Ewig
sich darauf. Und darauf, keine Rücksicht mehr nehmen zu müssen.
Kapitel 5 – 12.3.2008
Beijing/China
Z ur gleichen Zeit, als Kommissar Berner langsam durch die Wiener Innenstadt zu Fuß nach Hause ging, kämpfte sich die Morgensonne nur mühsam durch den grauen Himmel der chinesischen Hauptstadt. Der eiskalte Wind aus den Bergen im Norden wehte den Schnee in dichten Wolken über den Platz des Himmlischen Friedens. Eine Limousine mit verdunkelten Scheiben hatte Li Feng in seiner Dienstwohnung keine drei Stunden nach seiner Rückkehr aus Tibet abgeholt und zwei schweigsame Uniformierte hatten ihn auf dem schnellsten Weg ins Armeeministerium gebracht. Dann war er in das Vorzimmer des Ministers geleitet worden und hatte mehr als eine halbe Stunde warten müssen. Ein schlechtes Zeichen.
Nun schwitzte er in seiner Uniform und der Kragen wurde ihm zu eng. Der Armeeminister der Volksrepublik China war ein kleiner, untersetzter Mann mit dichtem schwarzem Haar und buschigen Augenbrauen, der ständig auf seinen Zehenspitzen wippte und damit Li Feng nervös machte. Seine wachen, listigen Augen fixierten dabei den General und Li Feng kam sich vor wie vor dem Erschießungskommando kurz vor dem Feuerbefehl. Das Büro des Ministers war überheizt und plüschig, die schweren Lehnsessel mit dem hellgrünen Samtbezug verrieten einen miserablen Geschmack. Li Feng verzog das Gesicht.
»Was haben Sie sich dabei genau gedacht, Genosse General?«, fuhr ihn der Minister ohne Begrüßung an und zeigte anklagend mit dem Finger auf ihn. »Oder haben Sie überhaupt nichts gedacht? Sie haben dreizehn Elitekämpfer und einen Helikopter verloren und wofür? Für gar nichts. Sie spielen Krieg, stürmen mit vierundzwanzig Fallschirmjägern und drei Mi24-Kampfhelikoptern den Berg hinauf und greifen ein tibetisches Kloster an. Fehlt gerade noch, dass Sie dazu die Presse eingeladen hätten. Es fällt kein einziger Schuss, aber Sie verlieren dreizehn Mann und kommen geschlagen und ohne jedes Resultat auf den Stützpunkt Lhasa zurück. Geschlagen von zwanzig toten Mönchen!«
Li Feng fragte sich, woher der Minister seine Informationen hatte. Aber er hatte keine Zeit, länger darüber nachzudenken. Es war noch lange nicht vorbei.
»Ich habe Ihnen gesagt, dass wir auf die Resultate aus Europa warten sollen und werden. Wir haben alle Hebel in Bewegung gesetzt, um etwas in Gang zu bringen, von dem Sie sich keine Vorstellung machen.« Der Minister holte Luft und zündete sich eine Zigarette an, während Li Feng wie erstarrt dastand und sich wie ein Schuljunge vorkam.
»Ich dulde keine Alleingänge, nicht bei einer Sache von solcher Tragweite, die Sie gar nicht abschätzen können. Sie haben unverantwortlich gehandelt, der Volksrepublik China Schaden zugefügt und uns in der Sache nicht einen einzigen Schritt weitergebracht. Ihre bisherigen Erfolge in Ehren, Li Feng, aber das war kein Ruhmesblatt in Ihrer Laufbahn, im Gegenteil. Das war ein Fiasko.« Der Minister schnäuzte sich in ein großes kariertes Taschentuch und fuhr fort. »Wenn das bekannt wird, dann wird sich die internationale Presse auf uns stürzen wie die Piranhas. Ich habe bereits entsprechende Befehle nach Tibet gegeben, um die Schäden zu minimieren.«
Der Minister trat näher und schaute Li Feng von unten her an. »Ich erwarte von Ihnen, dass Sie sich ab sofort genau an meine Vorgaben und Befehle halten. Noch ein Alleingang und ich stelle Sie als Verräter vor ein Militärtribunal. Und ich verspreche Ihnen eines, Li Feng. Dann sorge ich dafür, dass Sie erschossen werden. Haben wir uns verstanden?«
Der General nickte nur ergeben. Die Schweißperlen tropften von seiner Stirn und rannen seine Nase entlang.
Der Minister ging zu seinem Schreibtisch und nahm einen braunen Umschlag aus einer Schublade. Er hielt ihn dem General hin. »Das ist Ihr Flugticket nach Wien. Ich möchte, dass Sie alle Entwicklungen aus der Nähe überwachen und mir täglich Bericht erstatten. Die Phase eins ist abgeschlossen und der richtige Zeitpunkt ist ab sofort von elementarer Bedeutung. Sie fliegen heute mit der Mittagsmaschine und werden in Wien bereits erwartet.« Der Minister ging zu seinem hohen Sessel hinter dem ausladenden Schreibtisch aus Mahagoniholz und ließ sich hineinfallen. Er blickte Li Feng an.
»Verstehen wir uns recht. Ich möchte keinen einzigen Fehler mehr erleben, General, und keinen unautorisierten Alleingang. Sonst brauchen Sie kein Rückflugticket mehr. Ich streue Ihre Asche
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