Ewige Treue
offenen Tür um. Aber mehr tat sie nicht. Sie drehte sich um und blieb stehen. Griff zögerte nur einen Herzschlag lang, dann reagierte er. Er trat hinter sie, streckte den Arm über ihre Schulter, legte die Hand auf die Tür und schob sie langsam wieder zu.
Laura starrte sich im Frisierspiegel an. Das Spiegelbild schien zu jemand anderem zu gehören. Die Frau im Spiegel war zerzaust und ganz und gar nicht so korrekt gekleidet wie sonst. Am verstörendsten aber war die tiefe Verunsicherung in ihrem Blick. Wo war die charakteristische Selbstsicherheit geblieben? Was war aus ihrer Gewissheit geworden, jede Situation im Griff zu haben? Wer war diese verängstigte Fremde?
Sie fuhr mit den Fingerspitzen ihre Lippen nach und tupfte den Mascarafleck im Augenwinkel ab. Keine Frage, die Frau im Spiegel war sie.
»Laura?«
Sie wirbelte herum und presste die Hand auf die Brust. »Foster. Ich habe dich gar nicht gehört.«
»Das war nicht zu übersehen. Du bist vor Schreck fast aus der Haut gefahren.« Sein Rollstuhl stand auf der Schwelle zwischen Schlafzimmer und Bad. »Manuelo hat mir gesagt, dass du heimgekommen bist.«
Sie hatte in der Seitengarage geparkt, das Haus durch den Nebeneingang betreten und dann die Hintertreppe benützt. »Mir hat er gesagt, dass du gerade telefonierst.« Sie zwang sich ein kleines Lachen ab. »Wenigstens glaube ich, dass er das gesagt hat. Ich wollte dich nicht stören. Ich bin froh, dass du heute zu Hause geblieben bist. Die Hitze ist nicht auszuhalten. Alle sind gereizt. Die Menschen fahren wie die Irren, der Stoßverkehr war noch abenteuerlicher als sonst.«
Ihr wurde klar, dass sie zu viel und zu schnell redete, darum zwang sie sich, ruhiger zu werden. »Kurz und gut, ich bin völlig aufgelöst und wollte kurz duschen, bevor ich dich begrüße. Wie war dein Tag?«
»Ereignislos. Und deiner, mal abgesehen vom Wetter und Verkehr?«
»Ich hatte den ganzen Vormittag über Termine, darunter den mit den FAA-Vertretern wegen der Beschwerden, die Southwest und American Airlines eingereicht haben.«
»Das musst du mir genauer erklären. Southwest und American Airlines reichen ständig Beschwerden gegen uns ein.«
»Ich betrachte das als Kompliment.«
Er grinste. »Sie wären bestimmt nicht so penetrant, wenn wir Verluste machen würden. Wie war dein Treffen mit Griff Burkett?«
Die Frage kam so plötzlich und so unerwartet, dass sie nicht darauf vorbereitet war. »Genau wie beim letzten Mal. Kurz. Effizient.«
»Ich dachte, dass du vielleicht seinetwegen so spät heimkommst.«
»Wie kommst du darauf?«
»Einfach so.«
Sie ging nicht darauf ein. »Ich hoffe, du hast nicht mit dem Essen auf mich gewartet.«
»Mrs Dobbins hat mir ein Sandwich gegen den schlimmsten Hunger gemacht.«
»Gut.«
»Und warum kommst du so spät?«
»Ich war schon fast zu Hause, als mir einfiel, dass ich etwas im Büro vergessen hatte, und ich noch einmal umdrehen musste. Myrna war noch da.«
»Meine Assistentin geht gewöhnlich als Letzte. Sie oder du.«
»Sie machte gerade ein paar Geschäftsbriefe fertig und hat mich gebeten, darauf zu warten, damit ich sie dir zum Unterschreiben mitnehmen kann. Ich habe sie hier.«
Sie versuchte sich an seinem Rollstuhl vorbei ins Schlafzimmer zu schieben, aber er hielt ihre Hand fest. »Die Briefe können warten. Ich will wissen, wie Burkett reagiert hat, als du ihm erzählt hast, dass du ihn nicht mehr treffen würdest. Du hast es ihm doch erzählt?«
»Gleich nachdem er kam.«
»Und?«
»Und nichts weiter. Nachdem ich ihm versichert hatte, dass wir zu den ausgehandelten Bedingungen stehen würden, wenn er sich weiter als Spender zur Verfügung stellen würde, hat er mir versichert, dass das für ihn keinen Unterschied machen würde. So in etwa.«
»Er macht also keinen Rückzieher?«
»Den Eindruck hatte ich nicht, nein.«
»Das hätte ich auch nicht gedacht. Habt ihr besprochen, wie wir an den Samen kommen?«
»Nur ganz allgemein. Ich habe ihm erklärt, dass ich erst einen Spezialisten aufsuchen würde. Und dass ich es ihn wissen lassen würde, wann wir ihn brauchen.«
»Vielleicht ist die In-vitro-Fertilisation gar nicht notwendig. Hoffen wir das Beste.«
»Das hoffen wir doch alle, Foster.«
Völlig unerwartet presste er die Hand gegen ihren Unterleib. »Ich habe diesmal ein wirklich gutes Gefühl. Karma. Was weiß ich. Es fühlt sich einfach anders an, so als wäre etwas Bedeutendes passiert.«
Sie hoffte, dass ihr Lächeln nicht allzu wacklig
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