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Ewig sollst du schlafen

Ewig sollst du schlafen

Titel: Ewig sollst du schlafen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Jackson
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leise vor sich hin. Sie konnte ihre Verabredung mit Cliff vergessen. Es war nicht mehr zu schaffen.
    Ausgerechnet heute.
    Sie zückte ihr Handy und tippte Cliffs Nummer ein. Es war dunkel, doch immerhin konnte sie mit einem Wagenheber umgehen und einen Reifen wechseln. Aber nicht alle vier.
    Das Freizeichen erklang. Niemand meldete sich.
    Es piepte ein zweites Mal. »Mach schon, mach schon!« Sie konnte die Pannenhilfe anrufen. Oder vielleicht war Cliff bereit …
    Es piepte zum dritten Mal. »Ach, das darf doch nicht wahr sein!«
    Ein Bulli hielt neben ihr an, ein Typ mit Baseballkappe kurbelte das Fenster herab. »Probleme?« Das Zeichen ertönte zum vierten Mal. »Ich habe einen Platten. Nein, vier.«
    »Soll ich Ihnen helfen?«
    »Nein, danke, ich komme zurecht. Mein, äh, mein Mann ist schon unterwegs«, schwindelte sie und hoffte, dass er ihren ringlosen Finger nicht bemerkte.
    An ihrem Ohr klickte es, und Cliffs Aufforderung, eine Nachricht nach dem Signalton zu hinterlassen, spulte ab. »Ich könnte bei Ihnen bleiben, bis Ihr Mann kommt.« Der Fremde lächelte; im Schein der Straßenlaterne blitzte ein Goldzahn auf.
    »Nein, es geht schon. Ich hab ihn am Telefon, und er ist nur noch ein paar Häuserblocks entfernt. Wie bitte?«, sprach sie ins Handy. »Ach, nein, das ist nur ein Herr, der mir seine Hilfe angeboten hat. Nein, alles klar. Ich sag ihm, dass du in ein, zwei Minuten hier bist. … Ja, ich liebe dich auch.« Sie sah den Bullifahrer wieder an und zwang sich zu einem Lächeln, das, wie sie hoffte, nicht allzu unsicher ausfiel. »Er ist gleich hier.« Ihr steckte ein Kloß in der Kehle, und innerlich zitterte sie bei dem Gedanken an die Typen, die auf den Straßen lauerten. Der Einbruch in ihre Wohnung kam ihr in den Sinn, die Botschaften, die sie erhalten hatte, der Serienmörder, der in Savannah sein Unwesen trieb. Das Blut gefror ihr in den Adern. »Danke noch mal.«
    Ein weiterer Wagen stoppte hinter dem Bulli, und der Mann tippte spöttisch an den Schirm seiner Kappe. »Wie Sie wollen, Schätzchen.«
    Als er weiterfuhr, lief ihr eine Gänsehaut über den Rücken.
Schätzchen
. Wie kam er dazu, sie Schätzchen zu nennen? In der Absicht, später seine Identität festzustellen, starrte sie auf sein Kennzeichen, doch es war nicht beleuchtet, sodass sie die Buchstaben und Ziffern nicht lesen konnte. Sie erkannte lediglich, dass es sich um einen marineblauen Dodge Caravan aus Georgia handelte. Und das war nicht viel.
    Vielleicht war er wirklich nur ein guter Samariter.
O ja, bestimmt.
    Sie hielt noch immer das Handy in der Hand. Sie beendete den Anruf und wählte die Nummer der Pannenhilfe. Der Zentrale meldete sie ihren Standort und gab an, dass sie den Mechaniker im Bijou erwarten würde. Das Restaurant lag knapp eine halbe Meile weit entfernt und war zumindest hell erleuchtet und bevölkert. Sicher. Sie lief los. Sie legte die Strecke im Dauerlauf zurück und war nach kurzer Zeit schweißüberströmt, trotzdem fror sie erbärmlich. Ampellicht verschwamm vor ihren Augen, die dunklen Büsche wirkten bedrohlich, und sie fühlte sich unendlich einsam.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben verspürte Nikki Gillette Angst – lähmende Angst.

15. Kapitel
    Z u Hause angekommen warf Reed seine Schlüssel und die Post auf den Schreibtisch. Seine Wohnung bestand aus drei Durchgangszimmern in einem vormals herrschaftlichen Haus. Er hatte das Glück, über ein Erkerfenster, einen gekachelten Kamin, umgeben von Bücherregalen, sowie die Originalholzfußböden zu verfügen. Dafür musste er sich mit einer winzig kleinen Küche und mit einem Schlafzimmer zufrieden geben, in das kaum ein Bett und eine Kommode passten. Viel mehr Platz brauchte er allerdings auch gar nicht. An diesem Abend war er besonders müde, sein Körper verlangte nach Schlaf, doch er war viel zu aufgedreht, um daran denken zu können. Sosehr er sich auch bemühte, er wurde das Bild von Bobbi Jean in diesem Sarg nicht los und konnte die Vorstellung von dem Grauen, das sie empfunden haben musste, nicht abschütteln. Sie war schwanger gewesen. Vielleicht mit seinem Kind.
    »Himmel«, murmelte er, griff nach der Fernbedienung, machte den Fernseher an und hoffte, die kreischenden Dämonen in seinem Kopf zur Ruhe bringen zu können. Im Kühlfach fand er eine Pizza, schaltete den Ofen an und öffnete eine Hasche Bier. Erneut kreisten die Fragen durch seinen Kopf. Wer hatte einen Grund, Bobbi Jean umzubringen? Wer hasste sie so sehr, dass er sie auf so

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