Ewige Treue
weggefahren, aber Sie haben die Schlüssel.«
Er deutete auf ihre Handtasche. Sie senkte den Blick und sah sie an ihrer Schulter hängen. »Stimmt.« Dann verwandelte sie sich in die Ich-hab-alles-unter-Kontrolle-Geschäftsfrau zurück und sagte: »Bitte entschuldigen Sie, dass ich Sie aufgehalten habe.«
»Kein Problem.«
»Sie hätten mir das sagen sollen.«
»Wenn es hilft, dass Sie nach … Sie wissen schon, liegen bleiben. Es hat mir nichts ausgemacht zu warten. Schließlich geht es nur darum, dass Sie schwanger werden.«
Sie nickte und sah auf ihre Uhr. »Ich muss los, sonst komme ich zu spät zu einem Meeting. Würden Sie das Thermostat wieder zurückdrehen?«
»Klar.«
»Sie brauchen die Haustür nur zuzuziehen. Sie verriegelt sich von selbst. Ich setze mich dann so oder so mit Ihnen in Verbindung.«
Sie konnte es nicht erwarten, von hier zu verschwinden, und dass sie es so eilig hatte, von ihm wegzukommen, machte ihn bockig. Er hatte sich vorgenommen, nichts zu sagen. Wenn er schlau war, würde er die Klappe halten.
Aber.
Er sagte: »Es würde mich interessieren, warum Sie sich auf so was einlassen, Mrs Speakman.«
Sie war schon halb in der Tür, doch jetzt blieb sie stehen, drehte sich um und sah ihn an. »Das wissen Sie doch, Mr Burkett. Weil ich ein Kind möchte.«
»Aber so?« Er tippte auf seinen Reißverschluss und deutete dann auf ihren Unterleib. Auf seine Geste hin zeigten sich erste Haarrisse in ihrer statuenhaften Haltung. Er ging auf sie zu und blieb drei Schritte vor ihr stehen. »Nachdem ich Sie beide kennen gelernt habe, konnte ich Ihren Mann fast verstehen.«
»Ihr Verständnis tut nichts zur Sache. Und es ist auch nicht nötig.«
»Okay. Sagen wir, ich wollte es verstehen, weil mir die Sache keine Ruhe gelassen hat. Ihr Mann ist exzentrisch, vielleicht sogar völlig verrückt, aber wenn ich diese Kinder- und Erbengeschichte aus seiner Sicht betrachte, aus der Sicht eines reichen Mannes, kann ich ihn sogar irgendwie verstehen. Irgendwie. « Er schüttelte den Kopf und runzelte verwundert die Stirn. »Aber Sie sind mir ein absolutes Rätsel.«
»Sparen Sie sich bitte die Mühe, es lösen zu wollen.«
Er trat noch einen Schritt auf sie zu, bis er sie fast bedrängte und sie sich unwohl zu fühlen begann, denn genau das wollte er erreichen, nachdem sie ihm im Schlafzimmer das Gefühl gegeben hatte, ein brutaler Barbar zu sein, der die Dorfjungfer schändet. »Warum, habe ich mich gefragt, haben Sie eingewilligt, das Baby auf diese Weise zu zeugen?« Sein Blick hielt ihren gefangen. Er senkte die Stimme. »Jetzt weiß ich es.«
Sie erwiderte kühl: »Jetzt?«
»Jetzt, wo ich herausgefunden habe, warum Ihr Mann im Rollstuhl sitzt.«
Ich kann das schaffen, redete sich Laura zu, als sie den Konferenzraum betrat. Alle anderen hatten sich schon eingefunden. Sie nahm am Kopfende Platz. »Entschuldigen Sie die Verspätung.«
»Wir versprechen, dass wir Foster nichts verraten«, witzelte einer der Abteilungsleiter.
»Danke. Wir wissen alle, dass Pünktlichkeit für ihn eine Religion ist.«
»Eine kleine Siesta?«, neckte sie einer.
Ihre Hand, die eben nach der Wasserkaraffe greifen wollte, zuckte leicht zurück. »Nein, nur eine Besorgung, die länger dauerte, als ich vorhersehen konnte.«
Die Besorgung selbst hatte nicht besonders lang gedauert. Aber sich davon zu erholen. Sie fragte sich, wie Frauen, die untertags eine Affäre pflegten, den Nachmittag auch nur mit einem Mindestmaß an Haltung überstanden. Sie war sicher gewesen, dass ihre Assistentin Kay sie gleich bei ihrer Rückkehr ins Büro strafend ansehen und verkünden würde: »Sie hatten gerade Sex.«
Aber offenbar war ihr nicht anzusehen, wie sie ihre Mittagspause verbracht hatte. Kay hatte sie begrüßt wie sonst auch und sie kurz auf das Meeting hingewiesen, bevor sie ihr einen Stapel von Telefonnotizen überreicht hatte, die bereits nach Wichtigkeit vorsortiert waren.
Für alle anderen war dies ein ganz gewöhnlicher Montag. Für Foster war es ein Tag von überragender Bedeutung. Für sie ein Tag tiefsten Zwiespalts. Foster war heute zu Hause geblieben. Sie konnte sich das nicht leisten. Sie musste sich der versammelten Unternehmensführung stellen, nachdem sie vor nicht einmal einer Stunde mit einem Fremden geschlafen hatte.
Ja, es war dabei ausschließlich um die Zeugung eines Kindes gegangen und ja, sie hatte es mit dem Segen ihres Mannes getan und ja, sie könnte es um ihrer gemeinsamen Zukunft willen
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