Ewige Treue
Wirklich. Ich liebe meinen Mann.«
»Schon gut.«
»Nur deshalb habe ich mich damit einverstanden erklärt.«
»Das haben Sie schon gesagt.«
»Aber ich kann das nicht mehr.«
»Das habe ich kapiert. Es gibt nicht mehr dazu zu sagen. Sie sind mir keine Erklärung schuldig.«
Sie sah ihn eigenartig an und senkte dann den Kopf. Keiner von beiden rührte sich vom Fleck. Während die Sekunden verstrichen, starrte er auf den Haarwirbel oben auf ihrem Scheitel. Schließlich sagte er: »Und wann haben Sie das beschlossen?«
»Schon als ich letztes Mal von hier weggefahren bin, wusste ich, dass ich nicht wieder herkommen würde. Aber ich habe mich damit herumgequält, bis ich Foster vor zwei Wochen meinen Entschluss erklärt habe.«
»Warum haben Sie mich nicht gleich danach angerufen?«
»Wir wollten abwarten, ob ich nicht vielleicht schon schwanger bin, bevor wir es Ihnen erzählen. In dem Fall hätte sich die Sache von selbst erledigt. Ich dachte, die Angelegenheit sei damit geklärt.« Das rote Top dehnte sich unter dem tiefen Atemzug, bis die weißen Knöpfe an den Knopflöchern zerrten. »Aber Foster hat die vergangenen zwei Wochen immer wieder versucht, mich umzustimmen.«
»Er will immer noch, dass das Baby auf natürliche Weise gezeugt wird?«
»Genau. Nicht dass er Druck auf mich ausgeübt hätte, aber er lässt keinen Zweifel an seinen Wünschen. Er hat deutlich gemacht, wie enttäuscht er wäre, wenn wir jetzt einen neuen Kurs einschlagen würden. Er hat jede nur erdenkliche Taktik ausprobiert, um mich zu überreden, dass wir wie geplant weitermachen sollten, wenigstens noch ein paar Zyklen lang.«
»Aber er hatte keinen Erfolg.«
»Nein.«
»Warum haben Sie mich dann nicht angerufen und mir erklärt, dass der Deal geplatzt ist? Warum sind Sie hergekommen?«
»Weil ich Foster in dem Glauben gelassen habe, dass er mich endlich zermürbt hat.« Ihr Blick flog über den Raum und verharrte dann mehrere Sekunden auf dem dritten Knopf seines Hemdes, bevor sie ihm wieder in die Augen sah. »Er hat keine Ruhe gegeben, bis ich mich zu einem letzten Treffen bereit erklärte. Falls ich heute kein Kind empfange, hat er gesagt, hat er versprochen, würde er mich nie wieder bitten hierherzukommen, stattdessen wäre er damit einverstanden, dass wir es mit einer künstlichen Befruchtung probieren.«
Griff ließ sich das durch den Kopf gehen. »Ein letztes Mal.«
»Genau.«
»Heute.«
»Genau.«
»Er glaubt also, dass wir …«
»Genau.«
»Aber wir tun es nicht.«
»Er wird es nie erfahren, richtig? Er wird annehmen, dass es diesmal genauso wenig gefruchtet hat wie bei den letzten Malen.«
»Nur wir beide wissen, was wirklich passiert ist.«
»Wenn Sie es für sich behalten.«
»Ihr Geheimnis ist bei mir sicher.«
»Ich hasse dieses Wort«, erklärte sie unübersehbar gepeinigt. »Ich möchte keine Geheimnisse vor meinem Ehemann haben.«
Sie sah an ihm vorbei in den Flur, der zu dem Schlafzimmer führte, und ihr Blick wurde so starr, dass Griff sich schließlich umdrehte, um festzustellen, was sie so faszinierte. Der Gang war leer. Vielleicht, dachte er, sah sie ja bis ins Schlafzimmer und sah, wie sie sich bewegten, wie sie kam. Dieses Geheimnis würde sie bestimmt vor ihrem Mann bewahren wollen.
Als er sich wieder umdrehte, sah sie zu ihm auf, und ihre Blicke verbanden sich. Nach ein paar Sekunden deutete sie auf die Haustür. »Also dann …«
»Die Konferenz.«
Sie lächelte wehmütig. »Es gibt keine Konferenz.«
»Ich weiß.« Er erwiderte ihr Lächeln, auch wenn ihm nicht danach zumute war.
Sie tastete hinter sich nach dem Türknauf. »Vergessen Sie Ihre Jacke nicht.«
»Richtig.«
»Und passen Sie auf, dass die Haustür richtig zugezogen ist, damit das Schloss einschnappt.«
»Natürlich.«
Sie zog die Tür auf, und ein Schwall heißer Luft schlug ihnen entgegen. »Wer weiß, vielleicht ist das hier unsere letzte Begegnung.«
»Möglich.«
Sie zögerte und zuckte dann verlegen mit den Achseln. »Mir fällt einfach nichts Passendes zu sagen ein.«
»Vielleicht ist das keine Situation für Smalltalk.«
Sie lächelte leise, als er ihr ins Gedächtnis rief, was sie bei ihrer ersten Begegnung gesagt hatte.
»Sie brauchen gar nichts zu sagen, Laura.«
»Dann …« Sie streckte die rechte Hand vor. »Adieu.«
Er nahm ihre Hand. Beide blickten erst auf die verschränkten Hände und dann einander an. Sie löste sich gleichzeitig aus seinem Griff und von seinem Blick und drehte sich zur
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