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Ewig

Ewig

Titel: Ewig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Schilddorfer , David G. L. Weiss
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am liebsten auf den Schreibtisch geschlagen, einmal mit voller Kraft. Aber wozu?
    »Danke, dass Sie sich hierher bemüht haben«, presste er mühsam beherrscht zwischen den Zähnen hervor und der alte Mann stand auf, wandte sich zur Tür und zögerte kurz, bevor er sie öffnete und der Lärm vom Gang ins Büro strömte.
    »Wollen Sie nicht das Kennzeichen des Wagens wissen?« Der alte Mann klang überrascht und ein wenig trotzig.
    Berner erstarrte. »Wie bitte?«
    »Na ja, ich hab mir nicht die ganze Nummer gemerkt, aber die beiden ersten Buchstaben. Es war ein Diplomatenkennzeichen, WD, und dann kamen zwei Zahlen, 56. An mehr kann ich mich nicht erinnern.«
    Berner fühlte, wie ihn eine tiefe Dankbarkeit durchströmte. Der Lichtstreif war plötzlich wieder da, heller denn je. Seine Laune besserte sich schlagartig. Fast freundlich verabschiedete er den alten Mann und griff zum Telefon.
    Die internationalen Zeitungen hatten, auch zwei Tage nach dem makabren Fund am Tejo, fast alle die gleichen Schlagzeilen. Die Umweltkatastrophe in Portugal beherrschte die Titelseiten. Das Fischsterben und die Frauenleiche waren noch immer die wichtigsten europäischen Nachrichten. Als der Unbekannte von Lissabon kommend in Wien landete, hatte er während des Fluges mit unbewegter Miene die größten portugiesischen und österreichischen Zeitungen überflogen. Er war zufrieden mit dem Presseecho. Die erste Klasse war kaum besetzt gewesen und er hatte jede Menge Platz gehabt, um seine Beine auszustrecken.
    Am Wiener Flughafen Schwechat gelandet, wunderte sich der Unbekannte über die Schwerpunktkontrollen der Polizei. Er reihte sich in die Schlange an der Passkontrolle ein, reichte seinen Diplomatenpass an den Beamten hinter dem Schalterfenster.
    »Herr Peer van Gavint? Sie kommen aus Lissabon?«
    Der Mann bejahte und nahm die Sonnenbrille ab.
    Der Beamte las den Geburtsort – Pretoria, Südafrika – und reichte den Pass wieder zurück mit den Worten »Schönen Aufenthalt in Wien«.
    Van Gavint nickte nur und verließ das Flughafengebäude kaum wenige Minuten später. Mit einer einzigen Tasche als Gepäck stieg er in die bereits wartende schwarze Limousine der Botschaft, die ihn schnell in die Stadt brachte.
    Gerade als Sina und Wagner durch das Haupttor des Stephansdoms in das dunkle Kirchenschiff eintraten, schob sich ihnen eine japanische Reisegruppe auf Kollisionskurs entgegen. Die Reiseleiterin mit dem Fähnchen, einen hellblauen unmöglichen Hut auf dem Kopf, lief voran und wie die Lemminge folgten ihr mindestens hundert Touristen aus dem Land der aufgehenden Sonne. Sina zog unbewusst die Schultern hoch. Es waren viel zu viele Menschen um ihn herum.
    Wagners Freund, in der blauen Uniform der Security-Mannschaft des Doms, wartete bereits, begrüßte die beiden mit Handschlag und verdrehte die Augen, als die japanische Reisegruppe endlich an ihnen vorbeigezogen war.
    »Es gibt Tage, da sehne ich mich nach einem Job in einer ruhigen Fabrikhalle am Rande der Stadt«, meinte er und ging voran. Sina und Wagner folgten ihm.
    Das Grabmal von Friedrich stand unweit vom Eingang, in einer Seitenkapelle des Doms, hinter einer niedrigen Absperrung. Wagner war vor zwanzig Jahren an einem Weihnachtstag einmal hier gewesen, hatte die Mitternachtsmette besucht und dabei auch das beeindruckende Grabmal aus rotem Adneter Marmor rechts vom Altar gesehen, das über und über mit Figuren, Symbolen, Wappen, Tieren und einer lebensgroßen Darstellung Friedrichs auf dem Deckel verziert war. Er war damals staunend vor dem monumentalen Grab gestanden, hatte seine steinerne und zugleich filigrane Schönheit bewundert.
    »Friedrich war 1513 hier beigesetzt worden und seitdem blieb der Deckel für immer geschlossen, wie er es verlangte«, sagte der Freund Wagners und legte seine Hand auf die Marmorumrandung.
    Sina wirkte abwesend. Ihm war noch immer schlecht, obwohl hier deutlich weniger Besucher waren. Es begann gerade eine Führung durch die Katakomben des Doms und die Menschen strömten zu den Stiegen und in den Untergrund. Schließlich beugte sich Sina vor, um die Figuren und Wappenschilder besser zu sehen. Er kannte das Grab von Fotos, aber es in Wirklichkeit zu sehen, davor zu stehen und seine Wirkung zu spüren, das war etwas ganz anderes. Es war tatsächlich das Grabmal eines Kaisers, prunkvoll, majestätisch und ehrfurchtgebietend. Selbst die Sonne, die nun durch die hohen Fenster in die Seitenkapelle ihre Strahlen auf den hohen Sarkophag schickte,

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