Ewiger Schwur
die früheren Besitzer, die über die kurze Spanne von zwei Jahrhunderten ein beträchtliches Vermögen vergeudet hatten und gezwungen waren zu verkaufen, lange bevor die Sowjets die weltlichen Güter ihrer gescheiterten Mitbrüder konfisziert hatten.
Zer hatte die Sowjets nicht einmal die Nasenspitze in seine private Zitadelle stecken lassen. Selbst jetzt noch war die Bar ausgestattet mit antikem Kristall und importierten Flaschen. Brends sah sein eigenes dunkles Gesicht, als er den Raum durchquerte. Verdammt. Er brauchte einen Drink. Er bekam Dathan nicht aus dem Kopf, und das sah ihm gar nicht ähnlich. Pell. Das war der Name des Mädchens. Pell hatte Dathan von innen nach außen gekehrt, und es machte Dathan anscheinend nichts aus.
Wie konnte eine einzige menschliche Frau einen gefallenen Engel so sehr verändern?
Und warum hatte Dathan nicht gegen ihren Einfluss angekämpft?
Wie dem auch sein mochte, so lange Dathan am Leben blieb, konnte Pell Arden sich auf ein längeres Leben freuen, als sie von Rechts wegen zu erwarten hatte, denn die Bündnispartnerinnen lebten genauso lange wie ihr jeweiliger Partner.
Das leise Geräusch von Schritten auf dem teuren Teppich riss Brends aus seinen Gedanken. Nael trat vor ihrem Herrn ein und durchsuchte mit kalten Augen den Raum auf potenzielle Gefahren. Die letzten fünf Jahrhunderte hatte er sich zu Zers Bodyguard gemacht. Er mochte den Sinn für Humor eines Burschenschaftlers besitzen – obwohl es schon länger keine Burschenschaftler mehr gab –, aber seine Kriegerehre war unerschütterlich. Genau wie seine Loyalität. Er würde sein Leben für ihren Herrn hingeben, und Brends respektierte das.
Zer betrat den Raum dicht hinter Nael, ohne darauf zu warten, dass der andere Mann seine Inspektion beendete, und warf Waffen auf einen ledernen Clubsessel. Dunkel. Gefährlich. Brends musterte das Gesicht seines Herrn, erkannte jedoch keine offensichtlichen Anzeichen von Ärger. »Keine weiteren Todesfälle«, bestätigte Zer. »Noch nicht. Hat dein Spürhund Witterung von dem Abtrünnigen aufgenommen?«
»Teils, teils.« Er nippte an dem Armadale, den er aus dem Getränkeschrank geholt hatte, und genoss das geschmeidige, eiskalte Brennen des Getränks. »Wir haben Spuren draußen vor ihrer Wohnung entdeckt. Einem Spürhund sind in der ersten Nacht Bewegungen aufgefallen, aber daraus ist weiter nichts geworden. Der Killer ist da draußen, Zer – ich garantiere es. Er wird herauskommen, wenn wir den richtigen Lockvogel finden.«
»Das Mädchen.«
Mischka. Verdammt! Sie hatte einen Namen, auch wenn es Brends selbst widerstrebte, Gebrauch davon zu machen. Die Sache sollte nicht persönlicher werden, als es sein musste. »Ja. Der Abtrünnige will sie, will ihre Cousine. Er wird zu ihnen kommen, und wir werden warten.«
Zer nickte und goss sich zwei Fingerbreit Wodka in ein geeistes Glas. Kippte ihn herunter, ohne auch nur mit der Wimper zu zucken. Zäher Hund. »Die Cousine ist jetzt von der Bildfläche verschwunden?«
»Dathan ist letzte Nacht ein Bündnis mit ihr eingegangen. Er bringt sie jetzt aus der Stadt. Ich werde einen Spürhund auf sie ansetzen, falls der Abtrünnige wieder seine Zielscheiben wechselt, aber meiner Meinung nach sollten sie unbelästigt bleiben. Unser Abtrünniger hat eine echte Schwäche für die andere.«
Nael mischte sich träge mit einer eigenen Einschätzung ein. »Dathan ist ein echtes Bündnis mit ihr eingegangen.« Die amüsierte Erregung in seinen Augen war offensichtlich. »Sie hat alle richtigen Worte an allen richtigen Stellen gesagt. Heißes kleines Stück. Ein Jammer, dass sie nicht in der Stimmung war zu teilen.«
Manchmal waren die neu verbündeten Frauen bereit, ihre Zeugen ebenso zu nehmen wie ihre Bündnispartner. Brends hatte nur an einer einzigen Orgie teilgenommen, aber er war sich fast sicher, dass Dathan so etwas gestern Nacht nicht zugelassen hätte, selbst wenn seine neue Bündnispartnerin dazu bereit gewesen
wäre.
Es hatte Dathan schlimm erwischt.
Irgendetwas war mit diesem Bruder los. Es musste um mehr gehen als echt – wenn man Naels Gesicht glauben durfte – heißen Sex.
Zer fasste es in Worte: »Ihr meint, es könnte etwas mehr sein? Diese Sache zwischen Dathan und seiner neuen Bündnispartnerin?«
»Sex«, sagte Brends. Er legte einen Fuß auf den Tisch. »Sie sollten es mal versuchen.«
»Und das von einem Mann, der immer noch darauf wartet, eine jahrzehntelange Dürre zu beenden.«
Er ließ die
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