Hand hielt er den Ring – den verfluchten Ring, den Billy Dean am Grab gefunden hatte. »Diesen Ring hier?«
    »Ich weiß nicht, wovon du redest«, log Billy und wusste, dass er einen Fehler machte. Niemand konnte Merle Delacroix ungestraft anschwindeln.
    »Und vermutlich weißt du davon auch nichts?« Er griff in die Tasche seiner engen, abgetragenen Jeans und zog Billys kleine blaue Pfeife heraus – seine spezielle Marihuanapfeife.
    Mist!
    Langsam setzte sich Billy auf und versuchte, sich schnell eine Antwort einfallen zu lassen. Aber er war wie blockiert vor Angst. »Du hast meine Sachen durchsucht?«
    »Klar, Sherlock Holmes. Genau das habe ich getan, und erzähl mir jetzt nicht, das verstößt gegen dein Persönlichkeitsrecht oder so, denn damit kommst du bei mir nicht durch. Du lebst unter meinem Dach und hast dich nach meinen Regeln zu richten, und meine Regeln sind ziemlich klar, was Diebstahl und Kiffen betrifft. Weiß der Geier, was du sonst noch angestellt hast.« Er sah sich in Billys unordentlichem Zimmer um, das er mit dem alten Hund teilte. Merle fuhr sich mit den Fingern durch das dünne Haar und schnaubte verächtlich. »Das hier ist ein Saustall.«
    »Du darfst meine Sachen nicht anfassen«, warf Billy Dean leise ein.
    »Und du darfst nicht klauen. Das ist gegen das Gesetz und gegen die Zehn Gebote. Erinnerst du dich: ›Du sollst nicht stehlen‹, heißt es da, oder?« Vor Wut zitternd warf Merle die Pfeife auf die alte Decke, die Billys Bett zierte. »Weißt du, was du bist? Ein Lügner und Betrüger und ein Dieb.« Billy wusste: Es gab Arger. Mächtigen Ärger. »Ich habe nicht –«
    Flink wie eine zuschnappende Klapperschlange packte Merle Billy beim T-Shirt und zog ihn auf die Beine. »Jetzt hör mir mal gut zu, Junge. Ich will keine Ausreden von dir hören und schon gar nicht deine scheißklugen Widerworte. Wenn du hier wohnen bleiben willst, dann sag mir, was zum Teufel das alles zu bedeuten hat.«
    Billy hätte sich beinahe in die Hose gemacht. »Den Ring habe ich gefunden.«
    Sein Vater zerrte noch heftiger an seinem T-Shirt und schüttelte ihn so wild, dass beinahe seine Zähne aufeinander schlugen. »Na schön, du hast ihn also gefunden. In der Schublade irgendeiner alten Dame.«
    »Nein!«
    Sein alter Herr rüttelte ihn erneut und drehte den Stoff des T-Shirts, sodass er Billy die Kehle zuschnürte. »Lüg mich nicht an!«
    »Tu ich doch gar nicht!«, beteuerte Billy und rang nach Luft. »Ich … ich habe den Ring gefunden … Ehrlich … bei diesem Grab. Ich schwör’s.«
    Sein Vater kniff misstrauisch die Augen zusammen. »Bei dem Grab?«
    »Ja, er lag da im Dreck und ich … ich habe ihn mitgenommen. Dachte mir, das schadet ja niemandem.«
    »Aber er gehört dir nicht, und du hast Beweismaterial unterschlagen oder was auch immer. Verdammt noch mal, Junge, manchmal glaube ich, du hast nur Scheiße im Hirn. Du bist ein Schwachkopf. Ein verfluchter, begriffsstutziger, erbärmlicher Schwachkopf! Verflucht.« Angewidert ließ er das T-Shirt los, und Billy füllte seine Lungen hustend mit Luft. »Vermutlich hast du die Pfeife auch da gefunden.« Der Alte wollte ihn ködern. Doch Billy ging ihm nicht in die Falle. »Nein.«
    »Sie gehört dir?«
    »Nein …«
    »Ich habe dich gewarnt. Keine Ausflüchte.«
    »Sie … sie gehört einem von meinen Freunden.«
    »Welchem?«
    »Ich darf s nicht verraten.«
    »O doch, du darfst, und du wirst es mir auf der Stelle sagen.« Kräftige Muskeln spannten das karierte Hemd. Merles Nasenlöcher weiteten sich, und seine Augen waren so dunkel wie der Obsidianring, den er trug. Er hatte die Hände zu Fäusten geballt, zu gewaltigen Fäusten … »Pa, bitte …«
    »Wer?«
    Merles Fäuste hoben sich. »Mist.«
    »Sagst du mir jetzt den Namen, Billy?« Billy Dean schluckte heftig und log seinem Vater ins Gesicht. »Sie gehört Preston, Pa.«
    Merles Kiefer mahlten. »Ich hätte es wissen müssen«, knurrte er. Seufzend öffnete er die Fäuste. »Tja, der Junge hat im Moment wohl genug Schwierigkeiten. Liegt am ganzen Körper zerschlagen im Krankenhaus. Der Herrgott hat ihn auf der Stelle bestraft. Aber was ist mit dir? Und was machen wir mit diesem Ring hier?«
    »Weiß nicht.«
    »Was hältst du davon, wenn wir morgen früh den Sheriff anrufen?«
    »Wenn’s sein muss.«
    »Meinst du

Weitere Kostenlose Bücher