Ewige Versuchung - 5
hatte ich recht.«
Saint grinste. »Sie erweisen sich zweifellos als nützlich, Mr. Grey.«
Marcus erwiderte sein Grinsen. »Ich gebe mir Mühe.« Dann steckte er sich den Ring an den Finger. Er war ein wenig zu groß, aber nicht auffällig. »Mit ein bisschen Glück führt Agnes mich zum Hauptquartier des Ordens.«
»Seien Sie vorsichtig!«, riet Temple ihm. »Geben Sie acht, dass niemand Sie sieht, und gehen Sie kein unnötiges Risiko ein!«
»Ja«, entgegnete Marcus trocken, »ich bin brillant, danke. Immer wieder gern.«
Der große Vampir schmunzelte. »Und noch dazu so bescheiden, Mr. Grey. Lassen Sie sich bitte nicht gefangen nehmen, ja? Ich fände es verdrießlich, müsste ich dem Orden mitteilen, sie sollten Sie ruhig töten, falls sie versuchen, mit Ihrem Leben zu schachern.«
Marcus musste dem zustimmen. »Sehr wohl.« Er schaute auf seine Taschenuhr. »Ich mache mich lieber auf den Weg. Falls ich bis Sonnenuntergang nicht zurück bin …«
»Kommen Sie gar nicht mehr wieder«, beendete Bishop grinsend den Satz.
Vampirhumor. Wie überaus amüsant!
»Wir würden dich finden«, versicherte Chapel ihm. Marcus warf seinem Freund ein dankbares Lächeln zu. Es war schön, dass wenigstens einer hier sein Leben wertschätzte, vor allem, da er es für diese Unsterblichen aufs Spiel setzte.
Wäre er ehrlich gewesen, hätte er zugeben müssen, dass ihm die Gefahr und die Intrigen sogar ein bisschen Vergnügen bereiteten. Würde er sie vermissen, wenn es vorbei war? Wahrscheinlich nicht. Falls er überlebte, würde er überglücklich einen Schlussstrich unter all dies ziehen und zu seinen Büchern und den Ausgrabungen zurückkehren.
Er verabschiedete sich von den anderen und ging eilig zu den Stallungen. Dort sattelte er sich ein Pferd und brachte den Wallach in einen schnellen leichten Galopp. Entsprechend war er frühzeitig bei der Anlegestelle. Die ziemlich heruntergekommene Fähre lag an der Pier. Außer Marcus war nur noch ein Passagier dort, der aufs Festland übergesetzt werden wollte, und das war Agnes. Der Fährmann erklärte Marcus, er könnte sein Pferd mit hinübernehmen, doch würde es extra kosten. Marcus bezahlte und führte den Wallach an Deck.
Dort stand das junge Mädchen nahe der Reling, trat sichtlich nervös von einem Bein auf das andere und schien noch unruhiger, als Marcus geradewegs auf sie zukam.
»Guten Tag, Agnes«, begrüßte er sie und streichelte dem Wallach den Hals. »Darf ich mich zu Ihnen gesellen?«
Das Sonnenlicht blitzte auf seinem Silberring, so dass die junge Frau ihn bemerken musste. Sie sah auf den Ring, und an ihrem Blick erkannte Marcus, dass ihr das Siegel vertraut war. Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. »Natürlich, Mr. Grey.«
Marcus erwiderte ihr Lächeln. Hoffentlich würde der Rest genauso einfach!
Als Marcus später am Tag zurückkehrte, beschrieb er den Vampiren den Weg zu jenem Haus, bei dem Agnes den Brief abgegeben hatte. Es war ein kleines Cottage in dem Dorf. Schlicht und sauber, wie es wirkte, mussten dort eindeutig Menschen leben, obgleich von Villiers nichts zu sehen gewesen war. Und groß genug, um eine Armee zu beherbergen, war es bei weitem nicht. Zudem schien es nicht gerüstet, um Gefangene unterzubringen.
Sobald es dunkel wurde, flogen Payen, Violet, Bishop und Marika zu dem Haus, um es mit ihren ausgeprägten Vampirsinnen zu erforschen. Nicht einmal zwei Stunden vergingen, bis sie wiederkamen.
»Es ist offensichtlich, dass Villiers dort war«, berichtete Payen. »Im ganzen Haus riecht es nach ihm.«
»Aber er hielt sich jetzt nicht da auf«, ergänzte Bishop. »Und Marcus hat recht: In dem Cottage lassen sich weder seine Männer noch seine Ausrüstung unterbringen.«
»Also verfügt er über noch ein anderes Quartier«, sprach Temple aus, was sie alle dachten. »Eines, das er für sich behält und nur tagsüber aufsucht. Er riskiert nicht, dass wir es finden.«
»In Schottland hatten wir mit einer vergleichbaren Situation zu tun«, erzählte Reign. »Wir brauchen jemanden, der das Haus beobachtet und Villiers folgt, wenn er das nächste Mal von dort weggeht.«
»Ich kann das übernehmen«, schlug Vivian vor. »Falls er mich zufällig entdeckt, wird er nicht misstrauisch.«
»Nein!« Bei Temples lautem Widerspruch fuhren alle zusammen. Er zwang sich, leiser fortzufahren. »Aber er würde Verdacht schöpfen, wenn du versuchst, zu uns zurückzukehren oder uns eine Nachricht zukommen zu lassen.« Was er nicht sagte, war,
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