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Ewige Versuchung - 5

Ewige Versuchung - 5

Titel: Ewige Versuchung - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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dafür bin ich dankbar.«
    Mr. Grey beugte sich vor. »Miss Vivian, darf ich Sie fragen, was mit Ihren Händen geschehen ist?«
    Sie blickte auf die nur noch wenigen Verbände hinab. »Ich bin in eine Grube gestürzt.«
    »Wirklich?«
    »Ja.« Sie sollte ihm die Wahrheit sagen. »Ich war draußen, um einen Boten zu treffen, und fiel in ein Erdloch.«
    »Sind Sie hier wirklich eine Gefangene?« Ungläubig schaute er sich um. »Sie scheinen sich recht frei bewegen zu können.«
    Vivian wurde unbehaglich, erinnerte sie sich doch an die Vereinbarung, die sie nach ihrer Ankunft hier mit Temple getroffen hatte. Und sie vermisste den Rahmen, in dem sie zustande gekommen war. »Sagen wir, ich hege den Verdacht, dass Temples Freunde nicht so freundlich zu mir sein werden wie er.«
    »Niemand wird Ihnen etwas tun, wenn er es ihnen untersagt.«
    Sie sah ihn ruhig an. »Ich vermag nicht einmal zu erahnen, was er ihnen erzählt.«
    »Was wissen Sie über den Silberhandorden, Miss Vivian?«, fragte er vorsichtig, allerdings mit unverhohlener Wissbegier.
    »Rupert und die meisten seiner Bekannten gehören ihm an. Ich hatte immer angenommen, dass er eine Art Club für feine Herren mit einem Faible für Okkultes sei.«
    »Aber inzwischen sind Sie sich nicht mehr sicher?«
    »Nein«, gestand sie, »bin ich nicht.«
    »Und Sie wissen wirklich nichts über ihre Aktivitäten?«
    Sie schüttelte den Kopf. Wie er es fragte, klang es entsetzlich finster. »Nein, abgesehen von den wenigen Gelegenheiten, bei denen er mich zu seinem Schutz mitnahm, hielt Rupert mich aus diesem Teil seines Lebens heraus. Er stellte mich vielen Mitgliedern vor, doch ich war nie bei ihren Treffen dabei. Er hat mir nicht einmal erzählt, was er von Temple wollte.«
    Marcus kratzte sich das Kinn. »Nein, ich wette, das hat er nicht. Fungierten Sie als Villiers’ Beschützerin?«
    »Ihnen wird doch gewiss aufgefallen sein, dass ich nicht wie andere Frauen bin, Mr. Grey.«
    »Ja, ich bemerkte, dass Sie recht … talentiert sind.« Statt verächtlich, war sein Tonfall amüsiert, beinahe schmeichelhaft.
    Vivian lächelte. »Rupert half mir, diese Talente auszubilden.«
    »Sie waren sein Mündel, und er trainierte Sie zu seiner Wache?«
    »Genau.«
    »Miss Vivian, möchten Sie die Wahrheit über den Orden erfahren?«
    Ihr erster Impuls war, nein zu sagen. Sie wollte lieber keine Dinge über Rupert hören, die ihr vielleicht nicht gefielen. Sollte sie jedoch ehrlich zu sich sein, musste sie zugeben, dass sie bereits erhebliche Zweifel hegte, was ihren Mentor betraf. Sie musste hören, was man ihm vorwarf, damit er sich später verteidigen konnte.
    »Ja«, antwortete sie, »die Wahrheit wäre gut. Können Sie mir diese denn verraten, Mr. Grey?«
    »Ich kann Ihnen ein paar Informationen geben«, sagte er und wurde ernst. »Für den Rest müssten Sie sich an die anderen wenden. Können Sie das?«
    Sie musste sich den übrigen Vampiren früher oder später ohnehin stellen. »Ja.«
    Die Beine seines Stuhls schabten über die Fliesen, als er sich vom Tisch abstemmte und aufstand. »Sie haben Courage, Miss Vivian, aber ich beneide Sie nicht.«
    »Weil sie mich verachten werden?«
    Er blickte voller Mitgefühl zu ihr hinab. »Weil Sie, nachdem Sie alles gehört haben, sich möglicherweise selbst verachten.«
     
    »Was zur Hölle machst du hier?«, fragte Temple, als Vivian mit Marcus in den Salon kam. Die Vorhänge waren geschlossen und der Raum in schwere Dunkelheit getaucht, um die Anwesenden vor der Morgensonne abzuschirmen. Dass er sie meinte, war hinlänglich klar, denn alle Augen richteten sich auf sie, allerdings eher neugierig als aggressiv. Offenbar hatte er ihnen noch nicht gesagt, wer sie war. Vivian hielt sich betont gerade. »Ich würde gern mehr über den Silberhandorden erfahren«, erklärte sie ruhig. Konnte er ihre Angst riechen? Sie fürchtete sich weniger vor ihm als vor den anderen. Was würden sie mit ihr machen? Was erlaubte er ihnen, mit ihr zu tun? Deshalb ließ er sie aus ihrem Zimmer – damit sie von sich aus herfand.
    »Auf dass du alles, was wir wissen, an Villiers weitergibst?« Es war eine berechtigte Frage, obgleich Temple sie zu einem ganz bestimmten Zweck stellte. Er wollte, dass sie sich ansah, wie die anderen Vampire auf sie reagierten. Und sie konnte es ihm wohl nicht vorwerfen. Seine harten Züge hatten überdies etwas Befriedigendes, bestätigten sie Vivian doch, dass sie ihn verletzt hatte. Was bedeutete, dass sie ihm nicht

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