Ewige Versuchung - 5
wiederauferstehen lassen?«, fragte Bishop schließlich ungläubig. »Ist das denn möglich?«
»Theoretisch ja«, antwortete Payen. »Wie realistisch es ist, kann ich nicht sagen. Das Ritual, von dem ich hörte, verlangt nach dem Herzen eines Nosferatu.«
Bishop und Marika wechselten einen Blick. »Der Orden setzte in Rumänien einen Nosferatu auf uns an«, klärte Bishop die anderen auf. »Zumindest diese eine Kreatur müssen sie zielgerichtet erschaffen haben.«
»Außerdem bedarf es für das Ritual der Schöße von Prostituierten, die sie sich, wie ich hörte, unlängst in London besorgten, nicht wahr?« Die Frage war an Saint gerichtet, der finster nickte und seine Frau in den Arm nahm. Vivian wurde die Brust eng. Ivy war mit mehreren der Mädchen befreundet gewesen, die der Orden brutal ermordet hatte.
Payen fuhr fort: »Sie brauchen natürlich auch den Gral, und das dürfte der Grund sein, weshalb sie überhaupt nach Ihnen suchten, Temple.«
»Ja, vermutlich. Ich habe den Kelch eingeschmolzen und in Form von Amuletten an die anderen geschickt, nachdem ich Gerüchte hörte, dass sich Leute nach dem Gral erkundigten – und nach mir. Ich wusste, dass es nur eine Frage der Zeit wäre, bis sie mich finden.«
Vivian staunte, dass er so vorausschauend gehandelt hatte; immerhin betonte Rupert stets, wie wenig intelligent Vampire wären.
»Aber wenn sie nur den Gral wollen, warum unternahmen sie solche Anstrengungen, um uns zu fangen?«, fragte Chapel. »Wissen sie, was Temple mit dem Kelch gemacht hat?«
Payens Miene wurde noch düsterer – sofern das überhaupt möglich war. »Eine der abschließenden Zutaten bei dem Ritual ist das Blut der ersten Vampirgeneration. Sie alle haben aus dem Gral getrunken, wie ich auch. Sie sind nur eine Stufe von Lilith selbst entfernt.«
Daraufhin wurde Vivian eiskalt. Temples Blut. Das war es, was Villiers wollte?
Ein Raunen ging durch den Salon, doch Temple hob eine Hand. »Sie sagten, unser Blut wäre
eine
der abschließenden Zutaten. Also brauchen sie auch noch andere?«
»Ja.« Nun fiel Payens Blick wieder auf Vivian. »Sie brauchen jemanden, der in direkter Linie von Lilith abstammt. Es tut mir leid, Miss Barker, aber das ist der Grund, weshalb wir auch schon seit einer Weile nach Ihnen suchen – und warum Violet versucht hat, Sie zu töten.«
Obgleich Vivian es kaum für möglich gehalten hatte, wurde ihr noch eisiger, als der gutaussehende Vampir ergänzte: »Sie sind der Schlüssel zu allem, was der Orden geplant hat.«
»Geht es dir gut?« Die Frage mochte banal anmuten, doch Temple gefiel die Anspannung um Vivians Augen und Mund nicht. Sie waren endlich allein, denn die anderen hatten sich entweder in ihre Zimmer zurückgezogen oder sich auf die Suche nach Blut begeben. Payen und Violet waren auf das Festland zurückgekehrt, wo sie nach Villiers suchen wollten, da Vivian ihnen gesagt hatte, dass er dort in Stellung zu gehen plante. Viel mehr hatte sie ihnen nicht erzählen können, doch Temple wunderte schon, dass sie bereit gewesen war, so viel zu verraten. Konnte es sein, dass sie endlich die Wahrheit begriff?
Sie nickte und trank von dem Whisky, den er ihr eingeschenkt hatte. »Ja, und ich achte darauf, Violet in absehbarer Zeit nicht den Rücken zuzukehren.«
Temple lächelte. Er verzichtete auf den Hinweis, dass er nicht ihr körperliches Wohlbefinden gemeint hatte. »Tja, sie wollte dich wirklich töten.«
»Und Rupert.« Payens Frau hatte ihnen berichtet, wie sie beinahe dem ganzen Spuk ein Ende bereitet hätte.
Temples Lächeln erstarb. »Sie hat Angst um ihren Ehemann. Sie würde alles tun, um ihn zu schützen, sogar töten.«
Vivian ging zum Schreibtisch hinüber und strich mit den Fingern über die glatte Oberfläche. »Ich beneide die beiden darum.«
Wie er auch, nur war das keine Unterhaltung, die sie jetzt führen sollten. »Würdest du um Villiers trauern, hätte sie Erfolg gehabt?«
Sie schien nicht im mindesten überrascht, dass er fragte, sondern neigte nachdenklich ihren Kopf zur Seite. »Ich würde um den Mann trauern, den ich kannte, für den ich ihn hielt.«
»Ja, ich verstehe.« Er verstand sie wirklich. Nach Lucindas Tod hatte er die Frau, die sie gewesen war, entsetzlich vermisst, und dennoch war er froh gewesen, dass das Monstrum tot war, zu dem sie wurde.
Vivian wandte sich zu ihm um, drehte das Glas in ihren Händen und beobachtete es gedankenverloren. »Mir fällt es sehr schwer, die Wahrheit zu akzeptieren. Ich
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