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Ewige Versuchung - 5

Ewige Versuchung - 5

Titel: Ewige Versuchung - 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathryn Smith
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saßen.
    »Rede!«, forderte sie ihn knapp auf.
    Er musste seine gesamte Selbstbeherrschung aufwenden, um nicht ihre Hand zu ergreifen und sie zu halten, während sie sprachen. Wie sehr wünschte er sich, ihr Umgang miteinander könnte unbeschwerter sein, er ihr sein Vertrauen schenken, ohne sich zu fragen, ob er ihres genoss!
    Wo zum Teufel hatte er sich hier nur hineinmanövriert?
    »Kennst du die Geschichte, wie ich zum Vampir wurde?«
    Sie nickte und schaute zu ihm. »Ihr habt den Blutgral gefunden und aus ihm getrunken.«
    »Das ist ein Teil. Der Gral war aus Silber, einem Silber, das die Essenz Liliths enthielt.«
    »Ihr Liebhaber Sammael verzauberte sie in Silber, weil sie Gott von seinen Plänen verriet, die Menschheit zu vernichten.«
    Temple lächelte. »Das ist die Version für Sonntagspredigten, stimmt. Sammael verfluchte sie dazu, von Mann zu Mann weitergereicht zu werden, wie sie es seiner Ansicht nach verdiente. Schließlich gelangte das Silber in die Hände von Judas Ischariot.«
    »Willst du behaupten, dass Judas ein Vampir war?«, fragte sie verwundert.
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung, ob er einer war. Da ich ihm nie begegnet bin, kann ich es nicht sagen.«
    »Heißt das, er lebt noch?« Ihre Augen wurden immer größer vor Staunen.
    »Ich habe entsprechende Gerüchte gehört«, antwortete er lächelnd.
    Temple machte eine kurze Pause, damit Vivian seine Worte erst einmal aufnehmen konnte. Dann fuhr er fort: »Irgendwann wurde das Silber zu einem Kelch eingeschmolzen. Die Tempelritter ernannten sich zu den Hütern des Kelches. Sie wollten verhindern, dass die falschen Leute ihn bekamen und die in ihm enthaltene Macht missbrauchten. Manche von ihnen tranken sogar eigens deshalb von ihm, damit sie ihn besser beschützen konnten.«
    »Hatten sie keine Angst, Vampire zu werden?«
    Er lächelte nachsichtig. »Nicht alle Vampire sind böse, Vivian.«
    Sogleich wurde sie wieder rot. »Ich weiß. Aber ich dachte, dass Gottesmänner, nun ja, es vielleicht anders sehen.«
    »Ohne Lilith hätte niemand erfahren, was die Engel vorhatten. Sie wären womöglich nie gestürzt worden. Manche halten ihr zugute, dass Luzifer aus dem Himmelreich verbannt wurde.«
    »Kein Wunder, dass niemand über sie schreibt!«, murmelte Vivian und verdrehte die Augen. »Gott verhüte, dass eine starke Frau in der Bibel auftaucht, die nicht zum Untergang der Menschheit beitrug!«
    Ihr Sarkasmus entlockte ihm ein Grinsen. »Ich schätze, dass man sie rausschrieb, weil es durch ihre Geschichte schwierig wird, alle Engel für gut und alle Dämonen für schlecht zu halten. Wie dem auch sei, sie ist seit Jahrhunderten in diesem Kelch gefangen.«
    »Aber du hast den Kelch zu Amuletten umgeschmolzen!«, sagte sie entsetzt. »Hast du sie damit denn nicht verletzt?«
    »Das bezweifle ich. In dem Kelch steckt ihre Seele, nicht ihr physisches Sein.« Er nahm eines der Amulette aus seiner Tasche und hielt es ihr an der Kette hin. »Nimm es!«
    Zunächst zögerte sie, aber dann griff sie nach der Kette. Erstaunen huschte über ihre Züge. »Es fühlt sich warm an«, bemerkte sie und lachte unsicher, »lebendig.«
    Sein Verdacht war also richtig gewesen – was ihn nicht sonderlich überraschte. Er ergriff ihre Hand. »Komm mit mir!«
    Das Amulett in der Hand, die er umfasste, hüpfte sie mit ihm vom Tisch und ließ sich aus der Bibliothek in den Hauptteil des Hauses führen.
    »Wohin gehen wir?«, wollte sie wissen, als er mit ihr die Treppe hinaufstieg.
    »Zu Brownie«, antwortete er. Seine Freundin störte sich hoffentlich nicht an ihrem Eindringen. Andererseits machte sie sich neuerdings so rar, dass ihn gewundert hätte, wäre sie überhaupt da. Ein seltsames Betragen für eine Frau, die ihre Vampirgäste gewöhnlich von vorn bis hinten umsorgte. Aber vielleicht wollte sie ihnen auch ein wenig Zeit geben, um wieder zueinander zu finden und Pläne zu schmieden. »Dort ist etwas, das du dir ansehen solltest.«
    Ohne sie eine Sekunde loszulassen, öffnete er Brownies Tür und zog Vivian in das Zimmer. Ihre Hand in seiner fühlte sich natürlich an, als wären ihre Finger geschaffen, um miteinander verwoben zu sein. Temple widerstand dem Impuls, sie fester zu halten, weil er Angst hatte, sie würde sich ihm entwinden, sobald sie sah, was er ihr zeigen wollte.
    »Du wolltest doch wissen, warum die Frauen hier dich anfangs so merkwürdig behandelten.« Er stellte sich mit ihr vor ein altes Bildnis Liliths. »Das ist der

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