Ewige Treue
Country-Song mit, der im Radio lief. Der Sänger hatte bei einem Heimspiel der Cowboys die Nationalhymne gesungen und dann, auf Einladung des Besitzers hin, das Spiel von der Seitenlinie aus verfolgt.
Nach einem lockeren Sieg gegen Tampa Bay hatte er Griff um ein Autogramm gebeten. Der Typ war ein heißer Jungstar. Er hatte mehrere Grammys gewonnen, aber er hatte verlegen und ehrfürchtig gestammelt und gestottert wie ein Teenie, als er Griff sein Programmheft und den Kugelschreiber hingestreckt hatte.
Heute würde dieser Sänger ihn nicht mal anpissen, wenn er in Flammen stünde.
Trotz des Radios und seines Gesumms hörte er ihren Wagen. Er stellte den Motor ab, atmete einmal tief durch und stieg aus.
Dann ging er die Einfahrt auf der Westseite zurück bis vors Haus, wo er hinter ihr auf die kleine Veranda trat, als sie gerade die Haustür aufschloss. Sie spürte seine Anwesenheit und drehte sich verblüfft um. »Oh.«
»Hi.«
»Ich dachte nicht, dass Sie schon hier sind.«
»Ich habe hinter dem Haus geparkt.«
»Oh«, sagte sie wieder, dann schloss sie eilig die Tür auf und trat vor ihm ein. Sobald er die Schwelle überschritten hatte, drückte sie die Tür wieder zu. Eine winzige Diele öffnete sich in den Wohnbereich. Die großen Fenster wurden von Lamellenfensterläden abgedunkelt, darum war es eher schummrig im Haus. Der Raum war mehr oder weniger quadratisch, in der Mitte der einen Wand gab es einen kleinen Kamin, außerdem Parkettboden und Standardmobiliar.
Sie ließ den Henkel der Handtasche von ihrer Schulter gleiten, presste die Tasche aber gegen die Brust, als hätte sie Angst, er könnte sie berauben. »Ich dachte, ich wäre vor Ihnen hier.«
»Ich wohne in der Nähe.«
»Ach so.«
»Ein paar Meilen weg. Ich war schneller hier, als ich erwartet hatte.«
»Warten Sie schon lange?«
»Nicht besonders. Außerdem sind Sie nicht zu spät dran. Sie sind absolut pünktlich.«
Während dieser sprühenden Unterhaltung hatte sie den Wandthermostat nachgeregelt. Kühle Luft begann durch das Gebläse in der Decke zu rauschen. Griff war erleichtert. Er hatte schon zu schwitzen angefangen. Eigentlich hätte er gern sein Sportsakko ausgezogen, aber er hatte Angst, dass sie das Ausziehen, egal welches Kleidungsstückes, falsch deuten könnte. Weil er keine Ahnung hatte, wie die Sache vollzogen werden sollte, sollte sie alles bestimmen, auch wenn ihn das ins Schwitzen brachte.
Sie trug Bürokleidung. Ihr Kostüm war schwarz, aber sommerlich leicht. Leinen, überlegte er. Der Rock endete genau auf den Knien, das Jackett war in der Taille enger gefasst. Darunter hatte sie ein blassrosa Top an, das lose über ihrer Brust hing und weich aussah. Derselbe Schmuck wie beim letzten Mal. Schwarze Sandalen mit hohem Absatz. Die Zehennägel waren elfenbeinfarben mit Perleffekt lackiert.
All das war ihm schon aufgefallen, als er hinter ihr auf die Veranda getreten war. Er wagte es nicht, sie jetzt zu taxieren, weil sie angespannter war als eine Klaviersaite und korrekt und distanziert wirken wollte. Sie hätte sich BERÜHREN VERBOTEN auf die Stirn tätowieren lassen können, so deutlich war ihr anzusehen, wie wohl sie sich mit ihm alleine fühlte.
»Da drin sind ein paar Zeitschriften.« Sie deutete auf einen Schrank in der Ecke. »Und ein Fernseher mit … Videos.« Beide schauten gleichzeitig auf die geschlossenen Schranktüren und sich dann wieder an.
»Okay«, sagte er.
»Lassen Sie mir ein paar Minuten Zeit. Wenn Sie dann bereit sind, erwarte ich Sie im Schlafzimmer.«
Damit durchquerte sie das Wohnzimmer, eilte einen Flur hinunter, verschwand in einem Zimmer am anderen Ende und schloss die Tür.
Also, wenigstens wusste er jetzt, wie die Sache laufen sollte. Sie würden es machen wie die Stachelschweine.
Er ließ sein Sportsakko von den Schultern gleiten und legte es zusammengefaltet über die Rückenlehne des Sessels. Dann trat er an den Schrank und öffnete die Doppeltür. Darin befand sich ein pornografischer Schatz. Er blätterte den Zeitschriftenstapel durch. Ein Panoptikum an Variationen. Für jeden das Richtige. Bei der Videosammlung war es nicht anders.
Wer hatte das Zeug hier gebunkert, rätselte er. Foster? Sie? Irgendwie konnte er sich nicht vorstellen, wie sie gemeinsam in einen Sexshop einfielen und die Titel nach etwas durchstöberten, das ihn anmachen würde. »Was gefällt ihm wohl besser, Schatz? Lüsterne Lesben oder Meister Popper?«
Vielleicht hatten sie Manuelo einkaufen geschickt;
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