Ewige Treue
habe, war viel, viel schlimmer.« Er schaute durch das Fenster auf die drei Männer, die gerade in ihren Lieferwagen kletterten. »Was glaubst du, wie viel diese Typen im Jahr verdienen?«
Jason zog eine Schulter zu einem gelangweilten Achselzucken hoch.
»Einen Bruchteil dessen, was ich während meiner Zeit als Footballspieler verdient habe. Einen winzigen Bruchteil. Dieser Mann verdient mit seiner schweren Arbeit nicht einmal so viel, wie ich fürs Waschen meiner maßgeschneiderten Hemden ausgegeben habe. Er hasst mich nicht, weil ich mehr Geld verdient habe als er. Sondern weil ich den Traum gelebt habe, den jeder Mann träumt, und ihn weggeworfen habe. Ich habe Geld fürs Bescheißen genommen. Ich war dumm, ich war egoistisch, und ich war kriminell. Daran ist nicht zu rütteln.«
»Aber inzwischen hast du dich geändert.«
Er ließ sich dafür bezahlen, dass er die Frau eines Querschnittsgelähmten vögelte. Das war ziemlich übel. Noch übler konnte es nur werden, wenn er sie vögeln wollte, ganz gleich, ob er nun dafür bezahlt wurde oder nicht.
Er hatte versucht, nicht an das zu denken, was bei ihrem letzten Treffen passiert war. Und wenn er es doch getan hatte, hatte er versucht, es als physiologische Ursache-Wirkung-Kopplung abzutun, als sexuelle Reaktion, die, nachdem sich alles nahtlos ineinandergefügt hatte, ihren vorhersehbaren Lauf genommen hatte.
Oder als Laune der Natur. Als verrückten Sonderfall. Es waren zwei Sterne zusammengeprallt, aber das würde in einer Million Jahren nicht wieder passieren.
Aber wie er es auch wegzuerklären versuchte, es ließ ihn nicht los. Nie. Jedes Mal, wenn er daran dachte, wie sich ihre Zähne in seine Daumenwurzel gebohrt hatten, wurde er steif, sein Magen zog sich vor Verlangen zusammen, und er verzehrte sich danach, sich wieder in ihr zu versenken.
»Ich bin bestimmt kein Held, Jason. Versuch nicht, einen aus mir zu machen. Wenn du einen Helden suchst, dann sieh dir deinen Dad an.«
»Meinen Dad?« Jason schnaubte. »Was hat der denn Heldenhaftes vollbracht?«
»Er liebt deine Mom. Er liebt dich. Er kümmert sich um dich und sorgt sich um dich.«
Immer noch mürrisch befand Jason: »Das zählt nicht.«
»Das zählt eine Menge.« Dann ergänzte er, um nicht ganz so priesterhaft zu klingen: »Bloß als Werfer ist er total beschissen. Und erzähl ihm nicht, dass ich in deiner Gegenwart ›beschissen‹ gesagt habe.«
»Er sagt das ständig.«
Griff lachte. »Dann ist er mein Held.«
Da musste auch Jason wieder lächeln.
Der folgende Tag begann wie jeder andere. Griff stand auf und ging ins Bad. Sobald er gepinkelt hatte, warf er einen Blick auf den Kalender, den er an die Wand gepinnt hatte. Das war ihm inzwischen in Fleisch und Blut übergegangen. Er hakte sogar die Tage ab, verflucht noch mal.
Er hatte auch einen Computer gekauft und sich beigebracht, ihn zu bedienen. Nach ausgiebigen Internetrecherchen meinte er einen halbwegs umfassenden Überblick über das weibliche Fortpflanzungssystem und seine Funktionsweise gewonnen zu haben und definitiv mehr zu wissen als nach seinem Biologie-Grundkurs in der Schule.
Einige der Seiten, in die er sich eingeloggt hatte, hatten ihm genauere Informationen geboten, als er sich gewünscht hätte – musste er wirklich alles über Schleimpfropfen und Dottersäcke erfahren? –, aber er hatte viel übers Timing und darüber erfahren, was alles in diesem achtundzwanzigtägigen Zyklus geschah. So hatte er zum Beispiel erfahren, was ein LH-Gipfel ist.
Wenn er am Tag des Eisprungs mit Laura zusammen gewesen war, konnte er überschlagen, wann sie menstruiert haben musste – falls sie es getan hatte. Diese fünf Tage waren vorübergegangen. Falls sie ihre Periode gehabt hatte und seine Berechnungen stimmten, hätte er vor drei Tagen von ihr hören müssen, weil da der nächste Eisprung fällig gewesen wäre.
Aber sie hatte ihn nicht wieder ins Haus in der Windsor Street beordert. Bedeutete das, dass sie keine Periode bekommen hatte und demnach befruchtet worden war? Vielleicht wollte sie die frohe Botschaft für sich behalten, bis ihre Schwangerschaft von einem Arzt bestätigt worden war. Oder vielleicht hatte sie nach dem, was beim letzten Mal passiert war, gar nicht vor, ihn noch einmal anzurufen, ihn je wieder anzurufen. Aber hätte sie dann nicht wenigstens Bescheid geben müssen, dass der Deal geplatzt war?
Das Nichtwissen trieb ihn zum Wahnsinn, doch er konnte nichts tun, als abzuwarten.
Genau wie jeden
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